• 27.08.2009 09:30

Berger: "Man soll nie nie sagen"

Gerhard Berger wird 50: Der Ex-Rennfahrer blickt auf eine illustre Karriere zurück und schließt ein Wiedersehen mit der Formel 1 nicht aus

(Motorsport-Total.com/SID) - Sein Leben im Rennsport-Zirkus war immer schnell und laut, für seinen 50. Geburtstag hat sich Gerhard Berger aber genau das Gegenteil ausgesucht. "Ich habe keine Lust auf eine große Feier, da ich mit meinem Leben total zufrieden bin, so wie es ist. Ich werde mit meiner Familie auf den Berg gehen und in Ruhe ein Bierchen trinken", sagte der Österreicher an seinem Ehrentag am Donnerstag.

Titel-Bild zur News: Gerhard Berger

Auch nach seiner Karriere als Rennfahrer ist Berger dem Motorsport treu geblieben

Im vorigen Jahr noch führte er als damaliger Mitbesitzer von Toro Rosso Sebastian Vettel zum ersten Formel-1-Erfolg, momentan verfolgt er den Motorsport "nur aus den Zeitungen und dem Fernsehen", so Berger. Ende vorigen Jahres hat er nach knapp zwei Jahren seine 50 Prozent an Toro Rosso an Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz zurückverkauft. "Angebote höre ich mir zwar an, aber ich spüre da gar keinen Druck", meint Berger.#w1#

Historischer Ferrari-Sieg in Monza

Stattdessen genießt der dreifache Vater die Zeit mit der Familie und seine Freiheit: "Ich kann mir meine Zeit selbst einteilen, es liegt alles an mir. Ich kann morgens früh aufstehen, muss es aber nicht", erklärt er. "Ich kann so viele Sachen machen, die mir Spaß machen. Ich fahre wieder ein bisschen Motorrad und will bald mal anfangen, Kart zu fahren."

Bekannt wurde der Tiroler in den achtziger und neunziger Jahren zunächst durch insgesamt 210 Rennen in der Formel 1. Berger fuhr für ATS (1984) und Arrows (1985), bevor er bei Benetton 1986 seinen ersten Sieg holte. Es folgten zwei Gastspiele bei Ferrari (1987 bis 1989 und 1993 bis 1995), drei Jahre an der Seite seines guten Freundes Ayrton Senna bei McLaren (1990 bis 1992) und der Karriere-Ausklang erneut bei Benetton (1996 bis 1997).

Gerhard Berger

Auf dem Weg zum Sieg beim Großen Preis von Italien in Monza im Jahre 1988 Zoom

Dort holte er 1997 in Hockenheim auch den letzten seiner zehn Siege, wenige Tage nach dem Tod seines Vaters, der ihm in diesem Rennen "von oben" geholfen hatte, wie Berger danach erklärte. Für ihn selbst sticht aus der Formel-1-Karriere vor allem "die erste Zeit bei Ferrari" heraus, noch unter Führung von Firmengründer Enzo Ferrari, der ihn selbst noch verpflichtet hatte. Wenige Tage nach dessen Tod gelang Berger 1988 in Monza einer seiner insgesamt fünf Siege für den Traditionsrennstall.

Berger dankbar für "zweite Karriere"

Bergers eigene Erinnerung geht jedoch noch zurück in die Zeit vor der Formel 1, als "ich im Alfasud-Cup ohne Druck und mit Spaß nationale Erfolge feierte". Oder die Phase als Tourenwagen-Pilot im BMW Team Schnitzer, "das ich als eines der kompetentesten und herzlichsten Teams überhaupt kennengelernt habe" und wo er mit dem damaligen BMW Motorsportchef Dieter Stappert arbeiten durfte, "der leider im vorigen Jahr viel zu früh gestorben ist".

Ende 1998 wurde Berger schließlich bei BMW einer von Stapperts Nachfolgern und führte die Münchner bis zu seinem Abschied Ende 2003 gemeinsam mit Mario Theissen zum Le-Mans-Sieg 1999 und ein Jahr später als Motorenpartner von Williams zurück in die Formel 1. "Ich bin BMW richtig dankbar für die Chance, mich auch nach meiner Fahrer-Karriere im Motorsport verwirklichen zu können", sagt er. "Das war meine zweitschönste Zeit. Denn der schönste Beruf ist es, selbst Rennfahrer zu sein. Aber die Zeit dafür ist leider begrenzt."

Sebastian Vettel, Gerhard Berger

20 Jahre später: Berger führt den jungen Sebastian Vettel zum Sieg - in Monza Zoom

So beobachtet Berger die Formel 1 heute aus dem heimischem Wohnzimmer, verspürt dabei aber "nicht den Drang, jetzt dort dabei sein zu müssen", so der Österreicher bei der 'Kleinen Zeitung'. "Die Erfolge, die Siege und Podiumsplätze, die Zeit mit BMW und Ferrari, bei McLaren mit Senna. Das war schon aufregend. Aber das sehe ich heute etwas emotionsloser." Wäre er trotzdem Feuer und Flamme für eine Rückkehr in die Boxengasse? Berger: "Man soll nie nie sagen. Es gibt doch immer Aufgaben, die reizvoll sind."