Todt schmettert Kritik am Ground-Effect-Reglement ab

FIA-Boss Todt dementiert Symonds' Vorwürfe, dass der Reglemententwurf 2013 ohne Windkanal-Daten erstellt wurde, Überholmanöver seien aber überbewertet

(Motorsport-Total.com) - Ex-Renault-Technikchef Pat Symonds, der auch Teil der Überholkommission ist, hatte vor wenigen Tagen gegenüber 'Autosport' heftige Kritik an den Reglementvorschlägen für 2013 geübt. Dieses sei "fahrlässig", weil man überhaupt keine Zeit im Windkanal verbracht hatte, um zu verifizieren, ob das Ground-Effect-Konzept Überholmanöver zulasse. Er befürchtet das Gegenteil: Laut seinen Erfahrungen wird das Überholen schwieriger, wenn der Großteil des Abtriebs nicht mehr über die Flügel, sondern über den Unterboden aufgebaut wird.

Titel-Bild zur News: Jean Todt

FIA-Boss Jean Todt hält sich normalerweise eher im Hintergrund

'Motorsport-Total.com' konfrontiert nun FIA-Boss Jean Todt bei dessen Wien-Besuch mit der Kritik des Briten. Doch Todt relativiert: "Das Chassisreglement 2013 ist noch lange nicht beschlossen. Der Entwurf wurde vor zwei oder drei Tagen bei der Besprechung der technischen Arbeitsgruppe zum ersten Mal mit den Teams diskutiert."

Todt steht hinter Reglemententwurf

Dennoch stellt sich Todt hinter das Konzept, das von Williams-Technikchef Patrick Head und Ex-Ferrari-Designer Rory Byrne ausgearbeitet wurde. Dass dabei - wie von Symonds behauptet - gar keine Windkanal-Daten, sondern ausschließlich auf CFD-Simulationen basierende Informationen herangezogen wurden, dementiert Todt: "Der Entwurf wurde von den besten Technikern der Formel 1 und unserer internen Expertengruppe basierend auf Zahlenmaterial aus unterschiedlichen Windkanälen erstellt. So sieht die wahre Situation aus."

Symonds forderte von der FIA, dass mehr Geld in Untersuchungen gesteckt wird, um herauszufinden, wie man die Formel 1 überholfreundlicher machen kann. Zudem setzte er sich für eine Wiedereinführung der Überholkommission ein, der neben ihm auch noch Paddy Lowe von McLaren und Byrne angehörten. Sie wurde vor einigen Jahren gegründet, Symonds vermisst die seiner Meinung nach äußerst produktive Arbeitsweise, auch wenn man über zu geringe Mittel für Windkanal-Versuche verfügte.

Ist die Überholkommission noch aktiv?

Todt wundert sich gegenüber 'Motorsport-Total.com' über Symonds Wunsch einer Reformierung der Überholkommission: "Sie ist doch nach wie vor aktiv, sie wurde nie gestoppt. Wir haben lange, regelmäßige Besprechungen, bei denen all diese Themen durchgegangen werden." Ganz allgemein ist der Franzose der Meinung, dass das Thema Überholen überbewertet wird: "Das Überholen ist eine komplexe Sache. Wenn man mit Fans und Teams spricht, bekommt man unterschiedliche Antworten. Für manche ist es wie bei einem Fußballmatch: Manchmal steht es nach eineinhalb Stunden 0:0, obwohl es sehr eng war. Es könnte auch ein Rennen ohne Überholmanöver geben, das sehr spannend ist."

Todt findet, dass eine Inflation der Überholmanöver, wie sie durch den neuen verstellbaren Heckflügel zum Beispiel von Adrian Newey befürchtet wird, der Formel 1 eher schadet: "Etwas Seltenes kann sehr außergewöhnlich sein. Wenn wir zehn Überholmanöver pro Runde haben, dann würden es die Leute nicht mehr schätzen. Ein Überholmanöver muss eine Spitzenleistung sein. Das versuchen wir beizubehalten. Die Essenz des Sports auf vier Rädern ist, dass das Überholen schwierig ist."