• 04.03.2002 17:36

  • von Marcus Kollmann

Todt: Ein Doppelsieg wäre schöner gewesen

Der Ferrari-Sportdirektor im Gespräch über den Australien-GP, warum man trotz Sieg nicht ganz glücklich war und den F2002

(Motorsport-Total.com) - Angesichts des durch Michael Schumachers Sieg gelungenen Starts in die neue Saison, konnte sich das Ferrari-Team über 10 WM-Punkte freuen. Doch Ferrari-Sportdirektor Jean Todt wäre zufriedener gewesen, hätte Rubens Barrichello ebenfalls Punkte für die Roten geholt.

Titel-Bild zur News: Jean Todt (Ferrari-Sportdirektor)

Jean Todt freute sich am Sonntag sehr über den Sieg in Australien

"Wir sind natürlich total glücklich hier in Melbourne gewonnen zu haben, zumal das unser vierter Sieg hier hintereinander war, doch wir stehen weiterhin mit beiden Beinen auf dem Boden", erklärte der in der Boxengasse "kleiner Napoleon" genannte Franzose und meinte weiter, dass die Scuderia trotz des gelungenen Saisonstarts nicht übermütig werden würde: "Wir hatten nicht mit dem Sieg gerechnet und ehrlich gesagt glaube ich auch, dass niemand anderes damit gerechnet hatte", freute Todt über Michael Schumachers Erfolg. Besonders die Tatsache, dass man mit dem F2001 so schnell gewesen war, wenngleich ja eine weiterentwickelte Version des letztjährigen Autos zum Einsatz kam und die Bridgestone-Reifen sicherlich auch ihren Anteil an der Dominanz der Roten hatte, zauberte Todt ein Lächeln ins Gesicht.

Aber der Start in die neue Saison hätte auch noch besser verlaufen können. Nämlich dann, wenn auch Rubens Barrichello ins Ziel gekommen wäre und man vielleicht einen Doppelsieg herausgefahren hätte: "Es ist ein Wochenende mit gemischten Gefühlen gewesen, denn Rubens Rennen endete abrupt und wir hätten vielleicht einen Doppelsieg erreichen können."

"Michael ist nicht so impulsiv und hat in allen Zweikämpfen einen kühlen Kopf bewahrt"

Die Enttäuschung über das frühe Aus des von der Pole Position in den Grand Prix gestarteten Brasilianers war am Ende aber kleiner als die Freude die Todt über den 54. Sieg von Michael Schumacher empfand und den er nach dem Rennen einmal mehr lobte: "Ich habe eigentlich nur Superlative, um ihn zu beschreiben. Michael besitzt einfach die Erfahrung durch welche er abwarten kann, bevor er ein Manöver startet. Er ist nicht so impulsiv und denkt vorher nach bevor er etwas tut, was bei diesen hohen Geschwindigkeiten nicht gerade einfach ist", pries Todt seinen Vorzeigepiloten, der seiner Meinung nach bei den Zweikämpfen mit Trulli und Montoya leicht einen Fehler hätte machen können doch einen kühlen Kopf bewahrte.

Auch wenn die Dominanz Ferraris in allen Trainingssitzungen und im Rennen in Melbourne von der Konkurrenz ohne wenn und aber anerkannt wurde und den Druck bezüglich des baldigen Einsatzes des neuen F2002 ein wenig vom Team genommen hat, so macht sich auch der Ferrari-Sportdirektor Gedanken was die Performance der Roten in den nächsten Rennen anbelangt: "Unsere Leistung im Vergleich zu der unserer Konkurrenten war schon beeindruckend, doch wir dürfen deshalb nicht voreilige Schlüsse ziehen. In zwei Wochen in Malaysia könnte es schon ganz anders aussehen", warnte der Franzose und führte die Reifen als Faktor X an.

"Wir wissen alle wie wichtig die Reifen sind. In Malaysia werden die Temperaturen mit 40 Grad Celsius doppelt so hoch sein wie hier, wo 18 oder 19 Grad waren. Die Strecke ist auch von der Charakteristik anders und wir wissen nicht wie unser Paket dort funktionieren wird. Es besteht die Möglichkeit, dass unsere Gegner dort viel besser zurechtkommen werden", machte der 55-Jährige keinen Hehl daraus, dass im Albert Park, einer nicht permanenten Rennstrecke, ganz andere Bedingungen geherrscht hätten als man sie in Malaysia, auf einem permanenten Rennkurs, vorfinden werde.

"Entscheidung das Rennen laufen zu lassen war richtig"

Während einige Teamchefs die Entscheidung der Rennleitung, welche nach der Massenkollision den Grand Prix nicht durch die Rote Flagge abgebrochen hatte, kritisierten, hatte Jean Todt daran nichts auszusetzen: "Ich habe die Entscheidung voll und ganz respektiert. Natürlich bietet so etwas immer Diskussionsstoff, doch es gibt nun einmal die Möglichkeit das Safety-Car einzusetzen und das hat man getan - und nicht zum ersten Mal."

Während einige Teams diese Woche in Silverstone testen werden, wird Ferrari mit beiden Testfahrern In Italien den neuen F2002 erneut auf Speed und Zuverlässigkeit prüfen. Nach dem Australien-Wochenende wissen die Verantwortungsträger der Scuderia allerdings, dass man mit dem modifizierten F2001 zu Beginn der Saison der Konkurrenz nicht hinterherfährt. Die Entscheidung das alte Auto einzusetzen war also richtig und deshalb muss man den F2002 auch nicht überstürzt zum Einsatz bringen: "Wenn wir zwei Sekunden langsamer als der Führende gewesen wären, dann hätten wir eine andere Situation. Doch bei unserer jetzigen Leistungsfähigkeit können wir ein wenig durchatmen. Wir werden jetzt bis Samstag weitere Tests durchführen. Basierend auf den Ergebnissen dieser Tests entscheiden wir dann, ob wir das neue Auto in Malaysia einsetzen wollen oder lieber noch damit warten", erklärte Todt abschließend, dass die Scuderia Ferrari derzeit nicht unter Druck stehe alles auf eine Karte setzen zu müssen.