• 28.08.2009 22:12

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Testreglement: Keine Einigung in Sicht

Einige Teams wünschen sich eine Lockerung des Testverbots während der Saison, doch von Einigkeit in dieser Frage kann keine Rede sein

(Motorsport-Total.com) - Seit Jaime Alguersuari, Romain Grosjean und vor allem der hoffnungslos überforderte Ferrari-Testfahrer Luca Badoer gezeigt haben, wie schwierig es geworden ist, mitten in der Saison in die Formel 1 einzusteigen, ist vielen bewusst geworden, dass das Testverbot zwischen dem ersten und letzten Rennen möglicherweise sein Ziel verfehlt haben könnte.

Titel-Bild zur News: Treffen der Teamchefs

Die Teamchefs sind sich in Sachen Lockerung des Testverbots nicht einig

Primäre Absicht dieser Regel war es, Kosten zu sparen, doch die Kehrseite der Medaille ist, dass die Testfahrer nun kaum noch Beschäftigung haben. Wie soll ein 19-jähriger Rookie wie Alguersuari, der zuvor noch nie ernsthaft ein Formel-1-Auto getestet hat, von heute auf morgen ins Cockpit klettern und den arrivierten Stars die Stirn bieten? Und vom Wettbewerbsfaktor mal ganz abgesehen kann das obendrein auch noch gefährlich sein...#w1#

Theissen plädiert für Lockerung

Schon "seit Monaten" redet BMW Motorsport Direktor Mario Theissen davon, dass diese Situation "untragbar" ist: "Neue Fahrer haben praktisch keine Chance, in die Formel 1 zu kommen. Selbst für routinierte Fahrer ist es schlecht. Christian Klien saß zum letzten Mal im Februar in unserem Auto. Wenn zum Beispiel am Freitag in Singapur einer unserer Stammfahrer ausfällt, dann muss er nach einem halben Jahr mit nur einer Stunde Training ins Cockpit. Das kann nicht funktionieren!"

Doch was für die finanzstarken Werksteams ein klarer Fall ist, sieht für die Kleinen ganz anders aus: "Testen und Kosten sparen, das geht nicht", findet etwa Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost. "Sobald du Testtage während der Saison einbaust, brauchst du ein Testteam. Da werden die Kosten sofort wieder in die Höhe schnellen, denn man muss mehr Leute einstellen und man braucht die entsprechende Infrastruktur, um ein Testteam vernünftig betreiben zu können. Das kostet Geld."

Theissen widerspricht, was die Notwendigkeit eines eigenen Testteams - diese hatte man bekanntlich aufgrund der 2009er-Regelsituation aufgelöst - angeht: "Das glaube ich nicht. Wir würden jedenfalls versuchen, ohne eigenes Testteam auszukommen." Ein Vorschlag, mit dem man während der Saison ohne zusätzliches Personal testen könnte, wäre, ähnlich wie in der MotoGP Tests direkt im Anschluss an ein Grand-Prix-Wochenende mit den Rennteams abzuhalten.

Kleine Teams besonders betroffen

Tost meint außerdem, dass Toro Rosso ohne Testverbot ein zusätzliches Chassis brauchen würde. Theissen nickt, relativiert aber: "Ein Team baut pro Jahr sechs bis neun Autos. Eines mehr würde da nicht so ins Gewicht fallen." Das mag für BMW, Ferrari und Co. gelten, doch ein Team wie Toro Rosso kommt auch schon mal mit vier oder fünf Autos pro Saison über die Runden. Theissen nimmt diesen Einwand nickend zur Kenntnis: "Stimmt."

Dennoch hält der Deutsche an seiner Argumentation grundsätzlich fest: "Jeder Testkilometer kostet Geld, aber wir müssen das machen - gegebenenfalls eben auf Kosten anderer Aktivitäten während der Saison, die man dafür streichen könnte." Speziell wegen der Testsituation fand heute Abend in Spa-Francorchamps ein Treffen der Sportlichen Arbeitsgruppe statt, in zwei Wochen in Monza bietet dann eine Sitzung auf FOTA-Ebene die nächste Gelegenheit zu Gesprächen.

Red-Bull-Teamchef Christian Horner könnte sich vorstellen, dort den Vorschlag einzubringen, statt einer Lockerung des Testverbots einen effizienter nutzbaren Trainingsfreitag einzuführen: "Wir haben keine Testteams mehr, also müssen wir schauen, wie wir die Zeit am Freitag besser nutzen können - vielleicht mit mehr Reifen", schlägt der Brite vor, ohne sich festzulegen. Und er regt zu weiteren Diskussionen an: "Es gibt viele verschiedene Szenarien."

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