powered by Motorsport.com
  • 04.03.2002 11:12

Schumacher: "Von jetzt an wird es viel enger"

Während Italien noch über den Sieg des Weltmeisters jubelt, macht sich der Ferrari-Pilot Gedanken wie es in Malaysia laufen wird

(Motorsport-Total.com/dpa) - Nach Michael Schumachers Spazierfahrt zum Sieg in Melbourne im "Oldtimer" droht der Formel 1 ein ähnliches Solo des viermaligen Weltmeister wie im Vorjahr. Der Ferrari-Star aus Kerpen bremste jedoch alle Euphorie: "Von jetzt an wird es ein viel engerer Kampf. So wie heute wird es nicht die ganze Saison laufen." Die italienischen Medien ignorierten die Warnungen und überschlugen sich vor lauter Begeisterung. "Die Formula Schumi geht weiter", jubelte 'L'Unione Sarda'. Der 'Corriere della Sera' titelte: "Schumi fängt schon wieder an, Fahrstunden zu geben." Laut 'La Repubblica' erteilte der Deutsche "eine Lehrstunde".

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher in der Ferrari-Box

Schumacher ist skeptisch ob es in Malaysi genauso gut laufen wird wie in Australien

Die geschlagene Konkurrenz leckt derweil ihre Wunden und hofft auf eine Kehrtwende in 14 Tagen beim Großen Preis von Malaysia. "Das war
ein Schlag ins Gesicht für uns alle, zugleich aber auch ein Ansporn", fasste Ralf Schumacher die Schlappe beim Großen Preis von Australien treffend zusammen. Tröstlich fand der Williams-BMW-Pilot wenigstens, dass die Weiß-Blauen das Duell um den zweiten Platz gegen die Silberpfeile gewonnen hatten. "Ganz geschlafen haben wir also nicht", sagte er süffisant, nachdem er den anfänglichen Schreck über seinen Startunfall mit Rubens Barrichello überwunden hatte. Der Kerpener hatte beim Aufprall ins Ferrari-Heck laut Telemetriedaten über 260 Sachen drauf und flog etwa 100 Meter durch die Luft.

Während Ralf Schumacher nach seinem Sturzflug spontan entschied, zu Söhnchen David nach Salzburg heimzukehren und den ursprünglich geplanten Urlaub mit Ehefrau Cora "down under" zu streichen, gönnte sich sein Bruder mit Frau Corinna ein paar freie Tage in Australien. Vor Sepang will sich der im eigenen Flugzeug angereiste Michael Schumacher den Stress mit zusätzlichen 20.000 Meilen und zweimaligem Jet-Lag nicht antun. Die intensive Testarbeit mit dem neuen Ferrari in dieser Woche überlässt der Maestro seinen Gehilfen.

Allerdings zeigte Schumacher trotz seines - von einigen packenden Duellen mit dem zweitplatzierten Juan Pablo Montoya abgesehen - leicht heraus gefahrenen Triumphs keinerlei Anzeichen von Überheblichkeit. "Vielleicht haben die anderen Teams noch einiges in
petto und können mächtig zulegen. Deshalb bin ich da vorsichtig", sagte der Champion. "Auch wenn wir in Melbourne eine gewisse Dominanz hatten, muss die nicht bei den nächsten Rennen zwingend vorhanden sein." Der 54-malige Grand-Prix-Sieger verwies auf das Vorjahr, als er die ersten beiden Rennen "ziemlich einfach gewonnen" hatte: "Und in Brasilien sind sie uns schon um die Ohren gefahren."

Die Rivalen wünschen sich, nicht noch vier Wochen auf die Revanche warten zu müssen, wissen aber auch, dass viel vom Wetter und den Reifen abhängt. "Ich hoffe auf Hitze", sagte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. "Wenn es in Malaysia Monsunregen gibt, sind wir vorn nicht mit dabei." Die kühlen Luft- und Streckentemperaturen um die 17 Grad Celsius kamen Ferraris Bridgestone-Reifen besser entgegen als den Michelin der McLaren-Mercedes und Williams-BMW.

"Wenn es nur fünf Grad wärmer wird, sieht die Welt schon anders aus", sprach Haug diesen wichtigen Aspekt an. Der MP 4-17 habe genügend Potenzial, man müsse es "nur wecken". Als gutes Zeichen wertete er die schnellste Rennrunde durch Kimi Räikkönen, der als Dritter einen guten Einstand im Silberpfeil feierte.

BMW-Motorsportdirektor Gerhard Berger versprach: "In Malaysia wird der Abstand kleiner. Ob wir Ferrari dort schon schlagen können, weiß ich nicht. Aber im Verlauf der Saison wird das sicher gelingen." Montoya meinte: "Ich hoffe, dass es heißer wird. Da sehen wir viel
besser aus."

Außerdem hoffen die beiden britisch-deutschen Verfolgerteams, dass Ferrari mit dem neuen Auto die üblichen Auftaktprobleme an der Rennstrecke bekommt, die sie dann schon bewältigt haben müssten. "Der F2002 wird genau so zuverlässig und noch schneller sein", kündigte dagegen Ferraris Technischer Direktor Ross Brawn an. Schumacher blieb skeptischer: "Ich würde mal vorsichtig sein mit der Prognose: Na ja, jetzt gewinnen sie schon mit dem alten Auto, dann wird es mit dem neuen noch viel einfacher. Das sehe ich leider nicht so." Zudem ist noch völlig offen, wann die Grand-Prix-Premiere des F2002 steigt.