• 26.06.2006 12:37

  • von Adrian Meier

Toyota hofft in den USA auf eine gute Show für die Fans

Jarno Trulli und Ralf Schumacher halten den Startverzicht des vergangenen Jahres noch immer für richtig - Strecke fordert "unmögliche Kompromisse"

(Motorsport-Total.com) - Nach einem für Toyota immerhin zur Hälfte erfolgreichen - Jarno Trulli konnte als Sechster drei WM-Punkte für den in Köln beheimateten Rennstall sammeln, Ralf Schumacher schied dagegen aus - Grand Prix von Kanada am vergangenen Wochenende blickt das japanische Team bereits auf den in nur einer Woche anstehenden Grand Prix der USA voraus, der den zweiten Teil des Abstechers der Formel 1 nach Nordamerika darstellt.

Titel-Bild zur News: Jarno Trulli

Toyota möchte in Indianapolis zu einer guten Show für die Fans beitragen

Nachdem auch die Toyota-Piloten im vergangenen Jahr aufgrund von Reifenproblemen des damaligen Reifenpartners Michelin - seit dieser Saison ist Toyota auf Bridgestone-Pneus unterwegs - das Rennen nicht bestritten, freuen sich Ralf Schumacher und Jarno Trulli bereits auf das Rennwochenende in Indianapolis, wo man die Fans mit einer guten Show und einem spannenden Grand Prix für das Skandalrennen von 2005 entschädigen möchte.#w1#

Startverzicht im vergangenen Jahr war richtig

Die Entscheidung des Vorjahres, aufgrund von Sicherheitsbedenken Michelins nicht zu starten, halten beide jedoch nach wie vor für richtig: "Es war für die Teams eine harte Entscheidung, nicht im Rennen anzutreten, und es war besonders hart für die Fans, die angereist waren, um das Rennen zu sehen", erklärte Schumacher. "Aber dennoch war es die richtige Entscheidung, denn es war eindeutig zu unsicher, das Rennen zu fahren. Die Sicherheit der Piloten muss an erster Stelle stehen", stellte der Deutsche klar.

"Die Sicherheit der Piloten muss an erster Stelle stehen." Ralf Schumacher

"Es liegt im Naturell eines Rennfahrers, Rennen bestreiten zu wollen", verdeutlichte er überdies, dass auch die Piloten liebend gerne eine reibungslose Veranstaltung mit einem richtigen Rennen gesehen hätten. "Aber ich hoffe, dass die Fans es verstehen werden, dass das im vergangenen Jahr einfach unmöglich war. Wir müssen nun einfach hoffen, dass wir diesmal ein problemloses Rennen haben werden, so dass sich die amerikanische Öffentlichkeit darauf freuen kann, die Formel 1 so zu sehen, wie sie in Wirklichkeit ist."

Auch Jarno Trulli denkt zunächst an die Ereignisse des vergangenen Jahres, wenn die Sprache auf Indianapolis fällt: "Der Grand Prix der USA des vergangenen Jahres war ein unglückliches Wochenende, und mir taten besonders die Zuschauer leid, die zu der Veranstaltung gekommen waren", erklärte der Italiener, der die Entscheidung jedoch ebenfalls nach wir vor als richtig ansieht: "Wir hatten am Renntag keine Wahl, denn das Risiko für die Fahrer war zu groß."

Hoffen auf ein gutes Rennen in diesem Jahr

Gerade für Trulli war das Abbiegen der Michelin bereiften Autos in die Boxengasse direkt nach der Einführungsrunde jedoch frustrierend, schließlich war Toyota an jenem Wochenende stark unterwegs, der Italiener hatte sich gar die Pole Position sichern können: "Natürlich war es hart, aus dem Auto auszusteigen, aber obwohl ich auf der Pole Position stand, hätte ich unter diesen Bedingungen nicht im Rennen antreten wollen", stellte der 31-Jährige klar.

"Jetzt hoffen wir diesmal einfach auf ein besseres Wochenende für alle Beteiligten." Jarno Trulli

"Jetzt hoffen wir diesmal einfach auf ein besseres Wochenende für alle Beteiligten. Indianapolis ist eine ganz spezielle Anlage, und ich genieße die Atmosphäre, die sowohl an der Strecke als auch in der Stadt herrscht, da die Leute so freundlich sind", fügte Trulli hinzu. Dem konnte sich Schumacher nur anschließen: "Die Atmosphäre ist in Indianapolis normalerweise großartig, und ich hoffe, dass dies auch in diesem Jahr wieder der Fall sein wird."

Die Strecke selbst stellt dabei wie so oft sehr gegensätzliche Anforderungen an die Boliden: "Die Organisatoren haben mit der Strecke im Speedway wirklich einen guten Job gemacht, und die Herausforderung besteht darin, das Auto für eine gute Höchstgeschwindigkeit auf der langen Ovalsektion abzustimmen, während man im engen Infield die nötige Stabilität halten muss", erläuterte der Deutsche.

Trulli hofft nach seinen ersten Punkten auf eine Trendwende

Teamkollege Trulli, der in Kanada nach sehr viel Pech in der bisherigen Saison endlich seine ersten WM-Punkte hatte einfahren können, hofft indes auf ein weiteres gutes Ergebnis: "Bislang verlief diese Saison für mich nicht sehr glücklich, aber wir haben unsere Performance im Saisonverlauf definitiv verbessert, die Punkte in Kanada waren sehr angenehm", erklärte der Italiener.

"Ich bin recht zuversichtlich, das Jahr gut abschließen zu können, und ich denke, dass ich mir das Recht eines Schicksalswechsels verdient habe", spielte er auf seine nicht enden wollende Pechsträhne vor dem gestrigen Rennen in Montréal an. "Aber das Wichtigste bleibt, dass ich einfach hoffe, dass wir in Indianapolis den Fans eine gute Show zeigen können und somit versuchen, die Erinnerungen an vergangenes Jahr vergessen zu machen."

Indianapolis erfordert einen großen Kompromiss

Auch Chefdesigner Pascal Vasselon hat die Ereignisse aus 2005 noch in guter Erinnerung: "Die unglaubliche Geschichte des Grand Prix der USA im Vorjahr zeigt einfach, was für eine einzigartige Strecke Indianapolis ist", gab der Franzose zu Protokoll. "Die Strecke hat miteinander im Konflikt stehende Anforderungen, die zu unmöglichen Kompromissen sowohl bei der Aerodynamik, als auch bei den Reifen führen", beschrieb Vasselon, der vor seinem Wechsel zu Toyota viele Jahre bei Michelin tätig war.

"Die Strecke hat miteinander im Konflikt stehende Anforderungen, die zu unmöglichen Kompromissen führen." Pascal Vasselon

"Man würde für die Ovalsektion, wo deutlich über 20 Sekunden mit Vollgas gefahren wird, gerne mit einer Konfiguration mit wenig Abtrieb fahren, wie wir sie beispielsweise in Monza verwenden", erklärte er das Dilemma für die Teams. "Sobald man dann ins Infield einfährt, hätte man gerne eine Konfiguration mit viel Abtrieb wie in Monaco. Bezüglich der Reifen benötigt man Grip in der langsamen Infield-Sektion, aber man kann keine zu weichen Pneus verwenden, denn die Abnutzungsrate an den Hinterreifen ist aufgrund des rauen Asphalts auf dem Oval sehr hoch."

"Die Situation im vergangenen Jahr trat auf, weil die Indianapolis-spezifischen Kräfte auf die Reifen und die Streckenbedingungen auf einem Prüfstand schwierig zu simulieren waren", erläuterte Vasselon weiter. "Beide Reifenfirmen werden für 2006 ihre Schlüsse daraus gezogen haben, und wir hoffen auf ein wesentlich fröhlicheres Rennen in diesem Jahr. Der Indianapolis Motor Speedway ist eine speziell gebaute Anlage, deren Anforderungen wir in Europa nicht haben. Überdies ist es eine wundervolle Anlage, um Rennsport zu verfolgen", schwärmte Vasselon abschließend.