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  • 11.05.2014 09:46

  • von Dieter Rencken

Tost: "Unmengen von Geld für absolut nichts"

Der Toro-Rosso-Teamchef hält eine Budgetobergrenze für nicht kontrollierbar und die wieder eingeführten Testfahrten für reine Geldverschwendung

(Motorsport-Total.com) - Die FIA-Pressekonferenz am Freitag stand ganz im Zeichen der Kostenproblematik in der Formel 1. Während sich die Vertreter von Sauber, Force India, Marussia und Caterham als "kleine" Teams der Königsklasse weitgehend einig waren, tanzte einer aus der Reihe: Franz Tost. Als Teamchef von Toro Rosso ist der Österreicher in beiden Lagern zu Hause. Im Interview erklärt er, welche Vorschläge er für erschwinglicheren Motorsport parat hat und warum er von einem Budgetdeckel nichts hält.

Titel-Bild zur News: Franz Tost

Franz Tost will nicht weiter Geld für die Testfahrten auf den Kopf hauen Zoom

Frage: "Franz, ihr seid ein Team, das mit einem relativ Budget operiert. Auf der anderen Seite gehört ihr zu einem großen Konzern, der seine Gründe hat, eine Kostenkontrolle abzulehnen. Wo stehst du in dieser Frage?"
Franz Tost: "Das hat nichts damit zu tun, ob das Team oder das Budget groß oder klein sind. Die großen Hersteller haben klargemacht, dass eine Budgetobergrenze nicht kontrolliert werden kann, weil sie es nicht zulassen werden, dass irgendwelche Kontrolleure die gesamte Buchhaltung überprüfen. Für mich hat das nichts mit dem Etat zu tun."

"Ob groß oder klein, solange man es nicht kontrollieren kann, solange dort keine Steuerberater herein marschieren und sich das ansehen, ist es nutzlos. Das ist meine persönliche Sicht der Dinge. Wir können nur etwas auf die Beine stellen, wenn wir alle sicher und überzeugt sind, dass es kontrolliert wird. Aktuell sieht es so aus, als ginge das nur über das Sportliche und das Technische Reglement."

Geldverbrennungsmaschine Testfahrten

Frage: "Aber was soll denn sonst unternommen werden, um die Kosten zu senken?"
Tost: "Das habe ich schon in der FIA-Pressekonferenz erklärt: Nehmen wir die Testfahrten. Wir geben eine Unmenge von Geld für absolut nichts aus. Wir sind hier seit Donnerstag an der Strecke, fahren am Freitag, Samstag, Sonntag und dann noch Tests am Dienstag und Mittwoch. Wir bringen ja nicht nur die Autos mit, sondern auch Teile. Das heißt, viele Teile werden produziert. Wir bringen ein zusätzliches Auto, denn die Rennwagen gehen in der Zwischenzeit zurück nach Hause, um für Monaco vorbereitet zu werden. Wir holen zusätzliche Leute, die eingeflogen werden, andere fliegen zurück."

"Das ist überhaupt nicht das, was wir im vergangenen Jahr besprochen haben. Da hieß es: 'Wir bringen dieselbe Mannschaft mit und dasselbe Auto.' Es bringt gar nichts, denn nach drei Tagen Rennbetrieb wissen wir etwas über den Wagen. Es sind ja nicht nur die Tests, die Teile sind entscheidend. Entwicklung und Forschung sind das, was die Kosten in die Höhe treibt. Deshalb führt der Weg über das Sportliche und das Technische Reglement, wie wir es zuvor hatten, als wir nicht testen durften. Für mich ist das logisch und die gleiche Argumentation, die auch die Strategiegruppe hat. Mit den Argumenten der anderen Teams hat es nicht viel gemein."


Fotos: Toro Rosso, Großer Preis von Spanien, Freitag


Obergrenze mit vielen Variablen

Frage: "Aber die Testfahrten hat doch die Strategiegruppe wieder eingeführt."
Tost: "Nein, es wurde nicht direkt von der Strategiegruppe eingeführt. Es wurde diskutiert und man hat sich darauf geeinigt. Wenn ich mich richtig erinnere, gab es eine Abstimmung und es waren nur Red Bull und Toro Rosso gegen die Testfahrten. Aber es ist entschieden."

Frage: "Du bist also für Sparen, nicht für eine Budgetobergrenze."
Tost: "Ich bin dafür, die Kosten zu reduzieren."

Jean-Eric Vergne

Toro Rosso will kostengünstiger, aber nicht mit einer Obergrenze operieren Zoom

Frage: "Auf welche Summe?"
Tost: "Das kommt darauf an, welche Wege wir finden, um die Kosten zu senken. Natürlich kann man wie Monisha (Sauber-Teamchefin Kaltenborn, Anm. d. Red.) sagen, dass wenn man überall verknappt, am Ende eine Budgetgrenze herauskommt. Aber das ist nicht das Gleiche. Für mich bedeutet das, dass die Regeln sagen: 'Du darfst nur 100 Millionen ausgeben, basta.' Dann gibt die Diskussion über die Währung und darum, was beinhaltet ist und was nicht. Das Marketing nicht, die Fahrer nicht, die Motoren am Ende auch nicht, fantastisch. Wovon reden wir überhaupt? Ich hoffe, dass wir einen Weg finden, uns über das Sportliche und das Technische Reglement zu helfen."