Theissen verteidigt die Position der Hersteller

BMW-Sportchef Dr. Mario Theissen beleuchtet in der Diskussion um das neue Reglement die Sichtweise der Automobilhersteller

(Motorsport-Total.com) - Während die Diskussion um ein neues Reglement für die Formel 1 den meisten Fans ohnehin schon wie ein Kasperltheater vorkommen muss, schneiden in der öffentlichen Bewertung besonders die Automobilhersteller schlecht ab. Ihnen wird vorgeworfen, sie hätten nur ihre eigenen Interessen im Sinn und würden deshalb die von der FIA initiierte Reformbewegung bremsen.

Titel-Bild zur News: Dr. Mario Theissen und Bernie Ecclestone

Dr. Mario Theissen im Gespräch mit Formel-1-Chef Bernie Ecclestone

Tatsächlich ist der Sachverhalt natürlich wesentlich komplexer, doch weil die einzelnen Ansichten der verschiedenen Hersteller stark voneinander abweichen, weiß eigentlich niemand so genau, wer für was eintritt. Daher brach BMW-Sportchef Dr. Mario Theissen in einem Interview mit unseren Kollegen von 'Motorsport aktuell' nun eine Lanze für seinesgleichen, denn er findet die Art und Weise, wie die Diskussion in der Öffentlichkeit dargestellt wird, "unangemessen".#w1#

Hersteller werden laut Theissen teilweise falsch interpretiert

Außerdem müsse man die Statements von FIA-Präsident Max Mosley mit Vorsicht genießen: "Den Herstellern werden Aussagen in den Mund gelegt, die wir so nicht gemacht haben. Dadurch wird ein Widerspruch konstruiert." BMW sei voll auf Mosley-Linie, was die Kosten- und Sicherheitsfrage angeht, nur über das Wie existieren bekanntermaßen erhebliche Differenzen. So gehört BMW zu den vehementesten Gegnern der 2,4-Liter-V8-Idee.

"Wir sagen nicht, dass ein 2,4-Liter-V8-Motor teurer ist", räumte Theissen mit einer durchaus gängigen Meinung auf, "sondern aufgrund der geringeren Anzahl von Teilen wird ein solches Triebwerk um sechs bis sieben Prozent billiger als ein gleich konstruierter V10." Aber: "Um dahin zu kommen, muss man ein neues Motorenkonzept entwickeln, und das ist etwas anderes, als wenn man einen 3,0-Liter-V10 für das kommende Jahr auf Kiel legt. Im gleichen Zug müssten die Teams auch ein neues Chassis entwickeln, denn das sieht anders aus bei einem 3,0-Liter-V10."

Der Deutsche verwies daher auf den Vorschlag der Motorenhersteller, den die FIA vor einigen Monaten als unzureichend eingestuft hat. Darin seien unter anderem Beschränkungen hinsichtlich Bauweise und verwendeter Materialien verankert gewesen, "die mehr Kosten sparen als der Sprung vom V10 zum 2,4-Liter-V8", erklärte Theissen. Darüber hinaus sei eine Verlangsamung der Formel 1 ohnehin durch die geplanten Einschnitte im Chassis- und Reifenbereich gegeben.

Hohe Geschwindigkeit nur ein sekundäres Sicherheitsrisiko

Was die Sicherheit angeht, "sollte man bei jenen Faktoren beginnen, welche bei den jüngsten schweren Unfällen die entscheidende Rolle gespielt haben. Das waren die Reifen und scharfkantigen Trümmerteile auf der Strecke." Dagegen hat BMW-Williams insofern bereits Maßnahmen ergriffen, als man Versuche mit zusätzlichen Außenschichten für die Karosserie unternahm, die die Splitterung der Wrackteile aus Kohlefaser deutlich vermindern.

Unabhängig vom Ausgang der leidigen Regeldebatte steht ein Rückzug von BMW, wie er angeblich vom Vorstand angedroht wurde, aber nicht zur Diskussion, stellte Theissen klar: "BMW wird auch in Zukunft in der Formel 1 sein. Für uns stellt sich die Frage, ob die Formel 1 auch künftig die Top-Kategorie ist. Heute ist sie es, deshalb sind wir da. Darüber hinaus haben wir unser Abkommen mit Williams gerade erst bis 2009 verlängert."