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Rosberg: "Wir sind immer bei der Musik"
Williams-Pilot Nico Rosberg im Interview über das Rennen in Valencia, den Kurs in Spa, seine Aussichten für 2010 und die Gerüchteküche
(Motorsport-Total.com) - Mit Spannung wartet die Formel 1 darauf zu erfahren, welche Rennwagen Fernando Alonso und Nico Rosberg im kommenden Jahr pilotieren werden. Während der spanische Ex-Weltmeister zuletzt häufiger mit Ferrari in Verbindung gebracht wurde, könnte Rosberg bei McLaren-Mercedes andocken. Darüber und über andere Themen sprach der Youngster im Interview vor dem Rennen in Belgien.

© Williams
Nico Rosberg blickt gelassen in die Zukunft: Für 2010 hat er mehrere Optionen
Frage: "Nico, beim Großen Preis von Europa hast du vor dem Rennen gesagt, dass du vor Kimi Räikkönen bleiben könntest. Weshalb hat das nicht geklappt?"
Nico Rosberg: "Das Rennen hat sich gut für uns entwickelt und ich denke, dass wir in Valencia das Bestmögliche herausgeholt haben."#w1#
"Unsere Geschwindigkeit war gut. Wir kamen unmittelbar hinter einem McLaren ins Ziel - und dieses Auto war eines der schnellsten Fahrzeuge an diesem Wochenende. Das war sehr positiv für uns. Uns ist vielleicht ein kleiner Fehler bei den Reifen unterlaufen. Räikkönen ist im zweiten Stint auf weichen Reifen unterwegs gewesen, wir dagegen auf den harten."
"Wir haben uns für die sichere Variante entschieden. Dadurch konnten wir unsere Position halten, denn unsere Verfolger hatten ebenfalls auf die harte Mischung gesetzt. Wir hatten nur eine kleine Chance, Räikkönen zu attackieren. Vielleicht hätten wir aber doch ein kleines Risiko eingehen sollen. Dann hätten wir ihm möglicherweise gefährlich werden können."
Frage: "Habt ihr darüber per Funk beratschlagt?"
Rosberg: "Nein. Ich habe mich überhaupt nicht zu Wort gemeldet. Das Team hat mir einfach diese Reifen mitgegeben. Rückblickend würde ich sagen: Das war ein Fehler. Ein Funkgespräch würde andererseits auch keinen Sinn machen, weil ich ihnen nichts erzählen kann."
"Ich weiß nur, wie problematisch es am Freitag war. Ich kann also nicht Auskunft darüber geben, welchen Weg wir im zweiten Stint einschlagen und welchen wir nicht einschlagen sollten. Nur das Team kann sich davon einen Eindruck verschaffen."
Frage: "Das Team hat sich vermutlich angesehen, was die Konkurrenz auf weichen Reifen leisten konnte und hat daraus seine Rückschlüsse gezogen..."
Rosberg: "Ganz genau. Nur möglicherweise haben wir da nicht die bestmögliche Entscheidung getroffen."
Rosberg: "Spa ist eine Fahrerstrecke"
Frage: "Was erwartest du vom Rennwochenende in Spa?"
Rosberg: "Es sollte recht gut für uns laufen. Ich denke, diese Strecke sollte unserem Auto entgegenkommen. Es ist ein sehr schneller Kurs. Wir können sicherlich prima abschneiden."
Frage: "In den vergangenen Rennen hast du stets die Positionen vier und fünf belegt. Ist das in Ordnung für dich oder war da vielleicht noch mehr drin?"
Rosberg: "Ich halte das für eine sehr ordentliche Leistung. Platz vier oder fünf wäre in Spa wirklich eine tolle Sache. Ich denke aber trotzdem, dass wir noch besser sein könnten. Vielleicht ist das Podium drin für uns."
Frage: "Wie verhält sich dein Rennwagen auf nasser Strecke?"
Rosberg: "Ja, ich glaube schon. Wir sollten im Nassen recht gut aussehen."
Frage: "Welche Veränderungen habt ihr für dieses Wochenende am Auto vorgenommen?"
Rosberg: "Sehr viele Dinge sogar: Wir haben einen neuen Frontflügel dabei, einen neuen Heckflügel und noch ein paar andere Sachen. In Spa fahren wir ein anderes Abtriebsniveau. Da braucht man automatisch einige neue Teile. Das sind zugleich Verbesserungen."
Frage: "Ist Spa noch immer eine so große Herausforderung, wie es früher einmal war?"
Rosberg: "Die Eau Rouge ist nun keine Herausforderung mehr. Ich würde also sagen, dass Spa nicht mehr derart anspruchsvoll ist, wie früher. Nichtsdestotrotz ist es noch immer eine beeindruckende Rennstrecke - und eine sehr schwierige noch dazu. Sie zählt ganz gewiss zu meinen Lieblingskursen. Es ist eben eine besondere Strecke."
Frage: "Was sind die Schlüsselpunkte von Spa?"
Rosberg: "Wichtig sind vor allem der Motor, der Abtrieb und die Aerodynamik. In Spa kommt es speziell auf den Luftwiderstand und den Anpressdruck an. Der Fahrer kann hier ebenfalls einen Unterschied ausmachen. Spa ist schon auch eine Fahrerstrecke. Hier kann man größere Unterschiede zwischen Teamkollegen feststellen. Das liegt aber auch ein bisschen daran, dass dieser Kurs so lang ist."
Frage: "Hast du eine Lieblingsstelle in Spa?"
Rosberg: "Pouhon ist eine große Herausforderung, würde ich sagen."
Frage: "Was würdest du sagen, wenn dir ausgangs La Source ein KERS-Auto im Nacken sitzen würde?"
Rosberg: "Oh, das wäre nicht besonders toll. Da würde ich lieber deutlich mehr Sprit an Bord haben und in La Source eher dahinter liegen. Die KERS-Autos stellen in diesem Jahr eine große Herausforderung dar."
Williams 2009 mit sehr konstanter Leistung
Frage: "Wie bewertest du die aktuelle Situation im Titelkampf? Siehst du Red Bull in Spa vorne oder glaubst du eher, dass Jenson seinen Vorsprung halten kann?"
Rosberg: "Red Bull sollte in Belgien sehr stark sein, denn diese Art von Strecke kommt ihnen hervorragend entgegen. Für Jenson könnte es noch eng werden - speziell, wenn es noch einige weitere Rennen gibt, wie die vergangenen. Ich gehe noch immer davon aus, dass er es packen wird. Aber eine enge Kiste wird das bestimmt."
Frage: "Was sagst du zum Comeback von McLaren-Mercedes?"
Rosberg: "Das ist unheimlich beeindruckend. Sie haben von einem Rennen zum nächsten eine Sekunde gefunden. Das ist ein erstaunlicher Fortschritt und sehr beeindruckend."
Frage: "Während Brawn und Red Bull immer wieder Hoch- und Tiefpunkte haben, scheint Williams eine tolle Konstanz zu zeigen. Doch wie kommt das?"
Rosberg: "Wir sind das konstanteste Team da draußen, das stimmt. Aber weshalb? Keine Ahnung! Das ist eine komplett andere Situation, wie wir sie in den vergangenen Jahren vorgefunden haben. Ich weiß es nicht."
Frage: "Williams scheint relativ unempfindlich zu sein, was unterschiedliche Temperaturen und solche Dinge anbelangt..."
Rosberg: "Das stimmt. Wir haben schon auch zu kämpfen, aber eben weniger als die anderen Teams. Aus irgendwelchen Gründen sind wir immer bei der Musik. Ich bin sehr zuversichtlich, dass ich überall stark aussehen werde - egal, wohin wir auch gehen."
Frage: "Müsstest du aus diesem Grund eigentlich nicht sogar noch bessere Ergebnisse einfahren? Du hast 2009 noch kein Podium geholt..."
Rosberg: "Nein, ich denke nicht. Ich belege den fünften Rang in der Gesamtwertung. Ich glaube nicht, dass ich bessere hätte abschneiden können. Natürlich sind uns da hin und wieder ein paar Punkte durch die Finger geglitten. Trotzdem haben wir das Beste aus diesem Jahr gemacht."
"Ich bin sehr zufrieden damit, wie sich die Dinge für mich entwickelt haben. Auf der anderen Seite ist es natürlich sehr schade für das Team, dass Kazuki bislang noch überhaupt keine Punkte geholt hat. Wenn er nur ein paar Zähler eingefahren hätte, dann könnten wir auf Platz drei der Herstellerwertung liegen. Das wäre für unser Team eine ausgezeichnete Leistung."
Mehrere Optionen für die kommende Saison
Frage: "Du hast dein Können in dieser Saison schon mehrfach eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Denkst du, es ist langsam Zeit für dich, den nächsten Schritt zu unternehmen und um den Titel zu kämpfen?"
Rosberg: "Ich bin da nicht ungeduldig, aber klar: Natürlich wäre es schön, ein Auto zu haben, mit dem ich auf das Podium fahren und vielleicht auch ein paar Siege holen könnte. Ein solches Fahrzeug würde ich gerne im kommenden Jahr pilotieren. Ich schaue mir gegenwärtig an, welches Team mir diese Möglichkeit bieten kann, oder ob Williams das packen könnte - oder jemand anderes."
Frage: "Patrick Head wurde heute mit den Worten zitiert, dass du Williams zum Saisonende verlassen könntest..."
Rosberg: "Nein, das hat er nicht gesagt. Er meinte nur, dass ich möglicherweise irgendwo anders hingehen könnte. Und das sagt gar nichts."
Frage: "Du sagtest vor kurzem, dass du schon bald eine Entscheidung bezüglich deiner Zukunft treffen willst. Bist du in dieser Angelegenheit schon etwas vorangekommen?"
Rosberg: "Nein. Aber bald."
Frage: "Wann wird es dahingehend eine Entscheidung geben?"
Rosberg: "In den kommenden Wochen."
Frage: "Du wirst schon seit Wochen mit McLaren-Mercedes in Verbindung gebracht. Ist es angesichts dieser Gerüchte nicht schwierig, normal weiterzumachen?"
Rosberg: "Nein. Alles läuft glatt."
Frage: "Gibt es eine Berechtigung für diese Gerüchte? Was würdest du dazu sagen, wenn du im kommenden Jahr im McLaren-Mercedes sitzen könntest?"
Rosberg: "Für mich wäre das ganz sicher eine interessante Option."
Frage: "Mit wie vielen Teams sprichst du über das kommende Jahr?"
Rosberg: "Ich spreche mit einigen Rennställen. Ich bin mit meiner Situation vollkommen zufrieden. Wir haben im Hinblick auf 2010 einige sehr gute Optionen. Es liegt aber nicht nur an mir, denn es ist ja nicht so, dass alle nur auf mich warten. Das wäre zwar schön, aber so ist es nicht. Das passiert dann vielleicht, wenn du vierfacher Weltmeister bist."
Frage: "Sind vier Titel in etwa das, was du anstrebst?"
Rosberg: "Aber klar. Der nächste Schritt muss mich jedenfalls voran bringen. Ich möchte in den kommenden Jahren an der Spitze mitfahren. Das ist das entscheidende Kriterium."
Die neuen Regeln spielen Rosberg in die Karten
Frage: "Es gibt in der kommenden Saison einige neue Regeln. Auf was freust du dich besonders?"
Rosberg: "Eigentlich mag ich das Nachtanken. Ich kann mich noch nicht wirklich damit anfreunden, am Start ein randvoll getanktes Auto zu fahren. Das fühlt sich dann ja an, als würde man einen Lastwagen pilotieren."
Frage: "Das ist genau die Situation, mit der sich dein Vater auseinandersetzen musste..."
Rosberg: "Ich weiß. Er hat mir schon gesagt: 'Warte nur, bis du diese Erfahrung gemacht hast!'"
Frage: "Aufgrund dieser Neuerungen wird sich für den Fahrer beim Start einiges verändern..."
Rosberg: "Ja, aber darum geht es bei Rennfahrern ja ohnehin die ganze Zeit. Du musst dich Runde für Runde an ein anderes Limit gewöhnen."
"Das macht die Sache ja so interessant. Das Nachtankverbot wird jedenfalls ein großes Thema sein. Generell freue ich mich aber auf die kommende Saison, weil ich einen weiteren Schritt machen will. Ich möchte wieder gute Ergebnisse erzielen."
Frage: "Wenn du von einem persönlichen Fortschritt sprichst, heißt das dann automatisch, dass du Williams verlassen wirst?"
Rosberg: "Nein. Außerdem bin ich bei Williams der Teamleader - und das bin ich sicherlich nicht, wenn ich irgendwo anders andocke. Ich fühle mich sehr wohl bei Williams, denn wir sind ein tolles Team geworden und gemeinsam gewachsen. Das sind auch einige sehr positive Punkte."
Frage: "Du hast eben angesprochen, dass du bei Williams der Teamleader bist. Wäre es für dich denkbar, in die Rolle eines Nummer-2-Fahrers zu schlüpfen, wenn du dafür ein konkurrenzfähiges Fahrzeug bekommen würdest?"
Rosberg: "Dann musst du einfach sehr hart arbeiten, um möglichst bald Teamleader zu werden. So einfach ist das. Es ist sicherlich besser, einen Teamkollegen zu haben, der dich immer wieder von Neuem antreibt."
"Kazuki ist diesbezüglich schon eine Hilfe, weil er rein von den Zeiten her nicht weit weg ist. Bei ihm klappt es einzig mit den Ergebnissen nicht so. Im Augenblick kann ich mir auf eine Runde sogar einige Dinge bei ihm abschauen. Aber noch mehr davon wäre natürlich noch besser."
Frage: "Ein starker Teamkollege wäre also das richtige für dich?"
Rosberg: "Wenn er nicht zu stark ist, ja (lacht; Anm. d. Red.)."
Frage: "Denkst du, dass die Regeländerungen in der Formel 1 zu einer für deine Karriere günstigen Zeit kamen?"
Rosberg: "Ganz bestimmt. Die kamen genau zur richtigen Zeit. Doch selbst wenn meine Resultate in diesem Jahr nicht so gut wären wie sie sind, würden die Leute trotzdem sehen, welch gute Arbeit ich leiste. Es wäre sicherlich auch so okay - aber gute Ergebnisse helfen natürlich, das ist schon richtig. Das bringt mich in eine starke Ausgangslage."
Hülkenberg mit guten Formel-1-Chancen
Frage: "Was hältst du von den Toyota-Motoren?"
Rosberg: "Erst in der vergangenen Woche habe ich sie kräftig gelobt, denn in Valencia hatten wir wirklich sehr gute Motoren. Das war wichtig für diese Strecke. Es sind gute Aggregate."
Frage: "Wie ist es um den Benzinverbrauch bestellt?"
Rosberg: "Da bin ich mir nicht sicher. Das ist schwierig einzuschätzen. Einen Vergleich anzustellen ist nicht gerade einfach."
Frage: "Kommt es Williams bei der Beantwortung der Motorenfrage auf die technische Seite an?"
Rosberg: "Kein Kommentar."
Frage: "Was hältst du von Nico Hülkenberg?"
Rosberg: "Nico ist ein sehr guter Fahrer und ganz sicher ein Kandidat darauf, es in die Formel 1 zu schaffen."
Frage: "Daniel Ricciardo ist derzeit in der britischen Formel 3 unterwegs und nebenbei auf dem Sprung in die Formel 1. Wie gut bereitet die Formel 3 einen Rennfahrer auf weitere Aufgaben im Rennsport vor?"
Rosberg: "Das ist ein ausgezeichnetes Trainingsumfeld, doch der Schritt von der Formel 3 zur Formel 1 ist groß. Ideal wäre, den Zwischenschritt GP2 zu nehmen. Eigentlich ist das ja auch so gedacht. Es gibt wirklich keinen Grund, warum man direkt von der Formel 3 in die Formel 1 aufsteigen sollte."
"Man sollte unbedingt in der GP2 an den Start gehen. Natürlich: Wenn du als junger Fahrer ein entsprechendes Angebot bekommst, dann lehnst du das nicht ab. Der bessere Weg wäre aber definitiv die GP2. Es besteht keine Notwendigkeit, allzu schnell an diese Sache heranzugehen."

