• 10.09.2003 10:45

  • von Marcus Kollmann

Symonds: "Monza ist keine reine Power-Strecke"

Der Technikdirektor von RenaultF1 spricht über die Anforderungen und Besonderheiten von Monza und die Rennstrategie

(Motorsport-Total.com) - Auf der letzten Hochgeschwindigkeitsstrecke der Königsklasse werden die Formel-1-Piloten am kommenden Sonntag 53 Runden fahren. Obwohl das 5,793 Kilometer lange Autodromo Nazionale auf dem Papier wie ein leichter Kurs aussieht, stellt die Strecke in Sachen Abstimmung besondere Anforderungen.

Titel-Bild zur News: Pat Symonds (Chefingenieur von Renault)

Symonds rechnet damit, dass in Monza zwei Boxenstopps die Regel sein werden

Hinzu kommt, dass kleine Unachtsamkeiten auf Grund der extrem flach gestellten Flügel große Auswirkungen haben können. Worin die Besonderheiten von Monza genau bestehen, erklärt Pat Symonds aus Ingenieurssicht.

Monza ist keine reine Power-Strecke

"Was auch immer gesagt wird, Monza kann man nicht nur als Power-Strecke ansehen, denn 70 Prozent einer Runde wird zwar Vollgas gegeben, doch ungefähr 13,3 Prozent wird gebremst und 16,7 Prozent mit dem Durchfahren der Kurven verbracht. Diese Zahlen demonstrieren die Bedeutung einer hohen Leistungsfähigkeit auf den Geraden, sowohl was die benötigte Power als auch was eine effiziente Abstimmung anbelangt."

"Während wir bei den Tests in der letzten Woche unser Aerodynamikpaket für wenig Abtrieb feintunen konnten, haben wir auch verschiedene Abstimmungskonfigurationen ausprobiert und nun eine ausgewählt die unserer Meinung nach den besten Kompromiss zwischen geringstmöglichen Luftverwirbelungen, anständigen Abtriebswerten und einer guten Stabilität darstellt. Die zuvor genannten Zahlen zeigen aber auch, dass man beim Bremsen und Durchfahren der Kurven fast gleichviel Zeit verbringt. Den Bremsvorgängen kommt in Monza eine besondere Aufmerksamkeit zu. Nicht nur weil die Strecke sehr belastend für die Bremsen ist, sondern weil man in diesem Bereich auch viel Zeit finden kann."

Alles dreht sich um die Bremsen

"Die Nummer-1-Priorität bei den Bremsen liegt darin, dass man sie ausreichend kühlt. Je kühler sie sind, desto geringer ist der Verschleiß während des Rennens, was wiederum zur Folge hat, dass die Bremsen konsistenter sind und die Chancen ins Ziel zu kommen maximiert werden. Wenn man diese Vorgabe bei der Kühlung erzielen will, muss man aber auch in Form stärkerer Luftverwirbelungen durch größere Bremsbelüftungen einen Preis bezahlen, doch dieses Opfer muss man bereit sein einzugehen."

"Was die Leistungsfähigkeit an sich betrifft, so müssen die Bremsen beim starken Bremsen sofort zupacken, auch wenn sie auf den Geraden wieder abkühlen. Während des Bremsvorgangs müssen sie aber ebenfalls gut funktionieren und dürfen in ihrer Bremswirkung nicht nachlassen. Eine gute Bremsbalance zwischen Vorder- und Hinterachse ist wichtig. Durch die geringen Abtriebswerte ist die Stabilität beim Bremsen ein Schlüsselfaktor. Nicht nur was die Rundenzeit an sich betrifft, sondern auch um die Chancen ins Ziel zu kommen zu verbessern. Eine gute Stabilität bedeutet eine vorhersagbarere Performance und die ist für einen Fahrer wichtig, um im Rennen gute und gleich bleibende Rundenzeiten zu fahren."

Optimaler Kompromiss in Sachen Setup ist eine große Herausforderung

"Monza ist trotz des einfachen Lay-outs aber eine der schwierigsten Strecken. Einen guten Kompromiss in der Fahrzeugabstimmung zu finden, ist nicht einfach. Zum Beispiel ist das Einlenken in die Kurven sehr wichtig. Das ist zwar grundsätzlich immer ein wichtiger Faktor, doch in Monza sind die Dinge etwas komplizierter. Das Auto hat nur wenig Abtrieb und ist deshalb sehr instabil. Darüber hinaus sind die Bremsmanöver sehr heftig. Ferner muss nicht nur die Gewichtsverlagerung unter diesen schwierigen Bedingungen gut sein, um gut in die Kurven hineinlenken zu können, sondern das Auto muss auch die Randsteine ein- und ausgangs der Kurve gut überfahren können."

"Die Randsteine sind in der Tat sehr wichtig was eine gute Rundenzeit betrifft. In Imola hat unser Auto in dieser Hinsicht nicht so funktioniert wie es sein sollte, weshalb wir viel Arbeit in diesen Bereich investiert haben. Unsere Arbeit hat im Hinblick auf das Rennen schon Früchte getragen. Wenngleich wir hier aber noch einen langen Weg vor uns haben, so ist es uns im Vergleich zu einem früheren Zeitpunkt in der Saison gelungen in diesem Bereich Fortschritte zu machen."

Streckencharakteristik ermöglicht defensive Strategie zur Verteidigung der eigenen Position

"Ironischerweise kann man in Monza trotz des Umstandes dass mit wenig Abtrieb gefahren wird nur sehr schwer überholen. Die Streckencharakteristik macht es einem sogar leicht die eigene Position auf den Geraden zu verteidigen. Jemandem dicht genug zu folgen, um dann in der nächsten Kurve einen Angriff zu starten, ist in der Parabolica, der zweiten Lesmo-Kurve und im Schlussabschnitt der Ascari-Schikane sehr schwierig. In der Vergangenheit haben wir gesehen, dass einige Fahrzeuge mit relativ viel Abtrieb und niedriger Höchstgeschwindigkeit gefahren sind und die dahinter folgenden Autos einfach nicht vorbeikamen. Deshalb fällt es sehr leicht, eine defensive und auf die Verteidigung der eigenen Position ausgelegte Strategie für das Rennen zu wählen."

"Was die Renntaktik angeht, so war Monza traditionellerweise immer ein Ein-Stopp-Rennen. 10 Kilogramm mehr Benzin an Bord entsprechen einer um ungefähr 0,3 Sekunden langsameren Rundenzeit. Wie dem auch sei, durch die neuen Regeln wird es ganz sicher ein Rennen mit zwei Stopps werden."

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