Ramírez lobt Whitmarsh: "Ein guter Fang"

Ron Dennis und Jo Ramírez loben McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh - Ramírez räumt mit dem Vorurteil des kaltherzigen McLaren-Teams auf

(Motorsport-Total.com) - Seit März 2009 ist Martin Whitmarsh Teamchef von McLaren. Der 52-jährige Brite, davor 20 Jahre lang quasi die rechte Hand seines Vorgängers Ron Dennis, wartet zwar noch auf den ersten WM-Titel unter seiner Regie, genießt aber im Fahrerlager einen hervorragenden Ruf, weil McLaren durch seine Handschrift offener und zugänglicher geworden ist.

Titel-Bild zur News: Jo Ramirez

Der Mexikaner Jo Ramírez war 17 Jahre lang Teammanager von McLaren

Whitmarsh hat offenbar auch das Vertrauen von Dennis, der ihm große Kompetenz anrechnet, was die Handhabung von Lewis Hamilton und Jenson Button, immerhin beide ehemalige Weltmeister, angeht: "Das Zusammenspiel zweier Weltmeister zu managen, ist oftmals eine Herausforderung. Ich habe es ein paar Mal versucht, aber Martin beweist, dass er das besser kann als ich", sagt Dennis in einem für ihn ungewöhnlichen Eingeständnis von Bescheidenheit.

Erinnerungen an den jungen Whitmarsh

Auch der frühere McLaren-Teammanager Jo Ramírez hält große Stücke auf Whitmarsh: "Er war von Anfang an ein sehr cleverer Kerl", erinnert er sich im Interview mit 'Motorsport-Total.com'. "Ron wollte einen neuen Mann, aber er wollte niemanden aus dem Motorsport. Martin kam von British Aerospace, ein sehr kompetenter Ingenieur. Ich war sehr überrascht, wie schnell jemand aus einer anderen Industrie die Politik, die Regeln und die Technik der Formel 1 begreifen kann."

"Bevor er sich an den Schreibtisch setzte, nahm er sich eine Woche lang Zeit, um mit jedem einzelnen Mitarbeiter von McLaren zu sprechen - ob das nun ein hochrangiger Ingenieur war oder einfach nur eine Putzfrau. Er wollte wissen, was die Mitarbeiter denken, was sie brauchen. Das ist sehr gut angekommen. Bevor er also seinen ersten richtigen Bürotag hatte, kannte er schon jeden einzelnen Mitarbeiter und deren Aufgaben und wie zufrieden sie waren", sagt Ramírez.

¿pbvin|512|3367||0|1pb¿"Ron und ich", fährt er fort, "haben oft miteinander gesprochen. Er war auf der Suche nach jemandem, der ihn ersetzen kann, aber das konnte nicht ich sein, denn ich bin sechs Jahre älter als Ron. Er hat ungefähr ein Jahr lang gesucht, bis er auf Martin stieß. Martin war ein guter Fang, trotzdem hat ihn die Presse am Anfang nicht gemocht. Ich weiß nicht, warum das nicht von Anfang an geklappt hat, aber jetzt wird er von allen akzeptiert."

Das liegt auch daran, dass Whitmarsh zwar nicht an den alten Werten von McLaren gerüttelt, das Team aber doch etwas freundlicher gemacht hat. Ramírez: "Die Philosophie des Teams hat sich seit Rons Rücktritt nicht groß geändert, aber man spürt schon Martins Handschrift. Verstehen Sie mich nicht falsch: Menschen von außerhalb betrachten McLaren oft wie eine militärische Einheit, sehr diszipliniert, streng geregelt."

McLaren als Trendsetter

Das sei aber nicht zwangsläufig ein richtiger Eindruck: "Wir haben halt immer die Standards gesetzt", betont der Mexikaner. "Zum Beispiel waren wir das erste Team, das den Boden in der Box gestrichen hat, das eigene Lichter hatte, professionell aufgetreten ist. Jahrelang hatten wir jedes Jahr etwas Neues, was dann von den anderen Teams kopiert wurde. Dadurch hatte McLaren diesen Ruf, der aber einfach nicht zutreffend ist."

"McLaren hat seit Anfang dieses Jahres eine neue Pressesprecherin, Silvia Hoffer von Williams", versucht Ramírez, seinen Standpunkt zu belegen. "Als sie zu uns kam, hat sie zu mir gesagt: 'Ich mag McLaren, es ist so ein nettes Team - viel besser als gedacht! Ich wurde sehr warmherzig aufgenommen, alle sind sehr freundlich.' Das ist nett zu hören, denn ich weiß, dass es immer schon so war. Wahrscheinlich ist das auch ein bisschen mein alter Spirit."

"Wahrscheinlich ist das auch ein bisschen mein alter Spirit." Jo Ramírez

Ramírez trat 2001 als McLaren-Teammanager zurück. Sein Verhältnis zu seinem langjährigen Weggefährten Dennis ist seither getrübt, denn der damalige Teamchef bat ihn, davon Abstand zu nehmen, seine Memoiren zu veröffentlichen. Ramírez ignorierte dies jedoch und veröffentlichte sein Buch 'Memoirs of a Racing Man' im Jahr 2005. In den vergangenen Jahren nahm er unter anderem an Events wie der Carrera Panamericana und der Ennstal-Classic teil.