• 09.07.2002 09:02

  • von Fabian Hust

Todt: "Wir müssen konzentriert bleiben"

Rennleiter Jean Todt will in dieser Saison noch so viele Rennen wie möglich zusammen mit dem Ferrari-Team gewinnen

(Motorsport-Total.com) - Ferrari hat derzeit gut Lachen. Michael Schumacher liegt bei verbleibenden sieben Rennen mit 54 Punkten Vorsprung vor Teamkollege Rubens Barrichello in Führung. Der WM-Titel für den Deutschen ist also nur noch eine Frage der Zeit, spannend wird es vielleicht noch um die Vergabe des Vizetitels, den man sich natürlich ebenfalls sichern möchte. Schon beim nächsten Rennen in Magny-Cours kann man sich den Fahrertitel sichern, auf den Konstrukteurstitel muss man sich noch ein paar Rennen länger gedulden.

Titel-Bild zur News: Jean Todt (Ferrari)

Jean Todt: Man kann nicht ewig dominieren, irgendwann ist Schluss

"Um Weltmeister zu werden muss Michael in sieben Rennen 15 Punkte holen", erklärt Ferrari-Sportdirektor Jean Todt. "Wenn ein anderer Fahrer, der dicht hinter Michael liegt, die nächsten sieben Rennen gewinnt, dann wäre es für ihn möglich, Michael zu schlagen, aber das wäre sehr schwierig. Aber es kann passieren und aus diesem Grund müssen wir konzentriert bleiben. In der Konstrukteursmeisterschaft ist es ein wenig offener, aber auch hier sind wir in einer guten Ausgangslage."

Auf die Frage, ob Ferrari jemals daran geglaubt hat, dass man den Titel früher einfahren kann als jemals ein Fahrer in der Formel-1-Geschichte zuvor meint Todt: "Mathematisch ist das möglich, aber es wäre sehr vermessen und respektvoll, wenn die anderen Teams sagen würden, dass wir das planen. Das ist nicht etwas, das wir planen. Es ist immer noch fantastisch, die Möglichkeit zu haben, die Weltmeisterschaft zu gewinnen. Nun scheinen wir in einer richtig starken Position zu sein, die Fahrerweltmeisterschaft mit Michael zu gewinnen. Wir werden sehen, wenn es so weit ist, ob es dazu kommen wird."

Keine Frage, Erfolg ist für Todt eine Art Droge. "Ja, es ist gut, wenn man erfolgreich ist, denn wir strengen uns so sehr an, um erfolgreich zu sein und es ist die beste Belohnung, die man erwarten kann, besonders wenn man weiß, wen man vor sich hat: sehr starke Teams, sehr gute Teams, sehr gute Motorenhersteller, sehr gute Reifenfirmen. Es ist herausfordernd aber es motiviert jeden im Team, Gas zu geben."

Auch wenn Jean Todt aus Frankreich kommt, ist es ihm nicht so wichtig, dass Ferrari den Sack schon beim nächsten Rennen auf französischem Boden gutmacht: "Um ehrlich zu sein ist es der Sieg, der zählt, ob er nun in Frankreich, in Deutschland oder in Budapest kommt. Es ist wichtig vor Suzuka zu gewinnen, ich möchte die Entscheidung nicht im letzten Rennen. Wir haben damit schon ein paar schlechte Erfahrungen gemacht und das dürfen wir nicht vergessen."

Für die Gegner wäre es natürlich eine schlechte Nachricht, wenn Ferrari den Titel so früh einfahren kann, besonders auch im Hinblick auf das nächste Jahr, da dann Ferrari für die kommende Saison früher Zeit investieren kann: "Es sind noch sieben Rennen zu fahren. Wir haben schon mit dem Auto und dem Motor für 2003 begonnen. Wir wissen, dass die Saison viel mit der Entwicklungsarbeit an den Reifen zusammen mit Bridgestone zu tun hat, denn es ist nicht nur ein Ergebnis von Ferraris Arbeit sondern eine Kombination von Arbeit, die wir mit unseren technischen Partnern und natürlich mit Bridgestone erledigt haben."

Viele sagen, dass die sieben Siege von Michael Schumacher in nur zehn Rennen langweilig sind, doch das sieht der Franzose nicht so: "Ich denke, dass niemand sagen kann, dass dies heute ein langweiliges Rennen war. Ich denke, dass es sehr herausfordernd, sehr interessant war, dass viele Dinge passiert sind. Rubens ist ja schließlich von hinten vorgefahren, es wurden Reifen gewechselt, es hat geregnet, es war also ein sehr schwieriges Rennen. Damit will ich schon sagen, dass Ferrari und Bridgestone die Meisterschaft 2002 nach zehn Rennen dominieren. Hoffentlich können wir dieselbe Aussage nach 17 treffen."

Dass Ferrari aber auch all die nächsten Jahre dominieren wird, glaubt Todt nicht: "Es ist eine Welt, in der sich die Dinge sehr schnell ändern können. Am Samstag hat Montoya eine sehr gute Qualifikationsrunde gefahren, er stand vor uns, wir hatten also ein Problem. Das Rennen war schwierig, morgen kann es erneut schwierig werden. Wir müssen uns einfach konzentrieren und versuchen, überall der Beste zu sein und gute Autos, gute Motoren vorbereiten und die Reifenentwicklung voranbringen, ein sehr gutes Team haben, das sehr stabil ist und einfach keine Kompromisse machen."

Auch Michael Schumacher langweilt sich vor lauter Siegen laut Jean Todt nicht: "Michael liebt es zu gewinnen, ich denke also nicht, dass er von 60 Siegen oder der Möglichkeit, fünf WM-Titel zu gewinnen, gelangweilt ist. Er liebt es, Rennen für Rennen zu gewinnen und vorne zu sein. Es ist dasselbe wie bei allen Fahrern, ansonsten würden sie einer anderen Arbeit nachgehen. Zum Glück haben wir das Auto, mit dem sie gute Leistungen zeigen können."