Theissen hat keine Angst vor Vergleichen mit WilliamsF1

BMW Motorsport Direktor Mario Theissen über den Vergleich zwischen BMW und WilliamsF1 sowie die von ihm ungeliebte V10-Option für 2006

(Motorsport-Total.com) - Am 1. Januar 2006 übernimmt BMW offiziell das Sauber-Team. Der Münchner Automobilhersteller hat sich einen Dreijahresplan zurechtgelegt, der bis Ende 2008 zum WM-Titel führen soll. Gerade die Premierensaison 2006 wird aber denkbar schwierig, zumal die beiden Anlagen von BMW in München und Sauber in Hinwil ebenso zusammengeführt werden müssen wie die Personalbestände der beiden Operationen. Darüber hinaus sind viele Schlüsselrollen wie beispielsweise jene des Teamchefs noch immer nicht besetzt.

Titel-Bild zur News: Mario Theissen

Mario Theissen weiß, dass BMW 2006 schlechter aussehen könnte als WilliamsF1

Anzunehmen ist also, dass BMW anfangs schlechter aussehen wird als der scheidende Partner WilliamsF1, doch davor hat BMW Motorsport Direktor Mario Theissen keine Angst: "Davor fürchte ich mich überhaupt nicht", erklärte er gegenüber 'Motorsport aktuell'. "Wir starten von Platz acht. WilliamsF1 wird im nächsten Jahr als Fünfter ins Rennen gehen, also ist es für mich ganz natürlich, dass WilliamsF1 das stärkere Paket hat, das für uns natürlich zum Orientierungspunkt wird."#w1#

2006 wird es BMW gegen WilliamsF1 schwer haben

Dies sei "die Realität, die kann man nicht ignorieren", so Theissen, der mit derartigen Aussagen die Erwartungen niedrig halten möchte. Denn eines ist klar: Wenn WilliamsF1 mit Cosworth-Motoren 2006 das Werksteam von BMW in Grund und Boden fahren sollte, würde dies zumindest nach außen hin keinen guten Eindruck machen, auch wenn jedem Insider klar ist, dass der Aufbau eines neuen Rennstalls eine Weile dauern wird - siehe Renault, siehe Toyota.

Außerdem äußerte sich Theissen gegenüber 'Motorsport aktuell' zum vom Red-Bull-Juniorteam geplanten Einsatz von begrenzten V10-Motoren anstelle der 2,4-Liter-V8-Triebwerke, die eigentlich vorgeschrieben sind. Der Deutsche ist nicht allzu begeistert darüber, dass die FIA diese Grauzone nicht eliminiert hat, und hofft daher wenigstens auf ein entsprechend rigoroses Drehzahllimit. Die großen Hersteller haben sich indes ja bereits freiwillig darauf verständigt, nur V8-Motoren einzusetzen.

"Der V10 sollte ursprünglich als Notlösung für jene Teams dienen, die keinen Zugang zu einem wettbewerbsfähigen V8 haben. Es soll so sein, dass man einen V8 fahren muss, wenn man Rennen gewinnen will", erklärte er. "Für die Hersteller und Teams ist es wichtig, dass der V10 wirklich so begrenzt wird, dass das der Fall ist. Sonst würde natürlich jeder einen V10 fahren, denn jeder hat einen im Regal."

V10-Motoren auf langsamen Strecken im Vorteil?

Theissen befürchtet vor allem, dass die V10-Motoren lediglich mit einem Drehzahllimit von etwa 15.000 Touren ausgestattet werden könnten, was zwar die Spitzenleistung enorm einschränken würde, nicht aber das Drehmoment in den langsameren Kurven. Sprich: Ein schaumgebremster V10 würde zwar vermutlich weniger Topspeed erreichen, hätte aber mit hoher Wahrscheinlichkeit auf Strecken wie Monaco einen Vorteil.

"Wenn man einen V10 auf dieselbe Leistung begrenzt, wird er im unteren Drehzahlbereich immer einen Vorteil haben, weil er 20 Prozent mehr Hubraum hat. Das heißt: Aus den Ecken heraus wird der V10 überlegen sein. Man muss den V10 so limitieren, dass nicht nur die Spitzenleistung übereinstimmt, sondern der Leistungsverlauf im gesamten Drehzahlbereich nicht höher liegt als beim V8", so der 53-Jährige.