• 25.09.2001 14:34

  • von Fabian Hust

Tomas Enge im Interview

Der Formel-1-Neuling spricht über sein erstes Formel-1-Rennen und seine Zukunftsträume

(Motorsport-Total.com/Haymarket) - Völlig unerwartet kam für Tomas Enge die Möglichkeit, sein erstes Rennen zu fahren. Der Tscheche war zwar für seinen ersten Test im Prost fest eingeplant gewesen, doch dass er gleich danach fahren dürfte, damit hatte keiner gerechnet. Der Unfall von Luciano Burti gab dem 25-Jährigen so die Möglichkeit, auch direkt auf der Rennstrecke zu zeigen, was in ihm steckt. Sicherlich ist er kein Supertalent, denn seine Karriere durch die Fiestas, Formel Fords dieser Welt und anschließend der Deutschen Formel 3 und Formel 3000 verlief gut, aber ohne dass er für Aufsehen gesorgt hätte. Dennoch fuhr er in Monza das Rennen zu Ende und war in seiner schnellsten Rennrunde nur 0.249 Sekunden langsamer als Heinz-Harald Frentzen.

Titel-Bild zur News: Tomas Enge

Tomas Enge ist mit seinem Formel-1-Debüt zufrieden

Frage: "Warst du mit deiner Zielankunft zufrieden?"
Tomas Enge: "Ich bin sehr glücklich. Nach all den Problemen, die wir am Samstag im Freien Training und Qualifying und dann im Warm Up mit dem Motor hatten bin ich sehr glücklich, dass ich das Rennen ohne Probleme auf der Motoren- oder Autoseite beenden konnte und dass es auch von meiner Seite aus gut lief."

Frage: "An was hast du dich am schwierigsten gewöhnt?"
Enge: "Die Bremspunkte zu finden und die richtigen Geschwindigkeiten für das Hineinfahren in die Kurven. Und generell auch das Verwenden der Bremsen, was ich natürlich im Rennen dann herausfand."

Frage: "War es für dich schwierig, ein Debüt zu geben wo so viel anderes passierte?"
Enge: "Es war nicht einfach. Aber ich hatte mehr mein Formel-1-Debüt im Kopf als die anderen Dinge, die da um mich herum vorgefallen sind."

Frage: "Hat dich die Diskussion um das Überholen am Start abgelenkt?"
Enge: "Damit hatte ich kein Problem. Ich ging sowieso als 20. ins Rennen und mein Hauptziel war es gewesen, ins Ziel zu kommen. Ich war nicht vorbereitet, in der ersten Schikane fünf Leute zu überholen oder in der zweiten einen! Also hatte ich damit kein Problem. Ich unterschrieb den Brief, aber auf der Startaufstellung kam Michael zu uns und sagte uns, dass die Entscheidung, die wir beim Fahrermeeting machten, gecancelled wurde. Wir sollten einfach unsere Konzentration aufrecht halten und keine dummen Dinge tun. Und das tat ich auch. Ich hätte so oder so keine dummen Sachen gemacht, aber es war hilfreich, einen vierfachen Weltmeister zu haben, der kommt, und mich ein wenig unterstützte! Das Rennen war gut, abgesehen von der ersten Schikane, als ich über Buttons Flügel fuhr - ich konnte es nicht verhindern. Das zerstörte mein Bargeboard. Abgesehen davon war es gut."

Frage: "Ist für dich nun ein Traum wahr geworden?"
Enge: "Klar, das war für mich, meinen Manager, meinen Vater und alle tschechischen Leute für mehr als sechs Jahre ein Traum. Aus diesem Grund bin ich froh, hier zu sein. Ich bin stolz, Tscheche zu sein und ich hoffe, dass ich mein Land sehr gut repräsentieren kann. Es bedeutet, dass endlich jemand aus Osteuropa in die Formel 1 gekommen ist, wo sonst nur Westeuropäer und Brasilianer fahren. Das lag in der Vergangenheit an der politischen Situation und ich denke, dass es von da an eine Weile brauchte, aber jetzt beginnt sich alles zu entwickeln. Ich hoffe, dass wir hier so lange wie möglich bleiben können."

Frage: "Gibt es jetzt ein paar Sponsoren in der Heimat?"
Enge: "Klar. Nicht nur die politische, auch die wirtschaftliche Situation ist jetzt besser. Es gibt ein paar Sponsoren, die mir geholfen haben, in die Formel 1 zu kommen."

Frage: "Gab es viel Interesse?"
Enge: "Zu Beginn der Woche, als wir der Presse mitteilten, dass wir in Monza fahren würden, da gab es einen regelrechten Boom und eine Menge Leute wünschten mir viel Glück. Ich hoffe, dass das ganze Land hinter mir steht."

Frage: "Alles ging nach Spa so schnell. War das für dich gut oder hättest du es vorgezogen ein wenig mehr Vorbereitungszeit zu haben?"
Enge: "Ich dachte darüber nach, bin aber der Meinung, dass es besser ist, dass es jetzt passiert ist als nach dem Winter. Klar hatte ich gemischte Gefühle wegen Lucianos Unfall, für den es mir sehr Leid tut. Ich hoffe, dass er sich schnell erholt und er wieder in die Formel 1 zurückkommen wird."

Frage: "Wie ist das Team?"
Enge: "Das Team ist großartig. Ich meine das Auto, der Motor, alles ist perfekt und ich bin sehr enthusiastisch und freue mich auf die Zukunft."

Frage: "Du hast für die Vergangenheit für Jordan getestet? Wie war das?"
Enge: "Das ist richtig, vor zwei Jahren. Ich kann es nicht richtig vergleichen, da die Reifen anders waren und diese jetzt viel weicher sind. Und das damals war für mich auch kein richtiger Test, weil ich nicht das Maximum gab, ich konnte also nicht wirklich herausfinden, wie gut das Auto ist."

Frage: "Hoffst du, im nächsten Jahr einen Jahresvertrag zu erhalten?"
Enge: "Nun, wir versuchen alles, um für das nächste Jahr ein Formel-1-Cockpit zu bekommen. Es wird natürlich schwierig werden aber ich hoffe, dass ich mir mit meinen Ergebnissen helfen kann, mir einen Platz zu verschaffen."