Titelflaute: Whitmarsh durch Dennis unter Druck?

McLaren hat seit Ron Dennis' Abgang keinen Titel mehr gewonnen - Ist Whitmarsh nun unter Druck, zumal sein Vorgänger immer noch die Fäden zieht?

(Motorsport-Total.com) - Jahrelang rümpften viele Leute im Formel-1-Fahrerlager die Nase über Ron Dennis' extrem ausgeprägten Perfektionstrieb. Der aus der britischen Arbeiterklasse stammende McLaren-Teamchef arbeitete sich vom einfachen Mechaniker zum Boss eines Spitzen-Rennstalls hoch - schon in jungen Jahren liebte er es, die Boliden bis ins kleinste Detail zu putzen und zu polieren. Mit dieser peniblen Herangehensweise macht er sich nicht nur Freude, es ist aber mit Sicherheit zu einem großen Teil sein Verdienst, dass McLaren heute zu den erfolgreichsten Formel-1-Teams aller Zeiten zählt.

Titel-Bild zur News: Ron Dennis und Martin Whitmarsh

Ron Dennis (links) und Martin Whitmarsh ziehen bei McLaren die Formel-1-Fäden

2008 erfüllte sich Dennis durch Lewis Hamilton seinen großen Traum, mit einem von ihm an die Formel 1 herangeführten Fahrer Weltmeister zu werden. Danach übergab er das Ruder an Martin Whitmarsh, den er jahrelang als Nachfolger aufgebaut hatte. Whitmarsh, der davor in der Luftfahrt-Industrie gearbeitet hatte, sorgte zwar dafür, dass der Rennstall weiterhin zu den Sieganwärtern zählt, zu einem WM-Titel reichte es aber unter seiner Führung nicht mehr.

Der als erfolgssüchtig geltende Dennis zieht unterdessen bei McLaren weiterhin im Hintergrund die Fäden. Fühlt Whitmarsh, dessen McLaren-Team mäßig in die Wintertests startete, den heißen Atem seines Chefs? "Nein, das tue ich nicht", antwortet der 52-Jährige gegenüber 'Formula1.com'. "Ron ist Geschäftsführer der McLaren-Gruppe und Geschäftsführer von McLaren-Automotive und bleibt Anteilseigner beider Organisationen. Dadurch hat er natürlich ein großes Interesse an den Rennresultaten von McLaren. Außerdem ist er ja eine Formel-1-Legende und durch und durch ein Racer."

Laut Whitmarsh ist Dennis aber keineswegs so ein "Control-Freak", wie einige vielleicht glauben mögen: "Trotz seiner unverschämt konkurrenzfähigen Natur und seiner fürchterlichen Liebe zum Detail delegiert er auf eine sehr effiziente Art und Weise. Man kann eine Organisation - so facettenreich und verschiedenartig wie McLaren - nicht führen, wenn man nicht sowohl das Gesamtbild, als auch die Details sieht. Und Ron sieht definitiv beides."