Teamchef Eddie Jordan im großen Interview
Der Ire im Gespräch über die Hintergründe für Satos Verpflichtung, Jean Alesi, Bridgestones und Hondas Einfluss
(Motorsport-Total.com/Haymarket) - Wie F1Total.com heute Morgen bereits ausführlich berichtete, hat das Jordan-Team den 24-jährigen Japaner Takuma Sato für zwei Rennsaisons mit einer Option auf weitere zwei Jahre unter Vertrag genommen. Eddie Jordan beschrieb dies als den längsten Vertrag den sein Team jemals mit einem Fahrer eingegangen ist. Sein erstes Outing im Jordan-Boliden erlebte Sato im Dezember letzten Jahres, jedoch stand er anschließend in den Diensten von British American Racing. Das Interesse an dem schnellen Mann aus dem Land der aufgehenden Sonne war aber nach wie vor bei Jordan vorhanden, sodass man den Verlauf der Motorsportkarriere Satos weiter aufmerksam verfolgte. Durch die Bestätigung Satos als zweiten Fahrer steht Jean Alesi nun ohne Cockpit für 2002 da. Der Franzose erklärte wenige Stunden nach der offiziellen Meldung von Jordan, dass er in Suzuka seinen letzten Grand Prix in der Königsklasse bestreiten wird. Eddie Jordan stand unterdessen zu einem exklusiven Interview über die Hintergründe zur Verpflichtung Satos Rede und Antwort. Darüber hinaus gab der charismatische Ire auch andere interessante Statements.

© Jordan
Jordan ist überzeugt von Sato und vertraut seinem Gespür
Frage: "Ist der Vertrag eine der größten Sachen die Ihrem Team in den letzten Jahren passiert ist?"
Eddie Jordan: "Es ist eine Art Coup. Wir mussten das aus einer Vielzahl an Gründen einfach machen, wobei der beste Grund natürlich der war, dass er [Takuma Sato, Anm. d. Red.] talentiert ist. Ich denke wirklich, dass er das ist."
Frage: "Wie kam das alles zwischen Ihnen und Satos Manager, Andrew Gilbert-Scott, ins Rollen?"
Jordan: "Nun, zuerst haben Ian [Phillips] und ich mit Andrew schon vor 18 Monaten, als er sein Manager wurde, miteinander gesprochen. Er testet ja immer noch für uns, fährt eine ganze Reihe Simulationen und testet das Aeropackage. Als wir dann Sato als Fahrer sahen, waren wir beeindruckt. Er gewann im Vorjahr ein paar F3-Rennen und als Ian und ich mit ihm sprachen, empfahlen wir ihm, dass er bloß nicht in die F3000 gehen sollte, sondern ein weiteres Jahr F3 fahren sollte. Es ist normalerweise immer ein gutes Zeichen, wenn die Neigung des Fahrers so ist, dass er vorankommen will. Man muss schon viel Vertrauen haben, wenn man einen Schritt zurück geht und die F3 dominiert, denn das ist nicht so einfach. Und er hat im Regen und im Trockenen, egal ob er vorne oder in der Mitte startete, dominiert. Darüber hinaus hat mich beeindruckt, dass er ruhig und cool war. Seine Vorstellung in Zandvoort war einfach mega. Er hat alle anderen in den Schatten gestellt und in die Schranken gewiesen."
Frage: "Aber nach seinem ersten Test hatte Jordan in 2001 keine Verwendung für ihn?"
Jordan: "Wir wollten nicht alles durcheinander haben. Wir haben ihm deshalb geraten, dass er nicht als Testfahrer tätig sein sollte, sondern sich auf die F3 konzentrieren möge. Als er dann ein überschaubares, limitiertes Testprogramm von British American Racing angeboten kam, konnte ich verstehen weshalb er zusagte. Wir hatten keinen Vertrag mit ihm und haben ihm durch Andrew Ratschläge gegeben. Deshalb denke ich, dass unsere Verbindung schon sehr weit zurückreicht. Wir haben ihm auch damals mit seinem Vertrag geholfen."
Frage: "Hatten Sie zu diesem Zeitpunkt schon das Gefühl, dass Sie ihn verloren hatten, als er zu BAR ging..."
Jordan: "Im Laufe dieses Jahres entwickelte ich die Idee, dass er im nächsten Jahr vielleicht für uns Fulltime testen könnte, wenn er gut genug wäre, oder dass wir ihn verpflichten und bei einem anderen Team für ein Jahr parken würden. Ganz einfach deshalb, weil es für uns eine kritische Zeit ist und wir vorzeigbare Ergebnisse erzielen müssen. Aber dann kam Zandvoort und er begann mehr und mehr Rennen zu gewinnen und mehr und mehr Tests für BAR zu absolvieren. Selbstverständlich haben wir ihn bei den Tests immer genau beobachtet. Welche Reifen er hatte, mit wie viel Benzin an Bord er unterwegs war... Er erzählte uns was er fühlte und wir konnten dann überlegen und entschieden, dass er bereit für die F1 war. Ich denke, dass seine Leistung in Zandvoort und beim letzten Tests mit BAR in Mugello uns alle Zweifel genommen hat und zu seiner Verpflichtung führte. Wir haben darüber so sechs bis acht Wochen gesprochen."
Frage: "Also passierte es zeitlich gesehen einige Zeit nach der Verpflichtung von Jean Alesi?"
Jordan: "Um fair zu sein muss man sagen, dass wir auch mit Honda gesprochen haben. Ich selbst habe zu Jean ja eine besondere Beziehung und deshalb war Takuma neben ihm der einzige Fahrer der in Frage kam. Es ging darum, ob wir Jean und Fisichella oder Takuma und Fisichella nehmen. So ist es gewesen."
Frage: "Jean hat sich gut geschlagen und Punkte geholt, jedoch ist er wohl insgesamt betrachtet nicht so schnell gewesen wie Sie sich das vorgestellt haben oder?"
Jordan: "Er war brillant in Indianapolis. Wie er Ralf hinter sich gehalten hat war ein Paradebeispiel für Fahrkunst par excellence. Aber ich denke, dass es ziemlich schwer ist mitten in der Saison woanders hinzukommen und dann gegen jemanden wie Jarno, der schon eine ganze Weile im Team ist, zu bestehen. Und ich kann dir sagen, dass Jarno in der Qualifikation ein Spitzentyp ist. Ich denke, dass Jean einen großartigen Job gemacht hat. Ich glaube, dass er, - wenn er aufhören muss, und ich hoffe dass er das nicht muss - wenn er uns verlässt, in einer besseren Position ist als er es beispielsweise bei Prost war."
Frage: "Wie stehen die Chancen, dass er weiterhin in irgendeiner Form involviert bleibt?"
Jordan: "Wir haben da noch nichts zugestimmt. Momentan sind das reine Vermutungen."
Frage: "Also könnte er sich auch entscheiden, dass er weiterhin ein Rennfahrer sein will und einen Job als Repräsentant oder Lehrer ablehnt..."
Jordan: "Klar, er kann sagen was er möchte. Wir haben uns aber schon ein wenig darüber unterhalten."
Frage: "Zurück zu Sato. Wie gut ist er?"
Jordan: "Das weiß bisher keiner."
Frage: "Na ja, auf jeden Fall hat er die F3 dominiert, so wie damals ein gewisser Jan Magnussen..."
Jordan: "Ich kann mich da nur wiederholen. Keine Sorge. Es ist eine Kombination aus dem, was er bei seinem ersten Test in einem Formel-1-Boliden und ein Jahr später getan hat, was ihn uns verpflichten ließ. Ich denke, dass der Test für BAR in Mugello ausschlaggebend gewesen ist. Ich habe mitbekommen, dass sie eine Menge Tests gestrichen haben, was natürlich schade ist."
Frage: "Ganz offensichtlich wird die Beziehung Jordans zu Honda dadurch gestärkt oder? Und dann gibt es noch die japanischen Sponsoren..."
Jordan: "Das ist wichtig, jedoch auch nur zweitrangig. Unser Hauptziel und Bestandteil unserer Philosophie bei Jordan ist, dass ein Fahrer schnell sein muss, dass er Potenzial besitzen muss. Und in dieser Hinsicht gibt es keinen Zweifel, dass dieser Fahrer eine Menge Potenzial besitzt. Die Sache, dass ganz Japan irgendwann hinter ihm steht ist wie ein Bonus. Ich bin sicher, dass das eintreten wird. Was Honda betrifft muss ich sagen, dass er nur bei Jordan auf Grund seines Talents ist. Ich möchte das ausdrücklich betonen."
Frage: "Aber Jordans Position mit und zu Honda und allem was damit zusammenhängt wird dadurch stärker Es ist mehr als nur ein Bonus - es ist kritisch in Bezug auf die Zukunft des Teams oder etwa nicht?"
Jordan: "Es ist absolut von zweitrangiger Bedeutung. Ich brauche einen talentierten Fahrer und die Tatsache, dass er Japaner ist, dass er von Honda Unterstützung erfährt wird überbewertet. Honda hat auf uns keinen Druck ausgeübt. Das ist eine einzig vom Jordan-Team getroffene Entscheidung. Aber Honda hat natürlich seiner Karriere geholfen und dafür gebührt ihnen auch Anerkennung. Sie haben ihm in der F3 geholfen."
Frage: "Und hat Bridgestone auch eine Rolle gespielt?"
Jordan: "Ja, keine Frage. Bridgestone war sehr hilfreich."
Frage: "Die japanische Nation hatte einige Jahre nun keinen eigenen Piloten in der Formel 1. Wie wichtig ist das für den Sport im Ganzen?"
Jordan: "Es ist immer schön das zu sehen. Es gibt eine Menge guter Brasilianer, Italiener, Briten und so. Es war schön, dass ein Kolumbianer in die F1 gekommen ist. Wir haben ja mit Narain Karthikeyan auch einen Inder getestet und es wäre schön, wenn wir einen Inder auch in der Königsklasse haben würden. Wir haben jetzt einen richtig schnellen Japaner in der Formel 1 und das ist meiner Meinung nach positiv. Ich denke, dass es das ist was die Formel 1, eine globale Serie, ausmacht."

