• 17.03.2006 15:37

Theissen: "Ein sehr viel versprechender Kerl"

Der BMW Motorsport Direktor über Robert Kubica, den Aufbau des Teams, das Qualifying-Format, Motor-Probleme und die Standardelektronikeinheit

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Mario, ihr dritter Fahrer, Robert Kubica, war in diesem Jahr beeindruckend, was denken sie über ihn?"
Mario Theissen: "Absolut. Natürlich haben wir ihn vergangenes Jahr beobachtet und auf dieser Basis haben wir ihn unter Vertrag genommen. Wir wussten jedoch nicht allzu viel über ihn. Er ist erst 21 Jahre alt, er hat die Rennstrecken in Übersee zuvor noch nicht zu Gesicht bekommen. Sowohl Bahrain als auch Sepang waren beide für ihn neu, wir hatten nicht erwartet, dass er so schnell auf gute Zeiten kommt."

Titel-Bild zur News: Mario Theissen

Mario Theissen beglückwünscht Kubica zu seinem tollen Einstand

"Er machte keinerlei Fehler. Im Verlauf der zwei Tage hat er eine große Kilometerleistung zusammen bekommen, hat sein Programm immer perfekt verfolgt und er ist sogar gut darin, wenn es darum geht, den Ingenieuren Bericht zu erstatten, er liefert also sehr nützliche Daten. Ich denke, dass er ein sehr viel versprechender Kerl ist."#w1#

Frage: "Machen sie sich nach dem Motorschaden bei Jacques Villeneuve in Bahrain Sorgen, dass das gleiche Nick Heidfeld hier passieren kann?"
Theissen: "Es stimmt, dass Nicks Motor der gleichen Spezifikation entspricht wie Jacques'. Auf der anderen Seite ist der Fehler zuvor nie aufgetreten, diese Art von Fehler. Bisher können wir nur annehmen, dass es ein fehlerhaftes Teil im Motor war, wir sehen aus diesem Grund keinen Grund, den Motor bei Nick zu wechseln. Wir werden sehen."

Frage: "Sie bauen auf der Basis von Sauber ein neues Team auf, was muss noch getan werden? Gibt es noch viel Arbeit zu erledigen?"
Theissen: "Ja, natürlich. Ich kann sagen, dass ich stolz darauf bin, was das Team im Verlauf der vergangenen acht Monate geleistet hat, aber das war nur der Beginn eines Programms, das über mehrere Jahre läuft. Wir haben uns entschieden, mehr als 100 zusätzliche Leute einzustellen. Das Team ist im Vergleich zu unseren Wettbewerbern wirklich klein."

"Wir haben vergangenen Sommer in der Schweiz mit 275 Leuten begonnen. Nun haben wir 320, immer noch 100 bis 200 weniger als unsere Gegner. Wir haben uns entschieden, die Fabrik zu erweitern, was erst diesem Sommer beginnen wird, ich bin also glücklich, wenn Ende 2007 alles so weit ist."

Frage: "Was ist ihre Meinung über das neue Qualifying-Format?"
Ich denke, dass es aufregend ist, ich liebe es. Es ist eine Stunde voller Spannung, drei Versuche, und ich denke, dass es das beste ist, das wir jemals hatten. Man kann immer darüber sprechen, es zu überarbeiten, die Frage stellen, ob man mit oder ohne Benzin fährt, wie man damit umgeht, aber alles in allem mag ich es wirklich."

Frage: "Was denken sie nach dem vergangenen Rennen über den V10-Motor der Scuderia Toro Rosso? Denken sie, dass wir mehr Restriktionen brauchen oder die Regeln ändern müssen? Oder kann es so weitergehen?"
Theissen: "Ich sehe drei Vorteile des leistungsreduzierten V10-Motors: Einer ist die höhere Leistung, auch wenn man die Restriktionen durchführt, indem man eine Platte in den Ansaugstutzen setzt, gehe ich davon aus, dass man eine höhere Endleistung hat, auch wenn diese nicht allzu hoch ist."

"Zweitens hat er ein höheres Drehmoment, was einem am Start helfen sollte, ein oder zwei Autos zu überholen, ebenso am Ausgang einer Kurve, wo man deutlich schneller beschleunigen kann. Das haben wir in Bahrain gesehen."

"Der dritte Vorteil ist, dass der Motor gut ist für einige tausend Kilometer und man grundsätzlich während des gesamten Rennens im Qualifying-Tempo fahren kann. Dies sind die größten Unterschiede vom technischen Standpunkt aus gesehen."

Frage: "Vor kurzem wurde wieder die Verwendung des dritten Autos in Frage gestellt. Wollen sie, dass dieses Thema noch einmal unter die Lupe genommen wird?"
Theissen: "Es ist mit Sicherheit ein Vorteil, vor allem jetzt in der frühen Phase der Saison, denn es machen sich alle Sorgen um die Zuverlässigkeit und halten die Laufleistung des Motors und des Autos niedrig. Wir sind glücklich, dass wir davon profitieren. Vielleicht können wir es ändern, nachdem jedes Team davon ein Jahr profitiert hat - ich weiß nicht, ob das funktioniert. Auf der anderen Seite muss man sehen, was ohne die dritten Autos am Freitag passieren würde."

"Vielleicht würden bei jenen Teams, die jetzt ein drittes Auto haben, die Einsatzfahrer ein paar Runden mehr fahren, aber nicht so viele. Jetzt haben wir zumindest ein paar Autos, die herumfahren und ein komplettes Programm abspulen. Robert Kubica fuhr heute 49 Runden und zusammen mit den dritten Fahrern war dies interessant anzuschauen."

Frage: "Was denken sie über eine Standardelektronikeinheit (ECU)?"
Theissen: "So wie wir das verstanden haben, war das ursprüngliche Ziel gewesen, künstliche Fahrerhilfen auszuschließen und das unterstützen wir absolut, auch wenn Straßenfahrzeuge diese haben. Wir wollen die besten Fahrer dort draußen sehen und wir wollen, dass sie mit dem Auto am Limit umgehen. Das ist sicherlich ohne Fahrerhilfen interessanter."

"Wir hatten Gespräche mit den Herstellern und einigen Teams, ich denke das war vor einem Jahr - mindestens vor einem Jahr - wie wir dies erreichen können, und wir kamen zu dem Schluss, dass es möglich sein sollte, wenn man eine kontrollierte Einheit hat, die für die FIA zugänglich ist, um sicherzustellen, dass es keine Fahrhilfen gibt."

"Wir würden es vorziehen, wenn wir diesen Weg einschlagen. Heute wird fast alles mit Elektronik geregelt und fast jede Funktion wird elektronisch kontrolliert. Um die Möglichkeit zu haben, neue Funktionalitäten zu testen, sollten wir Zugang zur Elektronik haben."

"Wir sind dann auch schon bei der Frage, was ist standardisiert? Es ist sicherlich das Gebiet der Hardware, es ist die Basissoftware sicherlich auch, aber auch die Anwendungssoftware? Das ist ein ziemlich schwieriges Gebiet, ich würde es wie gesagt vorziehen, dass wir einen gemeinsamen Standard haben, der sicherstellt, dass es keine Fahrerhilfen gibt und man nicht einmal die Annahme haben kann, dass es welche gibt."

Frage: "Auf welchen Kurs denken sie, haben sie in diesem Jahr die größte Chance, mit ihrem Auto ein Rennen zu gewinnen?"
Theissen: "Diese Frage würde ich gern nach Sao Paulo beantworten."