Toro-Rosso-Teamchef: Einige Fahrer unterschätzen Formel 1

Franz Tost glaubt, dass viele Piloten die Herausforderungen der Formel 1 unterschätzen - Carlos Sainz und Max Verstappen zählt er allerdings nicht dazu

(Motorsport-Total.com) - Franz Tost hat in seiner Zeit in der Formel 1 bereits mit einigen Piloten zusammengearbeitet. Als Teamchef von Red Bulls Juniorteam Toro Rosso hatte er unter anderem auch Daniel Ricciardo und den viermaligen Weltmeister Sebastian Vettel unter seinen Fittichen. 2015 hat der Österreicher mit Carlos Sainz und Max Verstappen gleich zwei Rookies in seinem Team. Umso wichtiger ist es für ihn, dass die Einstellung seiner Piloten stimmt.

Titel-Bild zur News: Franz Tost

Teamchef Franz Tost glaubt, dass seine Piloten gut auf die Formel 1 vorbereitet sind Zoom

"Ich nenne die heutige Generation die vierte Kartgeneration. Alain Prost gehörte zur ersten, da fuhr man ein bisschen Kart. Die zweite, zu der ich Ayrton Senna und Michael Schumacher zähle, ist schon Rennen im Sommer wie im Winter gefahren. Die dritte, zu der Sebastian Vettel, Lewis Hamilton und Nico Rosberg gehören, haben noch mehr Rennen bestritten", erklärt Tost gegenüber der 'NZZ' und kommt anschließend auf seine beiden neuen Piloten zu sprechen.

"Die Fahrer der vierten Generation besitzen zwei Karts, leben quasi nur noch auf der Kartbahn und kommen mit einem ganz anderen Ausbildungsniveau zum Formel-Rennsport. Sie bewegen sich auf einem völlig anderen Level. Es ist nicht entscheidend, wie alt ein Fahrer ist, sondern wie viele Jahre er in seiner Kindheit und Jugend auf der Kartstrecke verbracht hat, wie viele Rennen er absolvierte und wie er sich in dieser Zeit entwickelte. Entscheidend ist der Gradient seiner Lernkurve", so Tost.

Auf die Frage, ob nicht trotzdem die Gefahr bestehe, dass seine Fahrer die Herausforderung in der Formel 1 unterschätzen, antwortet der 59-Jährige: "Nicht von unseren Piloten, aber vielleicht von denen, die glauben, es sei zu leicht geworden. Ich habe noch Fahrergenerationen erlebt, die einen Fitnessraum nicht von innen gesehen haben. Das wäre heute undenkbar. Der Fahrer hätte keine Chance, die Konzentration und damit das Tempo zu halten."

Er erinnert sich: "Früher hielten manche untrainierten Fahrer vor Rennende an, sprachen von technischen Problemen. In Wirklichkeit waren sie physisch nicht mehr in der Lage, das Rennen zu beenden. Die Formel 1 fordert die Fahrer inzwischen 365 Tage im Jahr. Sportler anderer Sportarten werden sich vielleicht wundern, wie viel Verstappen, aber auch Rosberg oder Vettel trainieren müssen, um den Belastungen standzuhalten."


Fotostrecke: Die Formel-1-Piloten 2015 im Porträt

"Es geht darum, dass die Fahrer auch in der letzten Runde noch voll konzentriert sind und mit geistiger Frische alles herausholen können, was in ihnen und im Auto steckt. Die jungen Piloten unterschätzen vielfach, wie sehr allein schon ein Grand-Prix-Ablauf von Donnerstag bis zum Sonntagabend die Kräfte raubt, geschweige denn eine ganze Saison", so Tost. Als Ziel für die Formel-1-Saison 2015 hat Toro Rosso den fünften WM-Platz ausgegeben.

"Die Formel 1 fordert die Fahrer inzwischen 365 Tage im Jahr." Franz Tost