• 24.05.2012 17:48

  • von Dieter Rencken & Stefan Ziegler

Pirelli und das Q3-Problem: "Werden tun, was nötig ist"

Reifensparen statt Rennfahren: Dem taktischen Nichtantreten in Q3 möchte nicht nur Formel-1-Chef Bernie Ecclestone einen Riegel vorschieben

(Motorsport-Total.com) - Der Sinn und Zweck der Qualifikation ist, die Startreihenfolge für das Rennen festzulegen. Doch die Reifensituation in der Formel 1 führt den aktuellen Modus im Zeittraining ad absurdum: Weil in Q3 das Reifensparen zu verlockend ist, fahren einige Piloten in dieser Session erst gar keine schnelle Runde, um dafür im Rennen besser aufgestellt zu sein. Dafür wird sogar ein besserer Startplatz geopfert.

Titel-Bild zur News: Formel-1-Reifen

An Reifen soll es nicht mangeln: Pirelli denkt ebenfalls über das Q3-Problem nach

Unter solchen Spielchen leidet natürlich die Show auf der Strecke, schließlich sollen die nach zwei Einheiten verbliebenen Top-10-Piloten die Pole-Position und die weiteren Startränge unter sich ausmachen. Das ist derzeit nicht der Fall, weil die Strategie meist die Überhand gewinnt. Ein Umstand, der auch Formel-1-Chef Bernie Ecclestone auf die Palme bringt, wie er nun bestätigt hat.

Auch Formel-1-Reifenlieferant Pirelli fühlt sich nicht ganz wohl mit der aktuellen Umsetzung der Regeln. Der Motorsport-Direktor des italienischen Unternehmens, Paul Hembery, zeigt sich durchaus bereit, Änderungen umzusetzen. "Wir sagen schon seit dem vergangenen Jahr: Wir werden tun, was auch immer der Sport braucht", meint der Brite. An Vorschlägen mangelt es nicht.

"Weitere Reifensätze oder Qualifikationsreifen könnten eine Idee sein. Wir würden wirklich gern eine Lösung finden", sagt Hembery und merkt an: "Wenn wir eine Position beziehen müssten, würden wir sagen, dass wir die Autos gern fahren sehen würden. Wir können auf jeden Fall nachvollziehen, dass einige Fans nicht gerade begeistert davon sind, wenn drei oder vier Autos überhaupt nicht fahren."

"Man muss dabei aber auch die Sicht der Teams berücksichtigen", findet der Pirelli-Reifenchef und plaudert aus dem Nähkästchen: "Die Teams waren damals der Meinung, die Fans wären damit zu begeistern, wenn einige Autos aus taktischer Sicht nicht fahren würden, solange die Zuschauerzahlen im Qualifying weiterhin gut sein würden." Nun scheint sich der Wind aber wohl gedreht zu haben.

Dafür könnte der jüngste Vorstoß von Ecclestone sagen, dem Pirelli nur zu gern beipflichten würde. "Wir werden tun, was nötig ist. Das haben wir ihm (Ecclestone; Anm. d. Red.) gegenüber stets betont", sagt Hembery. "Bei einem Treffen der Formel-1-Kommission haben wir ihnen mit auf den Weg gegeben, dass sie uns nur sagen müssen, was sie haben wollen. Wir sorgen schon für eine Lösung."

"Wir könnten ganz extrem agieren und jedem zwei Sätze Qualifikationsreifen zuteilen oder den Teams in Q3 einen frischen Satz zur Verfügung stellen. Das würde sie dazu zwingen, einen Reifensatz zu verwenden, den sie eh wieder verlieren werden. Es gibt Möglichkeiten", meint Hembery. "Die Kosten wären gewiss auf unserer Seite etwas höher. Wenn es aber die Show verbessert, würden wir es tun."