Symonds: "Ich möchte, dass unser Team respektiert wird"

Marussia-Technikchef Pat Symonds glaubt an die Stärke der Marussia-Truppe und sieht den ersten Punkt in Reichweite: "Wir werden überleben"

(Motorsport-Total.com) - Zwar hat Marussia noch immer nicht seinen ersten Punkt eingefahren, nach den guten Auftritten bei den ersten vier Rennen darf der Saisonauftakt für das russische Team aber dennoch als Erfolg gewertet werden. Besonders im Kampf gegen Rivale Caterham machte das Team von John Booth bisher eine gute Figur. Das macht natürlich Hunger auf mehr. Seit diesem Jahr darf auch der nach der Crashgate-Affäre gesperrte Pat Symonds wieder eine Funktion bekleiden - als Technikchef hat er direkte Einblicke in die Fortschritte des Teams.

Titel-Bild zur News: Pat Symonds

Pat Symonds darf seit diesem Jahr wieder funktionell in der Formel 1 tätig sein Zoom

"Wenn man die Qualifying-Zeiten von Malaysia 2013 mit denen von 2012 vergleicht, dann haben sich die meisten um etwa 0,75 Prozent verbessert. Marussia war aber 2,5 Prozent schneller", erklärt der Brite bei 'Sky Sports F1' strahlend. "Solche Dinge lassen dich denken: 'Wir sind auf dem Weg nach vorne.'" Bis zum Anschluss an das Mittelfeld ist es für das Team aus Banbury aber auch im vierten Jahr noch ein weiter Weg. Das hält Symonds aber nicht davon ab, den ersten Punkt als erklärtes Ziel zu nennen.

"Ich setze mir gerne Ziele, die höher sind, als wir realistisch erreichen können. Das offensichtliche Ziel ist der zehnte Platz in der Meisterschaft, aber das finde ich nicht besonders aufregend", so der 59-Jährige. "Ich möchte mir höhere Ziele setzen. Ich würde gerne in Q2 kommen - und natürlich einen Punkt einfahren. Aber noch mehr als das möchte ich, dass die Leute auf das Team blicken und es respektieren - ich denke, das hat gerade begonnen."

Am Auto zweifelt der ehemalige Renault-Technikchef nicht. "Ich kenne Leute in jeder Garage. Sie schauen auf das Auto und sagen: 'Das ist ein schön designtes und technisch gutes Auto.' Das gibt mir viel Genugtuung." Respekt verdiene man sich, indem man sich kontinuierlich verbessert, glaubt Symonds. Den Aufwärtstrend könne man bei seinem Team auf jeden Fall nicht übersehen. "Punkte können eigentlich auch nicht mehr so weit weg sein", ist er zuversichtlich.

Symonds hätte Glock gerne behalten

Dennoch muss auch Symonds zugeben, dass es auch in diesem Jahr wohl sehr schwer werden wird, den benötigten zehnten Platz für einen Punkt zu erreichen. Seine Hoffnung liegt auf dem neuen Reglement, was 2014 in der Formel 1 Einzug halten soll. "Das könnte die Dinge ein wenig ausgleichen", glaubt der Brite. Bis dahin muss man aber noch mit dem alten Auto zurande kommen - und mit dem Handicap, zwei Rookies im Team zu haben, die zusammen derzeit auch acht Grand-Prix-Einsätze kommen.

"Das ist nicht ideal", gibt der Marussia-Mann zu. "Ich hatte mir eigentlich Kontinuität gewünscht. Ich denke, in Timo (Glock; Anm. d. Red.) hatten wir jemanden, der enorm viel zu dem Team beigetragen hat. Ich hätte ihn gerne als Maßstab gehabt, um zu sehen, wie wir uns verbessert haben." Doch die finanzielle Situation ließ eine Weiterbeschäftigung des Deutschen nicht zu, sodass man ihn erst für Luiz Razia aus dem Vertrag herauskaufte, um im letzten Moment doch noch auf Jules Bianchi zu setzen.


Fotos: Marussia, Großer Preis von Bahrain


"Wir konnten ihn nicht halten. Es war eine kommerzielle Entscheidung. Und ich sage es jedem, dass Timo nicht nur ein toller Typ für das Team war, sondern auch sonst ein netter Kerl. Wie er die ganze Sache getragen hat, war wirklich, wirklich super", lobt Symonds den Deutschen, der nach drei Jahren im Hinterfeld ein neues Zuhause in der DTM fand. Dennoch betont der Technikchef, dass er über die aktuelle Fahrerpaarung mit Jules Bianchi und Max Chilton nicht enttäuscht sei.

Finanzielle Schwierigkeiten bei den meisten Teams

"Jules hat ein paar außergewöhnliche Auftritte in den ersten Rennen hingelegt. Max war bei den Tests und auch sonst, wenn alles glatt ging, auf Augenhöhe - also mache ich mir auch keine Sorgen um seinen Speed. Ich weiß, dass die Presse auf Jules fokussiert ist, aber Max macht ebenfalls einen guten Job", ist Symonds von den fahrerischen Qualitäten seiner Schützlinge überzeugt - und von den finanziellen war das Team vor der Saison sowieso überzeugt.

Doch Symonds sieht keinen anderen Ausweg, als auf Fahrer zu setzen, die einen Teil des Budgets aufbringen. "Es ist gerade wirklich schwierig. Fakt ist, dass jeder außerhalb der Top-Vier-Teams irgendwelche finanziellen Sorgen hat. Die Differenzen zwischen denen, die haben, und denen, die nicht haben, werden nicht besser", spielt der Brite auch auf das Auslaufen des Concorde-Agreements an.

In dem waren Zahlungen an die drei neuen Teams Marussia, Caterham und HRT vereinbart. "Es war nicht viel, aber es war ein signifikanter Teil unseres Budgets, weil unser Budget so gering war. Und wenn man solche Dinge wegnimmt, tut das wirklich weh", so Symonds. Bisher hat das Team keine neue Vereinbarung mit Bernie Ecclestone treffen können, und wird so finanziell immer weiter gebeutelt.

Jules Bianchi

Bisher kann man die grünen Boliden von Caterham gut in Schach halten Zoom

Doch Symonds glaubt nicht, dass seine Kollegen die Flinte ins Korn werfen: "Ich mag die Leute hier. Sie sind Racer. Sie werden das Team nicht fallen lassen. Also werden wir überleben", gibt sich der 59-Jährige kämpferisch und sieht auch einen Vorteil in den ganzen Schwierigkeiten: "Wenn wir mehr Geld bekommen, werden wir es weise nutzen, weil wir es gewohnt sind, nicht so viel Geld zu haben."

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