• 14.06.2004 18:50

  • von Fabian Hust

Todt: "Ein wunderbarer Sieg"

Ferrari-Rennleiter Jean Todt spricht über den siebten Saisonsieg in Montreal und die gewollte "Niederlage" im Qualifying

(Motorsport-Total.com) - Jean Todt hatte wieder einmal allen Grund, Michael Schumacher nach dem Rennen zu "knuddeln". Das Pokergesicht des kleinen Franzosen zeigte wie nach jedem Sieg ausnahmsweise doch Emotionen: "Es war ein wunderbarer Sieg. Es ist der siebte Sieg für Michael auf dieser Strecke, es ist der siebte Sieg für Ferrari und für Michael aus acht Grands Prix."

Titel-Bild zur News: Brawn und Todt

Brawn und Todt entschieden sich mit Bridgestone für zwei Stopps

Wie dem Fahrer so schmeckte der Sieg auch dem Rennleiter süß: "Es stimmt, dass wir in einer Situation in das Rennen gingen, aus der wir normalerweise keinen Grand Prix gewinnen würden, denn wir hatte Michael auf dem sechsten und Rubens auf dem siebten Platz in der Startaufstellung. Das kann einen dazu verleiten zu denken, dass andere um den Sieg fahren. Seit Beginn des Wochenendes dachten wir, dass die Zwei-Stopp-Strategie die gewinnträchtige sein könnte und das hat sich dann bewahrheitet."#w1#

Vier Stunden nach dem Fallen der Zielflagge erfuhr auch Jean Todt, dass das Ferrari-Team weitere zwei WM-Zähler auf das Konto addieren kann, weil BMW-Williams und damit auch der zweitplatzierte Ralf Schumacher aus der Wertung genommen wurde. Damit rückte Rubens Barrichello vom dritten auf den zweiten Rang nach vorne - das macht acht statt sechs Zähler.

"Um ehrlich zu sein, wussten wir, dass es schwierig werden würde, aber wir gingen davon aus, dass wir um ein gutes Ergebnis kämpfen würden, aber wir sagten keinen Sieg voraus", so Jean Todt weiter. "Wir wussten natürlich, dass wir eine Chance haben, aber wenn man von der sechsten und siebten Position losfährt, dann macht dies die Angelegenheit unberechenbarer. Wir wussten, dass wir auf diesem Kurs mit dem Paket, das wir haben, wohl konkurrenzfähiger sein würden, wenn wir auf zwei Stopps gehen und das hat sich als richtig erwiesen."

Der Franzose scheint das neue Qualifying-Format schon herbeizusehnen, denn die Tatsache, dass man im Qualifying so weit hinten stand, hat ihn wohl auch ein wenig gewurmt: "Unsere Positionen sind im Moment natürlich nicht die Plätze sechs und sieben. Wir wissen natürlich, dass mit dem aktuellen Qualifying die Dinge unberechenbarer sind und sie waren auch unberechenbarer, aber schlussendlich war es die richtige Strategie."

Als Team, das in diesem Jahrtausend bisher alle WM-Titel gewonnen hat, wird Jean Todt eine Aufgabe zuteil, die wohl jeder Teamchef gerne annehmen würde: Er muss dafür sorgen, dass der Ehrgeiz und die Motivation bei den Roten nicht nachlässt, doch weil man "die richtigen Leute an der richtigen Stelle" hat, sei dies kein Problem: "Stabilität, Fokussiertheit, niemals etwas für garantiert hinnehmen, bescheiden und vorsichtig sein, Versuchen das zu erreichen, was wir erreichen wollen", so lautet die Aufgabenstellung an sein Team.

Der 58-Jährige, der in Montreal dankend das Angebot von FIA-Präsident Max Mosley abgelehnt hat, einen Präsidenten-Posten beim Automobilweltverband zu übernehmen, hat bei Ferrari natürlich alle Hände voll zu tun, aber das ist für ihn kein Problem: "Ich habe genügend Zeit, um zu schlafen. Was sonst? Man kann sich das nicht aussuchen. Wenn man Dinge tun möchte, dann muss man sich ihnen widmen und sie richtig machen. Das braucht natürlich seine Zeit."