Theissen: "2005 muss und wird sich einiges ändern"
BMW-Motorsportdirektor Dr. Mario Theissen über eine schwierige Saison und die positiven Randerscheinungen, die BMW bewusst hervorhebt
(Motorsport-Total.com) - Statt des erhofften WM-Titels wird sich BMW-Williams in dieser Saison mit dem vierten Platz in der Konstrukteurswertung abfinden müssen. Ein Rennen vor dem Ende der Saison hat das Team 180 Punkte weniger auf dem Konto als Weltmeister Ferrari. Das Risiko, das Williams mit dem Doppelkielkonzept und der auffälligen Nasenform eingegangen war, hat sich nicht bezahlt gemacht. BMW-Motorsportdirektor Dr. Mario Theissen gesteht, dass Partner Williams mit diesem Konzept "viel gewagt" hat: "Aber wir wollten nicht mit der Konkurrenz gleichziehen, sondern sie überholen. Und dafür muss man ein gewisses Risiko eingehen. Deshalb haben wir Williams auch darin unterstützt", so der Deutsche auf der Internetseite von BMW-Motorsport.

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Dr. Mario Theissen ist mit der Saison 2004 nicht zufrieden
Nachdem die "Weiß-Blauen" seit dem Comeback von BMW in der Formel 1 im Jahre 2000 in jeder Saison Verbesserungen erzielten konnten, wurde man in dieser Saison den eigenen Erwartungen bei weitem nicht gerecht: "Im Grunde haben wir schon beim ersten Grand Prix in Australien gesehen, dass die Konkurrenz einen größeren Entwicklungssprung geschafft hat als wir selbst", so Theissen, der wie alle anderen Teammitglieder mit hohen Erwartungen nach den Testfahrten nach "down under" gereist war, um dann von Ferrari böse vorgeführt zu werden. Doch auch BAR-Honda und Renault gelang der Sprung vor die britisch-deutsche Allianz. "Insofern sind wir zwar keineswegs mit den Resultaten zufrieden", so Theissen.#w1#
Zufrieden ist der Deutsche jedoch mit der Tatsache, wie Williams auf die Probleme reagiert hat, mittlerweile fährt man ohne die eigenwillige Nasenkonstruktion, kommendes Jahr wird man auch wieder zum Einzelkiel zurückkehren. Nachdem die sich dem Ende zuneigende Saison eine Enttäuschung war, versucht man bei BMW zumindest die eigene Ehre zu retten: "Der BMW-Motor war auch 2004 das stärkste Teil in unserem Gesamtpaket", so Theissen. "Die Rekorde von Monza - Pizzonia erreichte mit 369,9 km/h den höchsten je in der Formel 1 gemessenen Top-Speed, Montoya fuhr im Prequalifying die höchste je in der F1 ermittelte Durchschnittsgeschwindigkeit - sind Indizien dafür."
"Ganz klar eine Ausnahme" bildete der BMW-Motor laut Theissen in Sachen Umdrehungszahlen im Rennen. Man sei im Rennen mit der Maximaldrehzahl unterwegs gewesen: "Und das auch im siebten Gang. Also in der höchsten Schaltstufe, in der die Verweildauer am längsten ist. Die tieferen Gänge werden praktisch durchgerissen. Dabei blieb der BMW-Motor zuverlässig. Es gab nur einen Ausfall wegen Motorschadens." In Bezug auf das Gesamtwerk mag der BMW-Motor in diesem Jahr das beste Aggregat gewesen sein, doch viele Experten glauben, dass Honda in Sachen absoluter Leistung die Konkurrenz überholt hat. Und auch der Ferrari-Motor kann es mit Sicherheit mit dem deutschen Triebwerk aufnehmen.
"Nicht einfach" war die Saison in den Augen des BMW-Motorsportdirektors gleich aus mehreren Gründen: "Der Unfall von Ralf in Indianapolis und seine 14-wöchige Genesungspause haben das Team getroffen. Außerdem gab es drei Disqualifikationen zu verkraften. Generell waren wir mit unseren Fahrern in einer ungewöhnlichen Situation, weil beide nach Saisonende das Team verlassen. Auch wenn Fahrer und Team damit relativ gut umgegangen sind, hat diese Konstellation unser Abschneiden sicher nicht begünstigt."
In der kommenden Saison "muss und wird sich einiges ändern", betont Theissen. Der Deutsche glaubt, dass die beiden neuen Fahrer dem Team einen Motivationsschub verleihen werden. Aber auch hinter den Kulissen wird fleißig gearbeitet. So kam es nach dem "Hammerhai-Flopp" zum internen Stühlerücken, das sich in der kommenden Saison positiv auswirken soll. Auch die Zusammenarbeit zwischen Grove und München wurde intensiviert mit dem Ziel, im kommenden Jahr endlich den WM-Titel zu gewinnen.

