• 09.01.2005 15:25

Toyota-Präsentation: Interview mit John Howett

Der Teampräsident von Toyota über die Situation in der Formel 1, Kundenmotoren für Jordan und die Ziele seines Rennstalls für 2005

(Motorsport-Total.com) - Frage: "John, die Formel 1 befindet sich mit all den Veränderungen und Diskussionen im Aufruhr. Kann jetzt wieder etwas mehr Ordnung einkehren?"
John Howett: "Ich sehe es nicht so, dass die Formel 1 im totalen Aufruhr ist. Toyota stellt weltweit Studien an und die ergeben, dass die Formel 1 gemeinsam mit Leichtathletik und Fußball noch immer die Nummer eins ist. Weltweit wächst die Formel 1 um fünf Prozent pro Jahr. Es gibt also viel, worauf man in der Formel 1 stolz sein kann. Auch auf politischer Ebene, wenn man so sagen kann, sind viele Teams um konstruktive Lösungen bemüht, zum Beispiel in Zusammenhang mit dem britischen und französischen Grand Prix, dem Testlimit oder den Kosten. Manchmal reden wir uns selbst schlecht, dabei sollten wir sehen, dass die Tasse eigentlich halbvoll anstatt halbleer ist. Wir müssen nur daran arbeiten, auch die andere Hälfte positiv zu machen."

Titel-Bild zur News: John Howett

John Howett ist als Präsident verantwortlich für das Formel-1-Projekt

Frage: "Glaubst du, dass Toyota dazu beitragen kann, die Show in der Formel 1 zu verbessern?"
Howett: "Ich denke, es gibt zwei Ebenen. Erstens muss man die Involvierten auf politischer Ebene bitten, dass sie die kurzfristigen eigenen Interessen zur Seite legen und stattdessen die langfristigen Interessen des Sports fördern. Wir glauben, dass die Formel 1 Hersteller braucht. Gleichzeitig sind auch Teams wie Jordan und Minardi wichtig. Das ist kein Widerspruch. Daher sind wir zwar dafür, die Kosten zu senken, gleichzeitig streben wir aber auch nach einer technologischen Herausforderung. Wir glauben nicht, dass es unmöglich ist, dafür eine Lösung zu finden. Unsere Aufgabe ist es, Lobbying zu betreiben und Leute zu bitten, an den Sport zu denken anstatt immer nur an sich selbst. Kurzfristig wollen wir auch unsere Leistung steigern, näher an die Spitze herankommen und die Rennen dadurch spannender machen. Das ist der Job."#w1#

"Motorenregel für zwei Rennen ist definitiv positiv"

Frage: "Glaubst du, dass Toyota dank der neuen Regeln Geld sparen wird?"
Howett: "Ich denke, die Motorenregel für zwei Rennen ist definitiv positiv und ein Signal, durch das wir bei den variablen Kosten einsparen können. Darum konnten wir auch ein Kundenteam aufnehmen. Es gibt auch andere Alternativen. Wenn wir endlich eine Testbeschränkung ins Leben rufen könnten, würden wir Fixkosten einsparen und gleichzeitig die Show dorthin verlagern, wo sie von den Fans gesehen wird, nämlich an die Rennstrecke im Rahmen der Grand-Prix-Wochenenden."

Frage: "Ihr rüstet ab 2005 Jordan mit Motoren aus. Ist das eher ein Vor- oder ein Nachteil?"
Howett: "Wir haben das gemacht, weil wir denken, dass es notwendig ist, die kleinen Teams in der Formel 1 zu unterstützen. Wir haben immer versprochen, dass wir ein Kundenteam beliefern werden, wenn die Lebensdauer der Motoren erhöht und die Anzahl der Testtage reduziert wird. Jetzt haben wir das gemacht. Am liebsten wäre uns, wenn andere Hersteller diesem Weg folgen würden. Am wichtigsten ist einmal, dass wir eine funktionierende Kooperation aufbauen und sicherstellen, dass Toyota konkurrenzfähiger wird. Damit sind wir gerade beschäftigt."

Frage: "In den letzten Monaten hattet ihr mit der Umstrukturierung in der Fabrik und der Veränderung der Arbeitsmethoden alle Hände voll zu tun. Wie läuft es damit?"
Howett: "Ich glaube, wir haben das Team auf ein vernünftiges Level gebracht. Natürlich liegt vor uns noch ein langer Weg, aber wir haben sinnvolle Änderungen eingeleitet, auf die wir jetzt aufbauen können. In einem so konkurrenzfähigen Feld muss sich eine Organisation wie wir jeden Tag fragen, was sie macht. Es ist noch eine Menge zu tun, aber wir haben eine gute Basis dafür gelegt, in Zukunft ein starkes Grand-Prix-Team zu werden."

Howett wünscht sich die beste Toyota-Saison bisher

Frage: "Was sind deine persönlichen Ziele für Toyota in der kommenden Saison?"
Howett: "In erster Linie soll es unsere bisher konkurrenzfähigste Saison werden. Da bin ich recht zuversichtlich. Für mich ist das das erste Ziel. Das zweite ist die Fortsetzung der harten Arbeit, damit wir so schnell wie möglich ein Grand-Prix-Team auf höchstem Niveau werden können."

Frage: "Sicher freust du dich schon auf die Zweikämpfe zwischen Ralf Schumacher und Jarno Trulli, nicht wahr?"
Howett: "Wir sind sehr froh, sie an Bord zu haben. Ich denke, gemeinsam mit Ricardo und Olivier sind sie ein echtes Dream-Team. Sie werden von uns gleichwertiges Material erhalten, und wenn sich daraus Zweikämpfe ergeben, nehmen wir das mehr als zufrieden zur Kenntnis. So etwas macht Spaß, möge der Bessere gewinnen! Beide sind sehr talentiert. Hoffen wir, dass sie mit ihren Toyotas an der Spitze mitmischen können."