Todt: "Kimi beschwert sich nie, macht seinen Job"
Ferrari-Teamchef Jean Todt im PK-Interview über Ferraris Chancen auf die Fahrer-WM, den neuen Vertrag für Felipe Massa, Ayrton Senna und vieles mehr
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Jean, wie schätzt du eure Chancen auf den Fahrertitel mit Kimi Räikkönen im Moment ein?"
Jean Todt: "Wir alle wissen, dass es für Kimi mit sieben Punkten Rückstand schwierig wird. Unser Wettbewerber war sehr schnell, sehr zuverlässig. Wir sind nicht Favoriten, aber in diesem Business kann so viel passieren. Das haben wir ja beim letzten Rennen gesehen. Selbst wenn es trocken wird, wird es schwierig, aber wir werden unser Bestes geben. Dann sehen wir weiter."

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Jean Todt darf sich weiter Hoffnungen auf den Gewinn der Fahrer-WM machen
Frage: "Das Ziel muss ein Doppelsieg sein, nicht wahr?"
Todt: "Das hängt auch von den anderen ab, aber ja, wir wollen Erster und Zweiter werden. Das kann man leicht sagen, aber es ist ziemlich schwierig. Wir werden einfach unser Bestes geben - wie schon seit Saisonbeginn."#w1#
Der "Iceman" ist Todts neuer Liebling
Frage: "Lässt es sich Kimi Räikkönen je anmerken, wenn er unter Druck steht?"
Todt: "Wenn man Kimi besser kennt, muss man seine Gefühle interpretieren. Er ist ein toller Kerl, sehr hingebungsvoll, er beschwert sich nie, macht einfach seinen Job. Wir sind sehr zufrieden mit ihm und wir wollen genauso viel für ihn geben, wie er für das Team gibt."
Frage: "Vor diesem Rennen habt ihr die Vertragsverlängerung mit Felipe Massa bekannt gegeben. Was hältst du von ihm?"
Todt: "Es gab in den vergangenen Wochen viele Spekulationen. Um diese nicht weiter anzukurbeln, gaben wir die Vertragsverlängerung mit Felipe bekannt, weil wir sowieso wussten, wie wir in puncto Fahrer weitermachen wollen. Er macht einen exzellenten Job und ist motiviert. Er ist in unserem Team als Fahrer sehr gereift."
"Ich denke, die Verantwortung für die Probleme liegt eher beim Team als bei den Fahrern. Wir wissen, dass sie Rennen gewinnen können, wenn sie ein siegfähiges Auto haben, also liegt es an uns. Es wurde nie in Frage gestellt, dass unsere Fahrer schnell genug sind und das Beste aus dem Auto herausholen können, daher müssen wir ihnen ein Siegerauto geben, das zuverlässig ist. Dann bringen sie ihre Leistung."
Frage: "Die Resultate von Ferrari in dieser Saison beweisen, dass das Team auch nach Michael Schumacher und Ross Brawn stark genug ist. Wie siehst du deine eigene Zukunft bei Ferrari?"
Todt: "Eins nach dem anderen. Für mich ist nun einmal das Qualifying am wichtigsten, dann das Rennen am Sonntag - und erst wenn die Zeit gekommen ist, werden wir alle anderen Dinge entscheiden. Trotz sehr großer Veränderungen innerhalb des Teams ist Ferrari konkurrenzfähig geblieben, sehr stark, eine Einheit mit einer sehr guten Atmosphäre. Das wollten wir erreichen und das bleibt auch für die Zukunft das Ziel, ob nun mit oder ohne mir."
Kein Kommentar zu Jubelgerüchten
Frage: "Angeblich gibt es seitens der FIA Anweisungen, dass Lewis Hamilton und McLaren-Mercedes den Titel nur nach einem bestimmten Protokoll feiern dürfen. Was sagst du dazu?"
Todt: "Ich höre davon zum ersten Mal und möchte das auch nicht kommentieren, aber es hängt von der Situation ab - man muss das kontrollieren. Wenn man auf das Podium steigt, fällt so viel Druck von einem ab, dass man alles um sich herum vergessen kann. Man fühlt sich einfach nur glücklich. Ich glaube, es geht darum, dass die Prozeduren nicht vergessen werden."
Frage: "Hättest du Fernando Alonso gerne in deinem Auto - nicht zwingend 2008, aber irgendwann einmal?"
Todt: "Er ist ein großartiger Fahrer. Man wird nicht zufällig zweimal hintereinander Weltmeister, fährt dann noch einmal um den WM-Titel mit, aber diese Frage beschäftigt uns im Moment nicht. Er hat einen Vertrag und wir haben zwei Fahrer unter Vertrag, mit denen wir sehr glücklich sind. Mit Felipe haben wir ja gerade eine Verlängerung bekannt gegeben."
Frage: "Hättest du einen unglücklichen, aber brillanten Fahrer lieber im eigenen Auto, oder würdest du ihn zur Konkurrenz ziehen lassen, wenn er dort glücklicher sein könnte?"
Todt: "Wir streben immer nach Vortrefflichkeit, und das geht nur, wenn alle im Team glücklich sind - eingeschlossen Fahrer, Management, Ingenieure und Mechaniker. Das ist unser Ziel. Man kann das nicht immer erreichen, aber Kontinuität ist dabei hilfreich, dass die Menschen zufrieden sind."
Frage: "Ayrton Senna wird hier in Brasilien immer noch sehr vermisst. Kannst du kurz ein paar Worte zu ihm und seinem Vermächtnis sagen?"
Todt: "Ayrton war eine Legende, genau wie Fangio, Jim Clark. Die vergisst man nicht. Wenn man nach Brasilien kommt, ist Senna der erste Gedanke, der einem durch den Kopf geht. Leider ist er nicht mehr als lebende Person unter uns, aber wir werden ihn als Helden immer in Erinnerung behalten. Ich denke, Held ist ein Wort, das auf ihn genau zutrifft."

