• 27.08.2009 17:02

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Tost gegen Lockerung des Testverbots

Obwohl es für junge Fahrer extrem schwierig ist, in die Formel 1 einzusteigen, ist Toro Rosso entschieden gegen eine Lockerung des Testverbots

(Motorsport-Total.com) - Nach den Fahrerwechseln bei Toro Rosso (Jaime Alguersuari statt Sébastien Bourdais), Ferrari (Luca Badoer statt Felipe Massa) und Renault (Romain Grosjean statt Nelson Piquet) wurden bei vielen Teams Rufe nach einer Lockerung des Testverbots laut. Dass sich junge Fahrer nicht auf die Formel 1 vorbereiten können, sei zumindest diskussionswürdig, finden viele.

Titel-Bild zur News: Boxengasse in Jerez

Jeder Testtag kostet die sparsamen Formel-1-Teams eine Menge Geld

"Das ist ein zweischneidiges Schwert", meint auch Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. Seine Argumentation ist plausibel: "Auf der einen Seite müssen wir mit den Kosten runter - und nichts ist so teuer wie das Testen! Ein Testtag mit 300 bis 400 Kilometern entspricht der Distanz von Samstag und Sonntag bei einem Rennwochenende. Das ist das Teuerste an der ganzen Geschichte."#w1#

Situation für alle gleich

"Es dauert noch ein, zwei Jahre, dann hat sich das alles eingependelt." Franz Tost

"Auf der anderen Seite", fährt er fort, "hat man natürlich keine Möglichkeit mehr, einen Nachwuchs entsprechend auf die Formel 1 vorzubereiten, weil man eben nicht mehr fahren kann. Wenn es aber für alle gleich gilt, dauert es noch ein, zwei Jahre, dann hat sich das alles eingependelt. Dann trifft es jeden, der neu in die Formel 1 kommt, gleich. Deshalb sehe ich dann kein Problem mehr. Aber man kann nicht beides haben - Testen und Kosten sparen, das geht nicht."

Im Moment werden hinter den Kulissen "verschiedene Diskussionen" über eine Lockerung des Testverbots geführt, erklärt Tost. "Nur: Sobald du Testtage während der Saison einbaust, brauchst du ein Testteam. Da werden die Kosten sofort wieder in die Höhe schnellen, denn man muss mehr Leute einstellen und man braucht die entsprechende Infrastruktur, um ein Testteam vernünftig betreiben zu können. Das kostet Geld."

"In unserem Businessplan ist für 2010 jedenfalls kein Testteam vorgesehen", so der Österreicher. Aber ist wirklich automatisch ein neues Testteam notwendig? Es gibt Überlegungen, ähnlich wie in der MotoGP nach einem Rennwochenende einfach noch ein paar Tage an der jeweiligen Strecke anzuhängen, vielleicht zwei- bis dreimal im Jahr. Das würde die zusätzlichen Kosten ebenso minimieren wie den Aufwand.

Zeit zwischen den Rennen zu knapp?

"Wenn man ein Testauto bauen muss, dann sind wir bei den Kosten da, wo wir vor einigen Jahren waren." Franz Tost

"Es kommt darauf an, wann die Testtage angesetzt werden", zögert Tost, "aber wenn man den gegenwärtigen Kalender anschaut, dann ist zwischen den Rennen eine verhältnismäßig kurze Vorbereitungszeit. Da kannst du nicht einfach einen Test reinschieben, weil man ja auch mit denselben Autos unterwegs ist wie bei den Rennen. Wenn man aber zusätzlich ein Testauto bauen muss, dann sind wir bei den Kosten wieder da, wo wir vor einigen Jahren waren."

So skeptisch er einer Lockerung des Testverbots gegenübersteht, so sehr würde der Toro-Rosso-Teamchef eine Aufstockung des Kalenders begrüßen: "Meines Wissens sind für 2010 wieder 18 Rennen geplant. Ich persönlich hätte nichts gegen 20 Rennen. Ich finde, dass 20 Rennen eine angemessene Zahl sind." Der große Unterschied zu Testfahrten: Mit zusätzlichen Rennen können die Teams auch Geld verdienen.

Und was hältst du von der Beschränkung der Rennteams auf 45 Mann, Franz? "Am Beginn der Saison wird man sicher 45 Leute an die Strecke mitnehmen, da wird man das ausnutzen", antwortet er. "Gegen Saisonende, wenn alles läuft, wird man nicht mehr alle mitnehmen. Da sind ja Leute dabei, die zum Beispiel für die Haltbarkeit zuständig sind. Wenn man keine Probleme mehr hat, bleiben diese Leute zu Hause."