• 25.05.2012 09:53

  • von Roman Wittemeier

Teamchefs: Kein Interesse an zusätzlichen Reifen

Viele Teamverantwortliche der Formel 1 sehen kein Problem in mangelndem Fahrbetrieb in Q3: Reifensparen als interessante Variante

(Motorsport-Total.com) - Die Diskussionen um die Reifen des Jahrgangs 2012 reißen einfach nicht ab. Die Pirelli-Pneus haben einerseits für wechselnde Verhältnisse an der Formel-1-Spitze gesorgt, andererseits aber auch Strategie-Blüten getrieben. Ein Trend in der aktuellen Saison ist das Auslassen von Q3. Viele Piloten, die sich selbst nicht im Kampf um die Pole-Position sehen, sparen in der abschließenden Zeitenjagd am Samstag lieber Reifen für das Rennen.

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Wenig Fahrbetrieb: Nicht alle nehmen in Q3 den Kampf gegen die Uhr auf

In vielen Fällen stellen sich im abschließenden Qualifying-Segment nur noch sieben bis acht Piloten der Jagd nach den besten Startplätzen. Wer in der Box bleibt, macht sich nicht überall beliebt, hat aber das Argument Strategie auf seiner Seite. In den vergangenen Wochen wurden die Rufe nach Abhilfe immer lauter. Ein aktueller Vorschlag lautet, speziell für das Q3 einen zusätzlichen Reifensatz herausgeben, der vor dem Rennen wieder zurückgegeben werden soll.

Im Lager der Teamverantwortlichen kommt diese Idee nicht sonderlich gut an. "Ich finde die derzeitige Regel okay", sagt Sauber-Geschäftsführerin Monisha Kaltenborn. "Wir würden die Idee von einem zusätzlichen Reifensatz nicht unterstützen. Wenn man sich das Qualifying mal genau anschaut, dann sieht man, dass jene Teams, die Q3 auslassen, in den anderen Segmenten meist mehr Runden gefahren sind. Es würde sich nicht viel ändern. Zumindest sprechen die Zahlen eine eindeutige Sprache."

"Für uns ist es einfach nur wichtig, dass die Regeln nicht ständig geändert werden", so Renault-Sportleiter Jean-Francois Caubet. "Das wäre in etwa so, als würde man während einer Fußballsaison die Größe der Tore ändern." Auch Mercedes-Teamchef Ross Brawn steht eher auf der Seite der Gegner. "Natürlich würden die Fans gern alle Autos fahren sehen, aber es kämpfen doch immerhin noch sechs bis sieben Autos hart um die Pole-Position", so der Brite.

"Ich denke, dass sich alle Teams, die Q3 ganz bewusst auslassen, ohnehin keine Chance auf die beste Startposition ausrechnen. Dass diese Teams dann Reifen sparen ist ein gutes Mittel, um sich für die Frühphase des Rennens in eine bessere Position zu bringen", erklärt Brawn. "Die Medaille hat wie immer zwei Seiten. Wer beklagt sich denn darüber, dass am Ende von Q1 oft auch nicht mehr alle Autos fahren? Niemand. Alle konzentrieren sich letztlich doch auf den Kampf um die Pole."

Aber es gibt auch Fürsprecher. Frank Williams, dessen Team zuletzt sensationell in Barcelona siegen konnte, kann der Idee vom zusätzlichen Reifensatz in Q3 etwas abgewinnen. "Ich finde es eigentlich recht gut", so der 70-Jährige. "Es gäbe mehr Chancengleichheit. Wenn ein starkes Team einen tollen Strategen und Ingenieur hat, dann holt es aus drei Reifensätzen das Beste heraus. Wenn man so jemanden nicht hat, dann hat man ein Handicap. Ein vierter Reifensatz für das Qualifying könnte den schwächeren Teams helfen."