Die Toyota-Bilanz: Eine einzige Enttäuschung

Die Saison 2007 war aus Toyota-Sicht eine einzige Enttäuschung, wie auch die hochrangigen Funktionäre zugeben müssen

(Motorsport-Total.com) - Mit 13 Punkten und dem sechsten Platz in der Konstrukteurs-WM - ohne den Ausschluss von McLaren-Mercedes wäre es gar nur Rang sieben geworden - schrammte Toyota 2007 ganz klar an der eigenen Vorgabe vorbei, endlich den ersten Grand Prix zu gewinnen. Als beste Resultate verbuchten Jarno Trulli (in den USA) und Ralf Schumacher (in Ungarn) je einen sechsten Platz auf ihrem Konto.

Titel-Bild zur News: Ralf Schumacher vor Jarno Trulli

Nur 2002 und 2004 war Toyota noch schlechter als im vergangenen Jahr

13 Punkte bedeuten für Toyota auch das drittschlechteste Abschneiden in bisher sechs Formel-1-Jahren - nur in der Premierensaison 2002 (zwei Zähler) und 2004 (neun) war man noch schlechter. Absolutes Highlight war im Vergleich dazu der vierte WM-Platz 2005 mit stattlichen 88 Punkten. Doch was damals noch als Aufwärtstrend auf der Schwelle zum endgültigen Durchbruch gewertet wurde, hat sich inzwischen längst als Strohfeuer entpuppt.#w1#

Howett redet nicht um den heißen Brei herum

Dementsprechend negativ fällt die Saisonbilanz von Teampräsident John Howett aus: "2007 war sicherlich ein schwieriges Jahr für Toyota. Wir machten Druck, um den TF107 früh einzuführen, damit wir vor Saisonbeginn so viele Stunden wie möglich testen können. Wir präsentierten das Auto im Januar, aber trotz harter Arbeit des Teams, das Verbesserungen erzielen wollte, gelangen uns nicht die erhofften Resultate", so der Brite.

Immerhin verbuchte er auch "einige positive Faktoren" auf der Habenseite: "Die Zuverlässigkeit war besonders zufrieden stellend, denn wir hatten während der ganzen Saison keine signifikanten Probleme mit dem Chassis oder dem Motor. Wir glauben, dass unser Motor auf höchstem Niveau ist und mit jedem Konkurrenten mithalten kann." Also bleibt die Aerodynamik als großer Schwachpunkt - trotz der hochmodernen zwei Windkanäle in der Fabrik in Köln.

Das sieht Noritoshi Arai, Technischer Koordinator des Teams, nicht anders: "Der TF107 war aerodynamisch gesehen zu empfindlich, also ging der erste Saisonabschnitt mit dem Lösen dieses Problems verloren. Erst zur Europasaison hatten wir das im Griff. Anschließend haben wir versucht, zur Konkurrenz aufzuholen - und die Daten beweisen, dass wir die Performance verbessert haben, also war die Richtung nicht falsch. Aber unsere Entwicklungsgeschwindigkeit war zu langsam", sagte er.

Kein Vorteil durch den Vasselon-Effekt

Kopfzerbrechen bereitete den schlauen Köpfen in Köln auch der Wechsel von Michelin- auf Bridgestone-Reifen - den theoretischen Vorteil, mit Pascal Vasselon einen ehemaligen Reifeningenieur am Ruder der Technikabteilung zu haben, konnte man nicht nutzen. Schwierigkeiten machte vor allem, dass am Heck im Vergleich zur Front recht wenig Grip vorhanden war, wodurch die Hinterreifen rutschten und rasch an Performance abbauten.

"Wir haben versucht, diese Situation über verschiedene Setups zu kompensieren, aber es hat fast die halbe Saison gedauert, das Thema unter Kontrolle zu bekommen", erklärte Yoshiaki Kinoshita, Vizepräsident von Toyotas Formel-1-Abteilung. Daher zog auch er ein ernüchtertes Fazit: "Wegen vieler Probleme haben wir unsere Ziele in diesem Jahr nicht erreicht", aber: "Ich glaube, dass unser Auto mehr Potenzial hatte, als man anhand der Resultate vermuten könnte."

Gass: Platz vier wäre möglich gewesen

Als "enttäuschend" bezeichneten auch Chefingenieur Dieter Gass und Teammanager Richard Cregan die Saison 2007, aber Gass vermerkte auch, dass man möglicherweise unter Wert geschlagen wurde: "Von der Performance her kämpften wir mit drei Teams um den vierten Platz. Und positiv ist auch, dass wir unsere Zuverlässigkeitsprobleme aus dem Vorjahr im Griff hatten. Natürlich hätten wir uns bessere Resultate gewünscht, aber dass das nicht klappen würde, war recht früh klar."

Dieter Gass

Dieter Gass weiß, dass sein Team die Saisonziele nicht erreicht hat Zoom

Woran das lag, konnte zum Jahreswechsel freilich noch immer niemand im Detail beantworten. Eine im Fahrerlager kursierende Theorie, die hinter vorgehaltener Hand immer wieder als Erklärung genannt wird: Die umstrittene Toyota-Philosophie aus der Serienproduktion samt all ihrer Arbeitsphilosophien wie beispielsweise Kaizen funktioniert in der vom britischen Rennfahrergeist dominierten Formel 1 einfach nicht.

Cregan stellt Kaizen und Co. dennoch nicht in Frage: "Die Formel 1 ist ein schwieriges Business. Wir müssen einen guten Kompromiss zwischen dem Formel-1-Way und dem Toyota-Way finden, denn das würde uns einen großen Vorteil gegenüber jedem anderen Team bringen. Wir repräsentieren an der Rennstrecke eines der größten Unternehmen der Welt - und das müssen wir korrekt machen", meinte er abschließend.