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Sutil über seinen Crash: "Wie Aquaplaning im Trockenen"

Adrian Sutil erklärt, wie es zu seinem Crash bei der Sauber-Premiere kam, wieso Reifenqualm sein ständiger Begleiter war und was er vom Ferrari-Antriebsstrang hält

(Motorsport-Total.com) - Adrian Sutil erlebte heute einen durchwachsenen Einstand bei seinem neuen Rennstall Sauber. Der langjährige Force-India-Pilot kam wegen technischer Probleme auf nur 34 Runden und beschädigte seinen C33 kurz vor Ende des Testtages in Jerez bei einem Unfall. "Mit jeder Installationsrunde habe ich mehr Reifentemperatur verloren, und plötzlich ist das Auto abgebogen", zuckt der Routinier vor Journalisten mit den Schultern.

Titel-Bild zur News: Adrian Sutil

Reifenqualm: Sutil ohne elektronischem Bremssystem in Nöten Zoom

Und gibt zu, dass es sich um einen Fahrfehler handelte, der aber auf die noch nicht ausgereiften Einstellungen des Turbomotors zurückzuführen ist. "Ich hatte überhaupt keinen Grip und es fühlte sich wie Aquaplaning im Trockenen an - dann kam noch dazu, dass der Turbolader immer wieder dieses zusätzliche Drehmoment erzeugt. Vielleicht war es ein Fehler, der dem einen oder anderen passieren wird, denn viele kamen auch ziemlich quer aus den Kurven heraus."

Er erklärt, wieso ihm der Unfall mit dem alten Boliden nicht passiert wäre: "Früher gingen wir aufs Gas, und erst am Ende war der Motor in dem Bereich, wo er am meisten Power hatte. Jetzt kommt das noch ein bisschen abrupt - man kann es sich so vorstellen, dass sich das System am Anfang auflädt, und dann kommt plötzlich die Leistung. Darauf muss man reagieren, das muss man wissen, aber man muss auch das Pedal abstimmen, um da keine Probleme zu haben." Der Sauber-Pilot prophezeit, dass dies bei Regen auch während der Saison zu zahlreichen Zwischenfällen führen könnte: "Im Regen wird das ein Thema sein."

Elektronische Bremse streikt

Doch das war nicht die einzige Problemzone, mit der sich Sauber heute abmühte: Viel gravierender sind die Schwierigkeiten mit der neuen elektronischen Hinterbremse, die wegen der Aufwertung des Hybridantriebs in der Formel 1 eingeführt wurde. Bei Sauber hat man es noch nicht geschafft, das System zum Laufen zu bringen.

"Ich habe mich heute in jeder Kurve verbremst." Adrian Sutil

"Ich konnte damit keine einzige Runde drehen, was der Grund ist, warum ich mich heute in jeder Kurve verbremst habe", erklärt er den Grund für den Reifenqualm, der ein ständiger Begleiter war. "Ich habe mir viele Bremsplatten zugezogen." Sutil hofft, dass sein Team das System am Freitag endlich einsetzen kann.


Fotos: Sauber, Testfahrten in Jerez


Positives Zeugnis für Motorenpartner Ferrari

Durch die ständigen Probleme konnte man auch noch nicht ernsthaft an der Zuverlässigkeit arbeiten. "Dann können wir uns ein bisschen auf die Reifen konzentrieren, die bislang ganz gut reagieren, würde ich sagen. Am wichtigsten sind aber die Longruns, damit wir sehen, was beim Motor passiert, und damit wir die Zuverlässigkeit für das erste Rennen verbessern können", erklärt der Neo-Sauber-Pilot die Marschroute.

Mit dem Ferrari-Motor und dem ebenfalls von der Scuderia stammenden Hybridsystem zeigt er sich grundsätzlich zufrieden: "Es hat getan, was es tun sollte. Ferrari hat gute Arbeit geleistet und ein ziemlich gutes Paket geliefert. Wir rechnen noch mit mehr Leistung, aber für den Anfang war ich mit der Leistung ganz zufrieden. Ich hätte mit weniger gerechnet, wenn man sieht, wie klein der Motor ist. Es ist unglaublich, wie viel Leistung der hergibt."

"Wir haben noch so viel Arbeit, bevor wir auf Rundenzeiten losgehen können." Adrian Sutil

Selbst, wenn alles funktionieren würde, könnte man allerdings noch nicht daran denken, mit der Abstimmungsarbeit zu beginnen. Dazu ist das Auto laut Sutil in einer zu frühen Version: "Mit unserer aktuellen Spezifikation sind die Kurvengeschwindigkeiten noch sehr niedrig, und die Reifen sind extrem hart - viel zu hart für unser Paket. Da haben wir noch so viel Arbeit, bevor wir auf Rundenzeiten losgehen können. Das Auto ist gut für ein Rollout, für ein paar Funktionstests, aber nicht für aerodynamische Abstimmungsarbeiten - das kommt erst in Bahrain."