• 13.10.2008 12:52

Tabak-Werbeverbot: Britischer Ex-Premier in Nöten

Neue Dokumente sollen belegen, dass der britische Ex-Premierminister Tony Blair auf Druck von Bernie Ecclestone das Tabak-Werbeverbot umgehen wollte

(Motorsport-Total.com) - Die Formel 1 hat sich im zurückliegenden Jahrzehnt zu einer Nichtraucher-Veranstaltung gewandelt. Waren früher die weltweit agierenden Tabakkonzerne als große Sponsoren in der Königsklasse aktiv, musste man sich aufgrund des EU-weiten Tabak-Werbeverbotes plötzlich umstellen. Werbung für Glimmstängel war plötzlich verboten. Einziges Überbleibsel aus dieser Zeit sind die weißen Streifen am Ferrari, die nach wie vor das Logo einer großen Zigarettenmarke andeuten.

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone

Wollte Bernie Ecclestone eine Raucherlaubnis durch die Politik erzwingen?

Die neuen Richtlinien der Europäischen Union haben Ende der 90er-Jahre die Formel 1 vor Angst erschaudern lassen, denn viele im Fahrerlager konnten sich eine Finanzierung des Hightech-Geschäfts ohne Tabak-Werbung nicht vorstellen. In Großbritannien machte man sich besonders große Sorgen, denn den vielen dort beheimateten Rennställen drohte angeblich das Aus. Ungeachtet dieser Befürchtungen stellte sich der damalige britische Premierminister Tony Blair vor die Presse und forderte öffentlich sogar noch schärfere Regeln.#w1#

Dass Blair damals ganz anders sprach als er handelte, belegen neueste Dokumente, die in Großbritannien nun veröffentlicht wurden. Nach Berichten der großen Tageszeitungen 'Times' und 'Telegraph' hat sich der Ex-Premier im Hintergund vielmehr für das Gegenteil eingesetzt. Blair wollte über seine damalige Gesundheits-Ministerin Tessa Jowell eine Ausnahmeregelung speziell für die Formel 1 erwirken. Die Königsklasse sollte weiter qualmen dürfen.

Pikant an der Geschichte: Blair hatte entsprechende Schritte wenige Stunden nach einem privaten Treffen mit Bernie Ecclestone veranlasst. Bislang hatte er immer bestritten, dass er sich vom Formel-1-Boss habe beeinflussen lassen. Fakt ist aber, dass Ecclestone der Labour-Partei von Blair wenige Monate zuvor fast 1,3 Millionen Euro gespendet hatte. Als die Bemühungen um eine Ausnahmeregelung für die Formel 1 an die Öffentlichkeit gekommen war, hatte Blair argumentiert, dass er damit die Motorsportindustrie in Großbritannien schützen wolle.

Ein Notiz des hiesigen Handels- und Industrieministeriums belegt jedoch keinerlei derartige Befürchtungen: "Wir halten es für sehr unwahrscheinlich, dass es einen Effekt für die gesamte Motorsportindustrie geben könnte, sollte die Formel 1 Großbritannien verlassen." Im Zuge des damaligen Skandals hatte Blair immer wieder betont, dass seine Bemühungen nichts mit der Parteispende von Ecclestone zu tun hätten. Den gesamten Betrag überwies seine Labour-Partei im November 1997 wieder an den Formel-1-Boss zurück.

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