Todt: "Es muss für alle gleiches Recht gelten"
Ferrari-Teamchef Jean Todt über das neue Reglement, das Concorde Agreement und eine eventuelle Teamorder in seinem Stall
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Jean, wie ist es heute gelaufen, wie magst du das neue Format, wie wird es morgen weitergehen?"
Jean Todt: "Es ist jedenfalls anders, aber die größten Veränderungen kommen erst morgen, denn wir müssen nach dem Freien Training ein Paket für Qualifying und Rennen zusammenstellen und dann dürfen wir nicht mehr am Auto arbeiten, um das Setup zu verändern, was sicher die einschneidenste Veränderung ist. Man muss sich mit Benzin an Bord qualifizieren und diese Spritmenge wird das Qualifying unvorhersehbar machen."

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Todt (vorne) im Rahmen der heutigen FIA-Pressekonferenz
Frage: "Bisher habt ihr die Änderungen unterstützt. Ist das noch immer so?"
Todt: "Ich glaube nicht, dass man sagen kann, wir hätten den Änderungen positiv gegenüber gestanden. Wir haben sie akzeptiert. Als Ferrari hätten wir lieber keine Veränderungen gehabt, was ja sicher verständlich ist. Warum sollten wir um Änderungen bitten nach einer Saison, wie wir sie letztes Jahr hatten? Gleichzeitig wollten wir aber auch jegliche Kontroverse vermeiden. Das, was jetzt beschlossen wurde, ist das Äußerste, was wir akzeptieren konnten, auch wenn wir mit einigen Punkten nicht einverstanden sind. Hoffentlich können wir aber nach zwei oder drei Rennen besprechen, welche Verbesserungen man noch vornehmen sollte."
Verhandlungen zwischen 'GPWC' und Ecclestone laufen
Frage: "Ist es vorstellbar, dass es vor 2007 ein neues Concorde Agreement geben wird?"
Todt: "Dazu nur einen Satz. Es wurde eine Gruppe formiert, die 'GPWC', in der die europäischen Automobilhersteller, die Formel 1 machen, vertreten sind. Die Präsidenten dieser Firmen diskutieren mit Bernie Ecclestone, der 25 Prozent seiner Firma hält und 75 Prozent der Einnahmen bekommt, über eine Verlängerung des Concorde Agreements. Das ist ein fortlaufender Prozess und die Firmenpräsidenten sind direkt involviert. Es hat vor zwei Tagen in Genf ein Treffen gegeben und es wird im April ein weiteres Treffen geben. Mehr kann ich dazu nicht sagen."
Frage: "Wünschst du dir ein durchsichtigeres Concorde Agreement?"
Todt: "Es ist durchsichtig. Es gibt einen klaren Verteilungsschlüssel für die einzelnen Parteien. In der momentanen Debatte geht es nur um Gelder von Teams, die nicht mehr in der Formel 1 sind. Es liegt jetzt an den Teams, über die Verteilung dieses Geldes zu entscheiden, aber die Regeln sagen klar, dass das Geld nicht gleich verteilt werden kann, solange es nicht ein anderes Agreement gibt. Es gibt ja neben Eddie Jordan und Paul Stoddart noch andere Teamchefs, die für ihre Motoren zahlen müssen und es finanziell nicht einfach haben. Ich denke da an Peter Sauber. Ich glaube nicht, dass man irgendwem etwas schenken sollte. Der Vertrag muss respektiert werden, es muss für alle gleiches Recht gelten."
Frage: "Ferrari wurde letztes Jahr häufig dafür kritisiert, dass in Österreich und in den USA eine Teamorder angewendet wurde beziehungsweise Chaos beim Zieleinlauf herrschte. Bist du insofern froh über die neuen Regeln, als diese Zweideutigkeit jetzt endgültig aus der Welt ist?"
Todt: "Wir haben darüber viel geredet und die Regeln wurden irgendwie schon klarer gestaltet. Wir werden uns auch sicher daran halten, möchten aber auch daran erinnern, dass für uns das Interesse der Firma im Vordergrund steht und wenn wir in einer Position sind, dieses Interesse zu wahren, werden wir das auch tun."
Ignoriert Ferrari Verbot der Teamorder?
Frage: "Das hört sich so an, als würdet ihr Michael Schumacher nach wie vor nach vorne beordern, wenn es im Interesse Ferraris ist."
Todt: "Man kann nicht einfach so entscheiden, wer gewinnen darf. Am wichtigsten ist, dass wir überhaupt in einer Situation sind, von der aus wir gewinnen können. Wenn wir einmal in so einer Situation sind, können wir nicht planen, was passieren wird, aber Priorität hat immer das Interesse Ferraris."
Frage: "Hast du darüber schon mit Michael gesprochen? Es gibt jetzt keine Verträge mehr, in denen so etwas vorgesehen sein muss, er muss nicht mehr wie in Österreich gewinnen, kann es aus eigener Kraft tun."
Todt: "Stallorder gibt es schon, seit es den Motorsport gibt. Wir haben sie vermutlich am klügsten angewendet und wir werden das auch in Zukunft in Betracht ziehen, ebenso wie das neue Reglement."
Frage: "Aber es gibt ja keine Stallorder mehr, die sind verboten!"
Todt: "Ich weiß."

