Teamchefs wollen Mosley zum Umdenken bewegen

Jean Todt (Ferrari), David Richards (BAR) und Paul Stoddart (Minardi) wünschen sich, dass Max Mosley Präsident der FIA bleibt

(Motorsport-Total.com) - Dass Max Mosley um jeden Preis seine angestrebten Reformen durchdrücken will, sich dann aber im Oktober von seinem Amt zu verabschieden gedenkt, passt einigen Formel-1-Teamchefs überhaupt nicht. Viele sind der Ansicht, dass in einer so kritischen Phase des Sports kein gleichwertiger Nachfolger in Sicht sei.

Titel-Bild zur News: Max Mosley

Auf einmal wird er von den Teams zum Bleiben überredet: Max Mosley

"Ich kann mir keine Einzelperson vorstellen, die ein so gutes Verständnis von den Themen haben könnte, die die Formel 1 betreffen, wie Max", erklärte beispielsweise BAR-Teamchef David Richards gegenüber der Nachrichtenagentur 'Reuters'. "Es könnte ein schreckliches Vakuum entstehen." Es sei besser, "den Teufel zu kennen, mit dem man es zu tun hat", fuhr der Brite fort. Und: "Wer weiß, vielleicht überlegt es sich Max ja doch noch einmal anders."#w1#

Richards kritisiert: Hinter Mosley die Sintflut?

Hauptkritikpunkt an Mosleys Rückzug ist, dass er sich im Moment intensiv um sicherheitsfördernde und kostensenkende Maßnahmen in der Königsklasse bemüht, die in einem langwierigen sportpolitischen Prozess umgesetzt werden sollen, gleichzeitig aber im Oktober aus seinem Amt verschwindet - und damit den Weg frei macht für einen anders gesinnten Nachfolger, der theoretisch alle Konzepte wieder über den Haufen werfen könnte.

"Man muss schon sagen", beschwerte sich Richards, "dass es nicht richtig ist, solch radikale Änderungen durchzusetzen - und diese Änderungen sind radikal - und es dann nicht bis zum Schluss durchzuziehen. Die Änderungen werden wohl an eine Gruppe anderer Leute weitergegeben, von denen ich mir nicht vorstellen kann, dass sie genauso kompetent wie Max sind, und das bereitet mir Sorgen. Ich weiß, dass Max glaubt, er kann noch selbst alles durchsetzen, aber das halte ich für etwas optimistisch."

Auch Paul Stoddart, Eigentümer des Minardi-Teams, würde am liebsten an Mosley festhalten: "Max hat eine bedeutende Rolle dabei gespielt, die Teams von Zeit zu Zeit zusammen zu bringen. Ab und zu braucht es jemanden mit einer starken Hand, der auf den Tisch haut und sagt, 'Kommt Jungs, lasst uns das aussortieren'. Ich kann niemanden sehen, der diesen Part übernehmen könnte. Es ist sowieso schon genug Unruhe. Dass wir jetzt auch noch Max verlieren, ist ein weiterer Schritt zurück."

Mosley scheute die Konfrontation mit den Teams nie

Stoddart fügte an, alles könnte "extrem schwierig" werden, falls eine ungeeignete Person zu Mosleys Nachfolger bestellt wird. Mosley galt zwar immer als FIA-Präsident, der die Konfrontation mit den Teams nicht scheute, seine Maßnahmen haben aber dem Sport nie geschadet - und unterm Strich waren damit meist auch die Teams einverstanden. Erst in den letzten Jahren, als der Einfluss der Hersteller immer größer wurde, bröckelte das Standing des FIA-Chefs bei den Rennställen.

Ferrari-Boss Jean Todt plädierte indes ebenfalls für Mosley: "Man kann die Art und Weise, wie er gearbeitet hat, schätzen oder nicht, aber so ein Engagement wie seines ist schwer zu finden. Jemanden zu haben, der zwölf Stunden am Tag in seinem Büro verbringt und dafür noch nicht einmal ein Gehalt bekommt, gleichzeitig aber alle Probleme zu lösen versucht, halte ich für einzigartig. Manchmal ist er ein wenig provokant, aber in unserer Welt muss man provokant sein."