Sutil von Nörglern genervt: "Es wird immer einer meckern"

Adrian Sutil glaubt, dass man in der Formel 1 niemals alle Schreihälse ruhigstellen könne - Das Problem sei die Komplexität der Formel 1: "Als stünde man im Wald"

(Motorsport-Total.com) - Es ist doch immer so: Wenn die Kleinen schreien, dann kann man es getrost ignorieren, doch wehe ein Global Player hat einmal etwas zu meckern. Dann werden alle Hebel und Zahnräder in Bewegung gesetzt, um den Schreihals zufriedenzustellen. So kann man die Kritik Adrian Sutils verstehen, die er nach den Reifenänderungen seitens Pirelli von sich gab. Weil Red Bull und Mercedes ständig über zerbröselnden Gummis blöken mussten, sollten die Pirelli-Pneus angepasst werden.

Titel-Bild zur News: Adrian Sutil

Adrian Sutil gehen die ganzen Reifenmotzer mächtig auf den Keks Zoom

Dass dies nicht nur mit den Vorkommnissen von Silverstone zu tun hat, zeigt die Tatsache, dass schon in Kanada erstmals neue Mischungen zum Einsatz kamen - wenn auch nur im Training. Seitdem sind Red Bull und Mercedes auch das Maß aller Dinge. Abwechselnd überquerte man seitdem die Ziellinien als Erster und war auch in der Qualifikation nicht zu stoppen. Und nur die kühnsten Optimisten glauben, dass sich in dieser Saison noch einmal etwas daran ändert.

Großer Verlierer bei der Geschichte war Force India. Konnte das Team von Vijay Mallya vor der Reifenumstellung stets auftrumpfen, gelang bei den vergangenen beiden Rennen kein einziger Punkt mehr. Doch über die Reifensituation meckern - und selbst zu dem unzufriedenen Nörgler werden, den er anprangert - das kommt für Sutil nicht in Frage. "Man darf nicht alles auf die Reifen schieben", sagt er. "Wir haben zwar zwei Positionen verloren, wir haben aber auch nicht unser maximales Potenzial herausgezogen."

Force India muss die Lösung finden, nicht Pirelli

Es sei somit an Force India, eine Lösung zu finden, anstatt an Pirelli, die Reifen für das Team passend zu machen. "Die Reifen sind okay. Man muss sich in der Formel 1 immer an neue Dinge gewöhnen, es ändert sich so viel", meint der Gräfelfinger. "Es ist eine Herausforderung, aber das kriegen wir schon hin." Denn so schlimm, wie es aussieht, sei die Situation gar nicht: "Nürburgring war ein bisschen schwierig, aber das war es eigentlich nur der letzte Stint, wo uns die Punkte dahingegangen sind. Sonst wäre da auch der achte, neunte Platz drin gewesen", erzählt er.

"In Ungarn bin ich mit einem Hydraulikproblem ausgefallen, sonst wäre sicherlich auch der neunte Platz drin gewesen." Der Deutsche bleibt somit sein eigenes Vorbild und zeigt, dass es auch ohne Motzerei geht - was in der Formel 1 absoluten Seltenheitswert hat. "Wir können die Reifen auch zwei Jahre lang drauf haben, es wird immer einer meckern: 'Ich hab den Reifen nicht auf Temperatur bekommen.' Und dann fragst du dich: 'Ja warum denn nicht? Keine Ahnung warum, sonst hätte ich das Problem nicht gehabt.'"


Fotos: Adrian Sutil, Großer Preis von Belgien, Freitag


Formel 1 "teilweise zu kompliziert"

Laut Sutil sei dies aber ein grundlegendes Problem der Königsklasse. "Dieser Sport wurde so kompliziert gemacht, dass wir eigentlich nur noch auf der Suche danach sind, es im Rahmen zu halten", analysiert der Gräfelfinger. "Man hat mit allem zu kämpfen, nicht nur mit den Reifen sondern auch mit der Abstimmung." Und hundertprozentig könne man heutzutage sowieso nicht mehr alles hinbekommen - was natürlich Unzufriedenheit und folgende Beschwerden fördert.

"Heute ist es sehr professionell, teilweise vielleicht sogar zu kompliziert", sieht der Force-India-Pilot die hausgemachten Probleme. "Es gibt so viele Informationen, die man alle verwerten muss. Es ist, als stünde man im Wald. Hunderttausende Bäume und man muss den richtigen finden." Bleibt für Force India zu hoffen, dass man schnell genug den richtigen Baum findet. Auf eine Pflanzung eines neuen Waldes muss man wohl vergeblich hoffen - und würde wohl darauf verzichten.