• 01.10.2008 11:46

Toyota in Singapur: Erwartungen nicht erfüllt

Timo Glock erreichte in Singapur zwar den sehr guten vierten Platz, insgesamt hatte sich Toyota als Team aber mehr ausgerechnet

(Motorsport-Total.com) - Viele enge Kurven, hohe Temperaturen - von der Papierform her hätte Singapur für Toyota ähnlich wie Budapest ein erfolgreicher Grand Prix werden müssen. Mit fünf Punkten durch Timo Glock war das Abschneiden unterm Strich auch gar nicht so schlecht, doch das Team hatte eigentlich damit gerechnet, auch Jarno Trulli in die Top 8 zu bringen.

Titel-Bild zur News: Timo Glock

Timo Glock erzielte in Singapur sein zweitbestes Resultat der Saison

Die Basiseinstellung war schon vor dem Wochenende klar: "Das Aerodynamikpaket, das wir nach Singapur mitgebracht hatten, war auf den nach Ungarn zweithöchsten Abtrieb abgestimmt. Dank der Modifikationen, die wir seit Monaco eingebracht hatten, war es aber effektiv wohl die Version mit der höchsten Anpresskraft, die wir in dieser Saison eingesetzt haben", analysierte Noritoshi Arai, Toyotas Direktor für Technische Koordination.#w1#

Überraschende Bodenwellen

Die Flügeleinstellungen erwiesen sich als passend, allerdings hatte man nicht mit den Bodenwellen gerechnet: "Nach der ersten Sitzung war klar, dass der Marina Bay Circuit wesentlich welliger war, als wir erwartet hatten. Für das zweite Training haben wir daher die Bodenfreiheit des Autos besser an die Strecke angepasst", so Arai. Außerdem gab es Schwierigkeiten mit einem leichten Untersteuern in langsamen Kurven und leichtem Übersteuern in mittelschnellen und schnellen Kurven.

"Das Qualifying", fuhr Arai fort, "endete etwas enttäuschend, weil wir geglaubt hatten, stark genug für ein besseres Abschneiden zu sein. Was Jarno am Einzug in den dritten Durchgang hinderte, waren weder Fahrerfehler in der Angriffsrunde noch ein Problem beim Auto selbst. Ich glaube, die Ursache ist eher der Reifenwahl zuzuschreiben. Wir gingen mit der Absicht ins Q1, wenigstens jeweils eine Angriffsrunde mit der weichen und der superweichen Reifenmischung zu fahren."

"Jarno geriet auf seiner zweiten Attacke mit den superweichen Reifen aber in unerwarteten Verkehr und war gezwungen, die Runde abzubrechen und wieder an die Box zu kommen. Dies verhinderte eine korrekte Bewertung der Supersofts. Angesichts dieser Situation ließen wir Jarno dann die erste Attacke im Q2 auf den superweichen Reifen fahren. Im Nachhinein wäre es vielleicht besser gewesen, ihn im Q2 beide Angriffsrunden mit den weichen Reifen fahren zu lassen", so der Japaner.

Kleine Ernüchterung im Qualifying

Und weiter: "Derweil absolvierte auch Timo mit demselben Programm wie Jarno die erste heiße Runde im Q2 mit Supersofts und wechselte dann für seine zweite Attacke auf die weiche Mischung. Timo fuhr eine tolle Angriffsrunde im Bereich von 1:44 Minuten, was große Hoffnungen auf eine noch bessere Zeit im abschließenden Q3 weckte. Wir hatten gehofft, uns um zwei oder drei Ränge höher zu qualifizieren, dies blieb uns aber verwehrt."

"Wir wählten für unsere beiden Piloten unterschiedliche Rennstrategien. Für Timo wählten wir zwei Boxenstopps, während Jarno das Rennen mit einer Einstoppstrategie antrat. Dies spiegelte natürlich die jeweiligen Startpositionen wider, wir gingen aber auch davon aus, dass auf dem Marina Bay Circuit mit Eingriffen durch das Safety-Car zu rechnen war. Nach meinem Eindruck haben sich diese Strategieentscheidungen auch ausgezahlt", bilanzierte Arai.


Fotos: Toyota, Großer Preis von Singapur


Der "Trulli-Train" ist wieder da

In der Rennanalyse führt jedoch kein Weg daran vorbei, dass das Safety-Car Toyota geholfen hat. Trulli war mit seinem schweren Auto im ersten Stint um bis zu drei Sekunden langsamer als der Rest und hielt alle anderen hinter sich massiv auf. Durch die Boxenstopps und Zeitstrafen während und nach der Safety-Car-Phase wurde er jedoch bis auf den ersten Platz nach vorne gespült, ehe er wieder zurückfiel und später ausschied.

Arai: "Timo fuhr in diesem mörderischen Rennen ein tolles Resultat ein und erreichte seine beste Platzierung seit Ungarn, wo er Zweiter wurde. Jarno bewies mit seiner schweren Benzinlast im ersten Stint erneut seine Standfestigkeit und hätte ohne den Ausfall wohl ebenfalls WM-Punkte geholt. Für Jarno ist dies natürlich jammerschade, schließlich kämpfte er sehr hart und fuhr ein sehr gutes Rennen, bis ihn das Hydraulikproblem außer Gefecht setzte."

"Unser Ziel für den Großen Preis von Singapur war, beide Fahrer in die Punkteränge zu bringen. Es versteht sich daher, dass wir vom Ausgang etwas enttäuscht sind", seufzte der Toyota-Mann. Umso mehr wollen die Japaner nun bei ihrem bevorstehenden Heimrennen in Fuji wieder glänzen. Die gesamte Vorstandsriege wird dort anwesend sein, weshalb man Glock oder Trulli am liebsten sogar auf dem Podium sehen würde.