Testbeschränkung nur dann, wenn Ferrari zustimmt

Honda-Teamchef Nick Fry glaubt, dass es 2006 nur dann ein Testlimit geben wird, wenn auch Ferrari bereit ist, sich daran zu halten

(Motorsport-Total.com) - Im Bestreben, die Kostenexplosion in der Formel 1 zumindest einzudämmen, wurde in der zurückliegenden Saison von neun Teams freiwillig beschlossen, zwischen erstem und letztem Rennen maximal 30 Testtage zu absolvieren. Tatsächlich wurde das Gentlemen's Agreement von allen bis auf Ferrari eingehalten, wenngleich die Auflage, nur mit maximal zwei Autos gleichzeitig zu testen, von so manchem Rennstall relativ großzügig interpretiert wurde. Speziell BAR-Honda war von der Beschränkung offenkundig nicht allzu angetan.

Titel-Bild zur News: Formel-1-Testfahrten in Barcelona

Ob es 2006 wieder eine Beschränkung der Tests geben wird, hängt von Ferrari ab

Bis auf Red-Bull-Cosworth (28), Sauber-Petronas (21), Jordan-Toyota (15) und Minardi-Cosworth (6) schöpften alle Teams das 30-Tage-Kontingent voll aus. Ferrari absolvierte indes nicht weniger als 79 Testtage, überwiegend natürlich auf der hauseigenen Teststrecke in Fiorano. Die Italiener schlossen sich der Konkurrenz nicht an, weil sie das einzige Topteam von Bridgestone waren und so das Entwicklungsprogramm des Reifenherstellers quasi im Alleingang vorantreiben mussten.#w1#

Ferraris Vorschlag einer Kilometerbeschränkung wurde abgelehnt

Der Vorschlag von Teamchef Jean Todt, anstelle der Tage die Kilometer zu beschränken, was in vielerlei Hinsicht durchaus Sinn machen würde, wurde von den anderen Rennställen abgelehnt. Die Anti-Ferrari-Fraktion war nicht mit der Verteilung von 15.000 Testkilometern für jeden Reifenhersteller einverstanden, denn dieses Kontingent hätten Schumacher und Co. bei Bridgestone im Alleingang verbraten, während die Michelin-Teams zum Teilen gezwungen gewesen wären.

Ob es auch 2006 eine Limitierung der Testfahrten geben wird, steht momentan noch in den Sternen: "Es gibt einen Entwurf für ein Agreement, aber im Gegensatz zu diesem Jahr, in dem sich bis auf Ferrari alle daran gehalten haben, wird es nächstes Jahr wahrscheinlich nur dann eine Beschränkung geben, wenn alle zehn Teams zustimmen", erklärte Honda-Teamchef Nick Fry im zweiten Teil des Interviews mit 'F1Total.com', welches morgen in voller Länge veröffentlicht wird.

"Dieses Jahr hatten die anderen neun Teams Glück, weil Ferraris Leistungen nicht berauschend waren - obwohl sie viel getestet haben, machte dies keinen Unterschied für den Ausgang der Weltmeisterschaft", fuhr der 49-jährige Brite fort. "So viel Glück werden wir aber nicht noch einmal haben, denke ich. Folglich können wir es uns nicht leisten, einem Konkurrenten wie Ferrari einen Wettbewerbsvorteil zu erlauben."

Umdenken bei Ferrari durch weitere Bridgestone-Teams?

"Anzunehmen, dass Ferrari dort bleiben wird, wo sie jetzt sind, wäre leichtsinnig." Nick Fry

Die Bereitschaft, Testfahrten einzuschränken, ist bei allen Teams grundsätzlich vorhanden. Dass Bridgestone in der kommenden Saison mit Toyota und Williams-Cosworth Zuwachs bekommt und damit entwicklungstechnisch gegenüber Michelin nicht mehr im Nachteil ist, könnte auch bei Ferrari für ein Umdenken sorgen. Das Argument, wonach man als einziges Topteam von Bridgestone weiterhin mehr testen müsse als die Konkurrenz, ist damit ja hinfällig.

Den Fehler, Ferrari nach der miserablen Saison 2005 zu unterschätzen, machen die übrigen Teams dennoch nicht: "Anzunehmen, dass Ferrari dort bleiben wird, wo sie jetzt sind, wäre leichtsinnig. Sie sind ein sehr starkes Team mit starken Fahrern und einem starken Management. Sie werden bestimmt zurückkommen. Also müssen entweder alle zehn Teams zustimmen, oder es gibt eben gar keine Testbeschränkung", stellte Fry abschließend klar.