• 07.06.2007 21:18

  • von Inga Stracke

Theissen: "Eine besonders positive Atmosphäre"

Der BMW Motorsport Direktor über das anstehende Rennen in Montréal, das besondere Flair der Stadt und die neuen Wege der Formel 1

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Montréal hat ein besonderes Flair, zumindest außerhalb des Fahrerlagers. Warum sind Sie gern hier?"
Mario Theissen: "Für mich ist Montréal eines der Highlights, zusammen mit Melbourne. Die Gründe sind auch ähnlich. Es ist in beiden Fällen eine große Stadt in der Nähe der Rennstrecke, eine Stadt, die mit der Formel 1 mitgeht, wo wirklich das Formel-1-Fieber auch im Zentrum zu spüren ist. Und es ist in beiden Fällen Wasser drum herum. Das scheint eine besondere Atmosphäre zu schaffen."

Titel-Bild zur News: Mario Theissen (BMW Motorsport Direktor)

Mario Theissen begrüßt die Erweiterung der Formel 1 auf neue Strecken

Frage: "Was genau ist so besonders hier in Montréal?"
Theissen: "Es ist insofern besonders, dass hier eine Großstadt direkt in der Nähe der Rennstrecke ist. Man kann sogar sagen, dass wir hier in der Stadt fahren. Und es ist eine Stadt, die im Formel-1-Fieber ist. Auch in der Innenstadt spürt man die Formel 1. Das ist für uns eine ganz besonders positive Atmosphäre und auch der Hauptgrund, warum wir so gern hier herkommen."#w1#

Frage: "In der Stadt gibt es auch von BMW etwas Besonderes. Im Vorjahr war es der Pit Lane Park, diesmal sind es Fans von BMW, die mit ihren besonderen Autos hier herkommen."
Theissen: "Ja, es wird am Samstagabend eine Veranstaltung mit den Fans, Kunden und auch BMW Kanada geben. Das wird bestimmt ein schönes Event werden."

Keine Neuigkeiten zur Personalie Nick Heidfeld

Frage: "Alle 14 Tage kommt die Frage wieder: die Situation um den Vertrag von Nick Heidfeld. Wie ist da der Stand, wie positioniert sich BMW zu dieser Personalie?"
Theissen: "Also die Frage habe ich jetzt schon länger als 14 Tage nicht mehr gehört. Wir werden uns in den nächsten Wochen und Monaten mit diesem Thema befassen. Es ist einfach nicht das dringendste Thema auf dem Tisch, weil die Situation stabil ist. Und wenn wir eine Entscheidung haben, werden wir uns melden."

Frage: "Diese Strecke war in den vergangenen Jahren immer eine BMW-Strecke. Was rechnen Sie sich aus?"
Theissen: "Ja, das stimmt, unsere Autos brauchen Auslauf. Wir waren meistens auf den schnellen Strecken gut dabei. Und wir hoffen natürlich, dass das in diesem Jahr auch so ist. Montréal ist eine sogenannte Stop-and-go-Strecke, also lange Geraden, auf denen man höhe Geschwindigkeiten fahren kann, dann aber auch extrem enge Kurven. Man muss also aus der Geraden in den ersten Gang runter. Das stellt traditionell hohe Anforderungen an die Motoren und die Bremsen. Das hat uns in der Vergangenheit ganz gut in die Karten gespielt."

Frage: "Gibt es eine Referenz aus dieser Saison, die Ihnen Hoffnung gibt?"
Theissen: "Ja, wir haben in Bahrain natürlich auch einen relativ schnellen Kurs mit langen Geraden, auch in Malaysia. Wir haben schon dort gesehen, dass das Auto unter diesen Bedingungen gut funktioniert."

Sicherheit hat bei neuen Strecken Vorrang

Frage: "Es kommen immer neue Strecken in der Formel 1 dazu. Was halten Sie von der doch recht radikalen Kur, die Formel-1-Chef Bernie Ecclestone plant?"
Theissen: "Ich sehe es nicht als Radikalkur, denn die traditionellen Strecken bleiben im Kalender. Es ist jedem bewusst, auch Bernie Ecclestone, dass diese Tradition der Formel 1 nicht verloren gehen darf. Insofern kommen neue Strecken hinzu und ich begrüße das. Man muss natürlich alle Aspekte abwägen, sprich Zuschauerfreundlichkeit, Sicherheit für die Fahrer und natürlich auch Überholmöglichkeiten. Solche Dinge gilt es zu berücksichtigen. Aber grundsätzlich finde ich es sehr erfreulich, dass so viele Bewerber für neue Rennen da sind."

Frage: "Es gibt dabei ja auch Experimente, so zum Beispiel Nachtrennen oder weitere Stadtrennen. Ist das aus sicherheitstechnischen Gründen realistisch?"
Theissen: "Wenn man Stadtrennen oder Nachtrennen fahren will, dann muss man zuerst die Sicherheit gewährleisten. Das kann man auf neuen Kursen, die erst noch entstehen, erreichen. Darauf kommt es an. Im Übrigen muss auch das Thema Überholen angeschaut werden, denn traditionell ist das auf Stadtkursen schwierig. Auch hier sollte man entsprechende Möglichkeiten schaffen. Und dann finde ich das positiv."

Frage: "Was muss aus Ingenieurssicht denn getan werden, um ein Nachtrennen in der Formel 1 möglich zu machen? Muss man sich darunter vorstellen, dass komplett andere Autos auf die Strecke gehen?"
Theissen: "Nein, so stelle ich mir das nicht vor. Die Autos werden so bleiben wie heute, denn es werden ja nicht alle Rennen Nachtrennen sein. Das Thema ist mit Scheinwerfern am Auto auch gar nicht zu lösen. Hier muss tatsächlich die Strecke hell ausgeleuchtet werden - und zwar ausfallsicher. Es ist sicher ein Unterschied, wenn beim Fußball das Flutlicht für ein paar Minuten ausfällt, oder ob einem Formel-1-Fahrer am Ende der Geraden bei 300 km/h plötzlich das Licht fehlt."