• 24.06.2004 14:17

  • von Fabian Hust

Todt: "Wir brauchen Jordan und Minardi"

Der Ferrari-Rennleiter stimmt vor der Sitzung der Teamchefs am Montag Worte der Unterstützung für Jordan und Minardi an

(Motorsport-Total.com) - Kommenden Montag sind wieder die Politiker in der Formel 1 gefragt. Dann werden sich die Vertreter der Formel 1 bemühen, einen Konsens in der Diskussion um geplante Änderungen am Reglement zu finden. Leicht wird das gewiss nicht sein, auch wenn allen Beteiligten klar ist, dass man vor allen Dingen die Kosten in der Königklasse des Motorsports senken muss. FIA-Präsident Max Mosley hat bereits angedroht, dass er die wichtigsten Änderungen am Reglement notfalls gegen den Willen der Teams einführen wird.

Titel-Bild zur News: Jean Todt

Todt ist zu Kompromissen bereit - wenn die Bedingungen stimmen

Dass die Formel 1 viel zu teuer geworden ist, zeigt sich anhand verschiedener Punkte. Neben Jordan muss selbst ein Rennstall wie Jaguar mittlerweile auf einen Fahrer zurückgreifen, der Geld in das Team mitbringt. Jaguar-Teamchef Tony Purnell konnte vor kurzem in einem Gespräch mit Journalisten nicht versichern, dass die "Grünen" auch weiterhin in der Formel 1 an den Start gehen werden. Auch bei Überlebenskünstler Paul Stoddart, Minardi-Teamchef, sind zuletzt Anzeichen der Resignation offensichtlich geworden.#w1#

Das Ferrari-Team gilt als ein Grund dafür, warum bisher nicht umfangreichere Maßnahmen zur Kostensenkung getroffen werden konnten. Die Italiener sind das einzige Team, das auf private Teststrecken regelmäßig zurückgreifen kann, diesen Vorteil möchte man sich nicht so leicht nehmen lassen. Dabei gelten gerade die Testfahrten in der Formel 1 als größter Kostenfaktor schlechthin.

Doch Ferrari und Co. könnten schnell ein Eigentor schießen, denn wenn Teams wie Jordan oder Minardi eines Tages nicht mehr in der Formel 1 an den Start gehen können, dann müssten die großen Teams mit einem dritten Auto das Feld auffüllen, was ein zusätzlicher Kostenfaktor wäre. "Das momentane Concorde Agreement sieht vor, dass bei jedem Rennen mindestens 20 Fahrzeuge am Start sein müssen", so Ferrari-Rennleiter Jean Todt. "Wir müssten im Falle der Fälle entscheiden, wer ein drittes Auto einsetzt, auch wenn dieses Auto quasi außer Konkurrenz fahren würde und keine Punkte bekommen könnte."

Der Franzose hofft, dass dieser Fall nie eintreten wird, denn er glaubt, dass die Formel 1 mindestens zehn Teams benötigt, um ausreichend attraktiv zu sein: "Wir glauben, dass es wichtig ist, Teams wie Minardi und Jordan zu haben. Sie machen einen guten Job. Uns ist klar, dass die Formel 1 teuer ist, daher diskutieren wir im Moment, wie wir die Einnahmen steigern und gleichzeitig die Kosten senken können. Die Kosten sind explodiert und das hat hauptsächlich mit dem Wettbewerb zwischen den großen Herstellern zu tun."

Dass sich Ferrari beispielsweise bisher nicht auf eine drastische Begrenzung der Testfahrten eingelassen hat, begründet Todt wie folgt: "Wir hatten in der Vergangenheit Diskussionen über die Zukunft der Formel 1, die noch weitergehen. Uns muss bewusst sein, dass die Lösungsansätze die Probleme wirklich aus der Welt schaffen müssen, denn oft ist es so, dass Veränderungen nicht viel bringen, wenn man überhastete Entscheidungen aus dem Bauch heraus trifft."

Als Beispiel für solche "überhasteten Entscheidungen" nennt der Franzose das Qualifying-Format, welches erneut verändert wird: "Mit Ende der Saison 2002 sollte das Qualifying unberechenbarer gemacht werden, weil Ferrari zu dominant war. Ich erinnere daran, dass Ferrari 2002 15 von 17 Rennen gewonnen hat. Um so etwas nicht wieder vorkommen zu lassen, hat man sich etwas einfallen lassen. Das Qualifying gehörte dazu. Ab Silverstone gehen wir jetzt wieder fast zum selben Format wie früher über."

In den Augen des 58-Jährigen ist man sehr wohl bereit, einige seiner Vorteile gegenüber der Konkurrenz zugunsten einer kostengünstigeren und damit überlebensfähigen Formel 1 zu opfern: "Wir stehen voll hinter den geplanten Änderungen für das Chassis, für den Motor, für die Tests, wenn das, was beschlossen wird, wirklich etwas bringt. Man muss solche Entscheidungen sehr sorgfältig überdenken, aber wenn die Richtung stimmt, unterstützen wir die Reformen gerne."