• 07.04.2011 12:01

  • von Dieter Rencken

Sutil: "In Australien lief es besser als erwartet"

Force-India-Fahrer Adrian Sutil spricht über den Leistungsstand seines Teams, seine Chancen in Sepang und die große Hitze beim Malaysia-Event

(Motorsport-Total.com) - Für Adrian Sutil nahm der Saisonauftakt der Formel 1 eine Wendung zum Positiven, denn aufgrund der Disqualifikation der beiden Sauber-Fahrzeuge firmiert der deutsche Rennfahrer als Neunter im Endklassement des Australien-Events - die ersten WM-Punkte des Jahres sind unter Dach und Fach. Im Interview erläutert Sutil allerdings, dass Force India noch Nachholbedarf hat und aktuell nicht dort steht, wo man eigentlich sein wollte. Der 28-Jährige zeigt sich trotzdem betont zuversichtlich.

Titel-Bild zur News: Adrian Sutil

Adrian Sutil bereitete sich intensiv auf die Wetterbedingungen in Malaysia vor

Frage: "Adrian, wo steht Force India mit dem VJM04?
Adrian Sutil: "Wir stehen nicht unbedingt da, wo wir in Australien angekommen sind. Dort lief es besser für uns als erwartet. Ich sehe uns noch immer zwischen den Positionen zehn und 15. Trotzdem muss man festhalten: In der Qualifikation waren wir mit unseren Rundenzeiten sehr nahe an Q3 dran. Es war also besser als gedacht. Das ist gut."

"Wir werden unsere Updates allerdings eher in der Europasaison bekommen. Dann erwarte ich einen richtigen Fortschritt. Damit sollte es nach vorne gehen. Für Malaysia ist deshalb unser Ziel, so nahe wie möglich an die Top 10 heranzufahren. Vielleicht können wir ja auch ein paar Punkte mitnehmen."

Frage: "Ist diese Saison bislang schwieriger als dein Rennjahr 2010?"
Sutil: "Im Hinblick auf das Auto sind wir nicht so konkurrenzfähig wie zu Beginn des vergangenen Jahres. Dafür hoffen wir 2011 eben darauf, zum Ende hin stark zu sein. Darauf kommt es auch an. Am Anfang einer Saison hat man große Chancen auf ein gutes Ergebnis, wenn man das Rennen einfach nur beendet."


Fotos: Adrian Sutil, Großer Preis von Malaysia


"In Australien war das der Fall: Wir brachten beide Autos ins Ziel und holten zweimal Punkte. Das war besser als erwartet. Richtung Saisonende braucht man meist ein sehr starkes Auto, um in die Punkte zu fahren. Das konnte man im vergangenen Jahr sehen. Da ist jedes Team einfach eingespielt und es passieren weniger Fehler. Es braucht eben die richtige Leistung."

Force India arbeitet an der Aerodynamik

Frage: "Weshalb würdest du dein Ergebnis von Australien als 'überraschend' einstufen? Hättest du dich und dein Team weiter hinten gesehen?"
Sutil: "Ja. Wir waren realistisch, denn nach den Tests in Barcelona sah es überhaupt nicht gut aus. Wir waren weit weg von dem Punkt, an dem wir sein wollten. Es passte einfach nicht richtig. Wir erhielten dann in Australien einige neue Dinge, die sehr gut funktionierten."

"Der neue Heckflügel verschaffte uns zum Beispiel etwas mehr Topspeed." Adrian Sutil

"Der neue Heckflügel verschaffte uns zum Beispiel etwas mehr Topspeed und schon waren wir wieder etwas näher dran. Nur: Wir sind noch immer nicht dort, wo wir sein wollen. Das klare Ziel muss sein, dorthin zu gelangen, wo wir im vergangenen Jahr in der ersten Saisonhälfte waren. Damals sind wir konstant und locker in den Punkterängen mitgefahren."

Frage: "Was genau ist das Problem bei Force India? Fehlt es an der Balance oder gibt es andere Baustellen?"
Sutil: "Die Balance passt eigentlich sehr, sehr gut. Das Fahrverhalten ist sehr neutral und sehr konstant. Wir verlieren in den Kurven. Das ist wohl unsere größte Baustelle. Die Motorleistung und dergleichen ist wunderbar. Der verstellbare Heckflügel macht für uns extrem viel aus. All das ist positiv. Wir müssen halt noch die Aerodynamik verbessern."

"Ich rechne nicht damit, dass die Reifen so lange halten werden wie in Australien." Adrian Sutil

Frage: "Was denkst du über die Reifensituation? In Sepang könnte es ganz anders sein als in Melbourne..."
Sutil: "In Australien haben die Reifen sehr gut gehalten. Hier wird es meiner Meinung nach anders sein. Sepang verfügt über einige sehr schnelle Kurven und stellt eine der härtesten Strecken für die Pneus dar. Ich rechne nicht damit, dass die Reifen so lange halten werden wie in Australien. Dort war fast schon eine Einstopp-Strategie möglich."

"Hier in Sepang werden wir bestimmt drei Reifenwechsel pro Fahrzeug erleben, denke ich. Das muss ja aber nichts Schlechtes sein. Schauen wir einmal. Die Hitze könnte den Reifen etwas entgegen kommen. Es ist sicherlich nicht so, dass sie besser funktionieren, je kühler es ist. Die Pneus arbeiten besser, wenn es wärmer ist."¿pbvin|512|3571|inside|0|1pb¿

Das Malaysia-Rennen beginnt schon im Winter...

Frage: "Beschreibe doch einmal für die Fans zuhause, wie es sich anfühlt, bei der großen Hitze und der hohen Luftfeuchtigkeit ein Rennen in Malaysia zu fahren..."
Sutil: "Es ist ziemlich heißt. Wie kann man das erklären? Man schwitzt hier schon, wenn man nur in der Sonne steht."

"Man schwitzt hier schon, wenn man nur in der Sonne steht..." Adrian Sutil

"Man sitzt im Cockpit und bekommt die ganze Wärme der Elektronik, des Motors und solcher Dinge ab. Rennanzug und Helm hat man auch noch auf. Da freut man sich natürlich darauf, auf die Strecke zu gehen, denn dann kommt etwas Luft ins Cockpit."

"Das Schlimmste ist eigentlich, wenn man im Freien Training an der Box wartet. Es ist so furchtbar heiß. Wir alle sind aber gut trainiert. Eine gute Vorbereitung ist Pflicht. Ich war eine Woche lang in Asien, um mich an dieses Klima zu gewöhnen. Dann geht es schon besser."

Frage: "Die Konzentration leidet meistens als Erstes. Gibt es ein Rezept dagegen oder muss man da einfach durch?"
Sutil: "Eine gute Vorbereitung ist das A und O. Man muss hart trainieren und sich im Winter sehr gesund ernähren, gesund leben und viel Sport machen. Es geht darum, dass man sein Fitnessprogramm durchzieht. Im Rennen wird man anschließend weniger Probleme haben."

"Bei dieser Hitze ist es immer hart, wenn es am Rennende in die letzten 20 Minuten geht." Adrian Sutil

"Bei dieser Hitze ist es aber immer hart, wenn es am Rennende in die letzten 20 Minuten geht. Da sieht man dann die Unterschiede zwischen Fahrer, die richtig fit sind und im Zweikampf noch einen kühlen Kopf haben, oder eben andersherum. Die Vorbereitung macht den Unterschied, denke ich. Das ist das Entscheidende."

Frage: "Merkst du es im Cockpit, wie deine Konzentration nachlässt?"
Sutil: "Auf jeden Fall, ja. Wenn man einen langen Lauf bestreitet, merkt man am Ende, wie müde man wird und dass man kämpfen muss. Sobald man kämpft, verliert man an Konzentration. Je gelassener man am Ende ist, desto besser. Auf diese Kleinigkeiten kommt es an. Wenn alle am Limit fahren, musst du sehen, wie du irgendwie noch besser sein kannst."