Todt vermutet eine Verschwörung gegen Ferrari

Die aktuellen Vorschläge zur Kostensenkung zielen nur darauf ab, die Dominanz Ferraris zu brechen, ist sich Teamchef Jean Todt sicher

(Motorsport-Total.com) - Die fortlaufende Debatte um die Reduktion der Kosten in der Formel 1 hat das Jahr 2004 aus sportpolitischer Sicht geprägt. Ein Ende ist aber noch lange nicht in Sicht - speziell hinter der Testbeschränkung auf 24 Tage, die neun von zehn Teams befürworten, vermutet Ferrari-Boss Jean Todt eine Verschwörung.

Titel-Bild zur News: Jean Todt

Todt fürchtet, dass alle anderen Teams an der Vorherrschaft von Ferrari sägen

Bekanntlich ist Ferrari den letzten Meetings der Teamchefs fern geblieben, bei denen die Konkurrenz sich zuerst auf maximal zehn, dann als Kompromiss auf maximal 24 Testtage - Honda plädiert sogar für 30 - während der Saison im Rahmen einer freiwilligen Übereinkunft geeinigt hat. Ins Reglement konnte dies wegen des Vetos von Ferrari nicht aufgenommen werden. Der Traditionsrennstall präsentierte jedoch wenig später einen eigenen Vorschlag, der wiederum von den anderen neun Teams abgelehnt wurde.#w1#

"Alle versuchen, Ferrari weniger konkurrenzfähig zu machen"

Hinter diesem Geplänkel vermutet Todt eine Verschwörung gegen Ferrari: "Mein Eindruck ist, dass alle versuchen, Ferrari weniger konkurrenzfähig zu machen, während sie herausfinden wollen, wie sie uns am meisten schaden können. Es stimmt, wir haben unsere eigene Strecke in Fiorano, aber das war schließlich ein Investment. Wenn wir testen wollen, müssen wir nur über die Straße gehen oder nach Mugello fahren", so der Franzose.

"Warum sollten wir diesen Vorteil verlieren? Um die anderen Teams zufrieden zu stellen? Wir sind nur verpflichtet, unsere Teilhaber, unsere Kunden und unsere Fans zufrieden zu stellen, nicht aber unsere Wettbewerber", beschwerte er sich. "Die Wahrheit ist doch, dass wir immer die Ersten sind, wenn es darum geht, über die Kosten zu sprechen. Wir haben uns ja auch nicht gegen den Motor für zwei Rennen gewehrt, obwohl er uns schadet, weil wir momentan sehr konkurrenzfähig sind."

Todt verwies in diesem Zusammenhang auch auf die Änderung des Qualifying-Formats vor der Saison 2003, die seiner Meinung nach nur zum Ziel hatte, "Ferrari zu schwächen", wie er im 'Autosprint'-Interview zu Protokoll gab. Auch jetzt ist das Qualifying wieder ein Streitpunkt: "Angeblich soll die Startreihenfolge des Zeitfahrens am Samstag umgedreht werden. Warum? Weil der Erste, der auf die Strecke geht, eine schmutzige Strecke vorfindet. Sie gehen davon aus, dass wir die ersten Grands Prix gewinnen und dadurch im Qualifying einen Nachteil haben werden."

Todt weist angebliche Ferrari-Nähe zur FIA zurück

Ferrari sei vor allem darauf bedacht, "vernünftige Lösungen" zu finden, weshalb man ähnliche Vorstellungen wie die FIA hat. Todt: "Aber dann heißt es wieder, Ferrari und die FIA ziehen am selben Strang. Sollen sie sagen, was sie wollen. In Wahrheit ist die FIA besonnener und unvoreingenommen in Bezug auf die Probleme, für die wir Lösungen suchen." Es sei deshalb wohl am besten, wenn nicht die Teams, sondern die Sporthoheit über die Regeln entscheidet.

"Es sollte keine Übereinkunft bezüglich der Tests zwischen den Teams geben, denn es macht sowieso jeder, was er will - und wahrscheinlich ist das auch besser so", ergänzte der 58-Jährige. "Wir arbeiten an einem Programm zur Kostensenkung. Nächstes Jahr wollen wir die Testfahrten beschränken, aber wir arbeiten nicht nur daran. Es bestehen schon Vorschläge für die Zeit nach 2005. Regeln für eine weniger kostenintensive Formel 1 werden gerade geprüft, aber diese Dinge müssen wir gut durchdenken."

Ferrari will ab 2007 eine beschnittene Elektronik

Was eine Beschneidung der teuren Elektroniksysteme angeht, sei Ferrari "komplett" damit einverstanden, so Todt, "aber es ist eine Frage des Timings. Wenn so etwas entschieden ist, muss man erst einmal die Durchführbarkeit verifizieren, aber es wird eine Einigung geben. Wir sind im Bereich der Elektronik sehr gut, aber wir werden einer Limitierung zustimmen, weil man so tatsächlich Kosten einsparen kann." Eine frühestmögliche Entscheidung sei wichtig, betonte er, um eine entsprechende Regel 2007 einführen zu können.

Den 28. Januar, für den das nächste richtungsweisende Meeting der Teamchefs angesetzt ist, bezeichnete der Ferrari-Boss als "wichtigsten Tag des Jahres" in der Formel 1. Die Hauptthemen dabei werden vermutlich die Beschränkung der Testfahrten während der Saison, der Vorschlag von Einheitsreifen und das Qualifying-Format sein. Außerdem sollen kommerzielle Belange - etwa das 500-Millionen-Angebot von Bernie Ecclestone - behandelt werden.