Symonds: "Fernando hat Freude am Fahren"
Renault-Chefingenieur Pat Symonds im Interview über Monaco, das kommende Rennen in Kanada und die Low-Downforce-Premiere 2008
(Motorsport-Total.com) - Seit dem Grand Prix von Barcelona scheint sich Renault mehr und mehr als viertstärkstes Team in der Formel 1 zu behaupten, auch wenn Fernando Alonso zuletzt in Monaco wegen einer zu aggressiven Herangehensweise durch die Finger schauen musste. Negativ auch: Renault ist derzeit wegen der schwachen Leistungen von Nelson Piquet Jr. eine One-Man-Show. Dennoch blickt Chefingenieur Pat Symonds den nächsten Wochen optimistisch entgegen.

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Pat Symonds sieht für Renault nicht so schwarz wie manche Experten
Frage: "Pat, Monaco verlief für das Renault-Team insgesamt enttäuschend. Was wäre deiner Meinung nach möglich gewesen? Siehst du das Rennen im Fürstentum als verpasste Gelegenheit?"
Pat Symonds: "Ja, ich glaube schon. Es ist immer schwierig zu beurteilen, was in einem solchen Rennen möglich gewesen wäre. So viele verschiedene Faktoren spielen eine Rolle. Aber schauen wir nur Fakten: Vor Fernandos erstem Problem in der achten Runde hatte er einen Vorsprung von 32 Sekunden auf Mark Webber, der schließlich Vierter wurde. Wir dürfen also zurecht davon ausgehen, dass ein guter Platz in den Punkten realistisch gewesen wäre."#w1#
Alonso hat den Frust abgeschüttelt
Frage: "Fernando Alonso erlebte in der Tat ein ereignisreiches Wochenende in Monaco. Er gibt sich dennoch unverändert positiv und scheint seine Freude am Rennfahren wiedergewonnen zu haben. Dürfen wir das so sagen?"
Symonds: "Zu Saisonbeginn war Fernando leicht frustriert. Vor Barcelona gelang uns dann in puncto Performance ein großer Schritt nach vorne und der Renault R28 macht seitdem insgesamt mehr Spaß zu fahren. Von daher dürfen wir in der Tat davon ausgehen, dass Fernando momentan wieder richtig Freude an seinem Beruf hat. Außerdem glaube ich, dass er Vertrauen darin hat, dass wir den Wagen noch weiter verbessern werden."
Frage: "Nelson Piquet Jr. befindet sich noch im Lernprozess. Auch in Monaco sammelte er wieder viele Erfahrungen. Wie sieht es mit seinem Selbstbewusstsein vor dem Grand Prix von Kanada aus?"
Symonds: "Sein Selbstbewusstsein hat etwas gelitten, aber ich hoffe, dass er bald wieder zu seiner normalen Form zurückfindet. Er verfügt über die Fähigkeiten und wir haben auch schon gesehen, wie schnell er ist. Er muss einfach nur den Glauben an sich wieder finden. Dabei werden wir ihm helfen."
Frage: "Ein Drittel der Saison ist vorbei. Was ziehst du Positives aus den ersten sechs Rennen?"
Symonds: "Das Wichtigste ist: Wir konnten zeigen, dass wir in unserer Entwicklung schneller sein können als andere Teams. Wir haben uns im ersten Saisondrittel im Teilnehmerfeld nach vorne gearbeitet und dürfen zurecht davon ausgehen, uns weiter verbessern zu können. Ich sage damit nicht, dass wir auf jeden Fall in den kommenden Wochen um Pole-Positions und Siege fahren werden. Aber ich bin von unseren Plänen überzeugt, mit denen wir größere Entwicklungsschritte machen wollen als unsere Konkurrenten, um im kommenden Saisonabschnitt zu BMW und McLaren aufzuschließen."
Kanada eine ganz andere Herausforderung
Frage: "Montréal ist die erste der sogenannten Low-Downforce-Strecken in diesem Jahr. Wie gut ist der Renault R28 mit niedrigem Abtriebsniveau?"
Symonds: "Dass der R28 mit dem anderen Extrem gut umgehen kann, hat er in Barcelona und Monaco bewiesen. Kanada ist mit seinen langen Geraden, Schikanen und Kerbs natürlich etwas ganz anderes. Es dreht sich alles um die Bremsen und Traktion. In diesem Zusammenhang spielt auch die Aerodynamik eine große Rolle. Die Kurven sind zwar allesamt relativ langsam, aber eine effiziente Aerodynamik verbessert die Bremsstabilität und trägt zur Traktion bei. In den vergangenen Jahren kamen unsere Autos damit eigentlich immer besser zurecht als auf Kursen mit hohem Abtriebsniveau. Deshalb dürfen wir davon ausgehen, dass wir auch in diesem Jahr absolut konkurrenzfähig sein werden."
Frage: "In Kanada erleben wir traditionell überdurchschnittlich viele Ausfälle. Wie kommt das?"
Symonds: "Die Statistiken verraten uns, dass sich hier viele Unfälle ereignen und viele Piloten wegen Antriebsschäden ausfallen. Die Unfälle erklären sich aus dem niedrigen Abtriebsniveau. Für die Fahrer kann der fehlende Grip ein Problem darstellen. Sie müssen sich an das geänderte Fahrverhalten gewöhnen. Und der Circuit Gilles Villeneuve verzeiht nicht viele Fehler. Schon eine kleine Unaufmerksamkeit kann das vorzeitige Rennende bedeuten. Die hohe Anzahl mechanischer Schäden hängen mit den Schikanen zusammen. Die Piloten räubern über die Kerbs und versuchen so früh wie möglich aufs Gas zu steigen. Dies führt zu hohen Belastungen im Getriebe und Antriebsstrang. Manchmal ist es dann einfach zu viel."

