Konkurrenzserie zur Formel 1 steht in den Startlöchern
Die 'GPWC'-Serie der Automobilhersteller nimmt immer mehr Konturen an und soll noch vor Saisonbeginn den Teams präsentiert werden
(Motorsport-Total.com) - Schon seit Jahren sind die Automobilhersteller nicht mehr damit einverstanden, wie die Formel 1 von Bernie Ecclestone geführt wird, weshalb sie Gegenmaßnahmen ergriffen haben. Doch was zunächst als Säbelrasseln begonnen hat, ist inzwischen ernst geworden: Noch vor dem Saisonauftakt am 6. März in Melbourne soll den Teams ein Entwurf für eine 'GPWC'-Rennserie vorgelegt werden.

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2008 soll die Formel 1 Vergangenheit sein, wenn es nach den Herstellern geht
'GPWC' steht für 'Grand Prix World Championship' und ist nichts anderes als ein Zusammenschluss der Hersteller Fiat (Ferrari), Renault, BMW (BMW-Williams) und DaimlerChrysler (McLaren-Mercedes). Diese vier Konzerne planen, nach Auslaufen des derzeitigen Concorde Agreements - also 2008 - eine eigene Rennserie auf die Beine zu stellen, in der unter anderem die Einnahmenverteilung selbst bestimmt werden kann. In der Formel 1 bekommen die Teams nämlich nur kolportierte 43 Prozent der TV-Einnahmen, während es in der 'GPWC' mindestens 80 sein sollen.#w1#
500 Millionen Dollar Handgeld für die Teams angeboten
Ecclestone war in den letzten Jahren clever genug, sich alle Namensrechte für die Formel 1 zu sichern und viele Rennstrecken vertraglich an sich zu binden, die Teams konnte er bisher aber nicht knebeln - 2008 könnten sich also theoretisch alle Rennställe in die 'GPWC' verabschieden. Um dies zu verhindern, hat Ecclestone den Teams insgesamt 500 Millionen Dollar (umgerechnet rund 370 Millionen Euro) auf die Hand geboten, wenn sie sich verpflichten, in der Formel 1 zu bleiben, doch ob dies wahrgenommen wird, steht noch in den Sternen.
Die 'GPWC' sei jedenfalls "kein Traum, sondern Realität", wischte der Kommerzielle Direktor der Herstellervereinigung, George Taylor, jede Kritik an dem Projekt vom Tisch: "Die Umsetzung hat schon begonnen", stellte er der 'Times' gegenüber klar. Ein detaillierter Entwurf für die neue Rennserie soll noch vor dem Saisonbeginn Anfang März in Melbourne den Formel-1-Teams präsentiert werden, während hinter den Kulissen die Verhandlungen mit potenziellen Partnern und Streckenbetreibern weitergehen.
"Wir sind nicht hier, um Bernie Ecclestone zu kritisieren, denn er hat mit der Formel 1 unglaubliche Arbeit geleistet", so ein 'GPWC'-Sprecher weiter, "aber es funktioniert nicht alles so gut, wie es könnte oder sollte. Vieles ist gut, aber immer mehr Dinge sind nicht gut. Wir müssen daher mit unseren Plänen rasch voranschreiten, denn realistisch betrachtet muss das Grundgerüst schon 2005 stehen, wenn wir rechtzeitig fertig werden wollen."
'GPWC' will eine Serie für alle Interessen schaffen
"Es bringt nichts, wenn wir uns Sorgen um Herrn Ecclestone machen. Wir müssen darauf hören, was uns die Teams, die Fans und die TV-Stationen erzählen, damit wir eine Rennserie mit Struktur und Transparenz schaffen können, von der alle Teilhaber profitieren und nicht nur einer. Wir wollen ein ausbalanciertes wirtschaftliches Modell, von dem die Teams und Kunden mehr haben und das Sponsoren eine bessere Plattform bietet", fuhr er fort.
Ein großes Problem hat die 'GPWC' allerdings: Die Rennstrecken, die im Moment Bestandteil des Formel-1-Kalenders sind, haben mit Ecclestone Verträge abgeschlossen, bei denen jede Veranstaltung einer anderen Serie als der Formel 1 vom 74-jährigen Briten abgelehnt werden kann. Sprich: Will die 'GPWC' beispielsweise in Monaco oder Belgien fahren, so müssen die jeweiligen Veranstalter erst Ecclestone um Erlaubnis fragen - und die würde er unter solchen Umständen sicher nicht erteilen...

