Teams sagen ja: Reifentest im Brasilien-Training?

Weil Pirelli auf Testfahrten drängt, könnte nun das Freie Training in Brasilien umfunktioniert werden: Die Teams sind dafür, die FIA muss noch zustimmen

(Motorsport-Total.com) - Bahnt sich endlich ein Silberstreif am grauen Testhorizont bei Pirelli an? Scheinbar wurde dem Drängen des Reifenherstellers im Hinblick auf 2014 stattgegeben und eine Lösung gefunden, die vorerst alle Parteien zufriedenstellt. Am Trainingsfreitag des Großen Preis von Brasilien soll jeder Fahrer zwei Sätze Testreifen der neuen Saison zur Verfügung gestellt werden, die im ersten und zweiten Freien Training benutzt werden können.

Titel-Bild zur News: Pirelli-Reifen

Ein Test nach der Saison wurde abgelehnt: Pirelli würde nun gerne im Training testen Zoom

Für Pirelli wäre es immerhin ein erster Schritt in Richtung ausreichender Tests für die kommende Saison. Der Reifenhersteller hatte gedroht, dass man keine Reifen zur Verfügung stellen könnte, wenn man keine zusätzlichen Testmöglichkeiten bekommen würde. Die Zustimmung aller Teams soll man sich für den Vorschlag schon gesichert haben, es fehlt nur noch das Abnicken des Weltverbandes FIA.

Auch für die Teams wäre ein Vorgehen solcher Art von Vorteil. Einerseits muss man dafür keinen weiteren Test und somit Zeit sowie Kosten einplanen, andererseits bekommen alle Teams die gleichen Voraussetzungen, was der "Paranoia", die Motorsportchef Paul Hembery den Teams vorwirft, vorbeugen würde. Schon im vergangenen Jahr wurde das Training beim Saisonfinale in Brasilien dafür benutzt, um Reifen für die kommende Saison zu testen.

Mercedes offen für alles, Lotus scheut Kosten

"Sie haben dasselbe im vergangenen Jahr gemacht und es gab ziemlich nützliche Informationen", hält McLaren-Sportdirektor Sam Michael die Idee für gut. "Auch wenn wir die Reifen dann auf einem V8-Auto mit verändertem Abtrieb fahren, wird man zumindest ein paar Aspekte sehen, wie die Reifen sein werden", wird er von 'Autosport' zitiert. Auch bei Pirelli hatte man betont, dass man zwar gerne ein 2014er-Auto hätte, aber da die Boliden noch nicht fertig sind, würde man auch einen aktuellen Boliden zum Testen nehmen.

Bislang hatten sich einige Teams immer gegen Testmaßnahmen gesträubt - sei es aus Kostengründen, oder weil man anderen Teams keinen Vorteil geben will, wenn man selber nicht testet. "Wenn es keinen Penny kostet, dann befürworten wir es", hatte sich Lotus-Teamchef Eric Boullier zuletzt über zusätzliche Testfahrten geäußert. Andernorts war man da etwas entspannter.

"Wir müssen den Reifenhersteller bestmöglich unterstützen und ihnen die Kilometer verschaffen", zeigt sich beispielsweise Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff kooperativ. "Es ist ein Sicherheitsproblem und nur durch Sicherheit können sie entscheiden, welche Mischungen sie für das kommende Jahr brauchen. Wir sind vorbereitet, sie bei jedem nötigen Test vor der Saison zu unterstützen."

Neue Einschränkungen 2014

Schon in der laufenden Saison hatte Mercedes Pirelli bei einem Reifentest unterstützt, was den anderen Teams gar nicht geschmeckt hat. Auch Red Bull und Ferrari zogen später mit ähnlichen Tests nach. Einen McLaren-Test in Austin wussten die Teams allerdings zu verhindern, weswegen in diesem Monat nun ein Test in Vallelunga stattfinden soll. "Mehr Testfahrten sind immer hilfreich", sagt Michael. "Pirelli hat gesagt, dass sie testen wollen, und Fahrten auf der Strecke sind immer nützlich."

Paul Hembery

Paul Hembery sorgt sich um die Sicherheit bei fehlenden Tests Zoom

Um für die Saison gerüstet zu sein, muss Pirelli möglichst noch in diesem Jahr testen, da die Beschränkungen für das kommende Jahr noch verschärft wurden. Zwar wird es ein paar Testtage während der Saison geben, aber in der wichtigen Zeit vor der Saison gibt es derzeit nur die offiziellen Testtage ab Ende Januar. Zusätzliche Zeit bräuchte ab 1. Januar eine einstimmige Entscheidung aller Teams, die in der Vergangenheit selten einfach zu erreichen war.

Zudem kann man ab 2014 auch kein Auto von 2011 mehr für einen 1000-Kilometer-Test benutzen, wie es in dieser Saison schon der Fall war. "Es gibt ein neues Reglement. Man muss die Autos in aktuelle, vorherige und historische Fahrzeuge aufsplitten", erklärt Sam Michael. "Die aktuellen werden 2013/2014/2015 sein, die vorherigen Fahrzeuge werden die vier Jahre davor abdecken. Alles vor 2009 wird als historisch angesehen." Letztere dürfen benutzt werden, doch der Wert für Pirelli dürfte sehr überschaubar sein.

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