Sutil: "Ich hoffe auf ein normales Wochenende"

Force-India-Fahrer Adrian Sutil über das Rennen in Hockenheim, die Pläne für Ungarn, Updates an seinem VJM03 und die Sommerpause der Formel 1

(Motorsport-Total.com) - Nur wenige Tage sind seit dem Großen Preis von Deutschland vergangen, der nicht zuletzt aufgrund der Stallregie von Ferrari noch immer in aller Munde ist. Auch Adrian Sutil beschäftigt sich mit dieser Thematik, wie er in seiner Medienrunde erläutert. Viel wichtiger ist dem deutschen Rennfahrer aber, wie es um die Entwicklungsarbeit bei Force India bestellt ist, denn in Ungarn wird sein Team einen neuen Diffuor an den Start bringen. Von diesem Bauteil verspricht sich Sutil eine klare Steigerung.

Titel-Bild zur News: Adrian Sutil

Adrian Sutil wartet gespannt auf den neuen Diffusor, den er in Ungarn ausprobiert

Frage: "Adrian, nur eine Woche nach Hockenheim sind wir am Hungaroring. Was ist das für ein Kurs und wie kommst du damit zurecht?"
Adrian Sutil: "Es handelt sich um eine etwas kleinere Rennstrecke mit vielen Kurven. Das macht mir schon ziemlich viel Spaß, denn es ist eine Herausforderung, eine gute Runde hinzulegen. Es ist eine schöne Piste, auch wenn es die vielen Kurven recht schwierig machen. Mir gefällt der Hungaroring."#w1#

Force India muss Fortschritte machen

Frage: "In Deutschland lief es nicht ganz so gut für dich. Ist dein Ehrgeiz in Ungarn nun doppelt so groß wie vor einer Woche?"
Sutil: "Ja. Ich hoffe einfach darauf, hier wieder ein normales, gutes Wochenende zu haben. Einfach wird es aber auch hier nicht, denn wir werden am Freitag unseren neuen Diffusor ausprobieren. Es wird also etwas anders ablaufen als an den bisherigen Wochenenden."

"Je früher wir dieses Teil ans Auto kriegen, desto besser." Adrian Sutil

"Es geht nicht so sehr um die Routinearbeit im Freien Training, sondern darum, den neuen Diffusor zum Arbeiten zu bekommen. Das kann ein paar Probleme mit sich bringen und auch Zeit kosten. Wir müssen aber daran arbeiten, weil wir im Augenblick etwas an Boden verlieren. Deswegen: Je früher wir dieses Teil ans Auto kriegen, desto besser."

Frage: "Ungarn war in der Vergangenheit nicht gerade eine Paradestrecke von Force India. Seid ihr zuversichtlich, im Rahmen eurer Neuerungen dennoch in die Punkteränge vorstoßen zu können?"
Sutil: "Es kann schon schwieriger werden. Wenn der Diffusor funktioniert, sollten wir aber wieder einen Schritt nach vorne machen können. Das muss uns so schnell wie möglich gelingen. Deswegen probieren wir das jetzt. Hoffen wir einfach, dass es prima klappt."

Frage: "Habt ihr euch diesbezüglich bei der Konkurrenz umgeschaut? Mercedes hatte ja zuletzt ein paar Schwierigkeiten mit der Hitze..."
Sutil: "Natürlich. Da sind wir schon vorbereitet. Wir versuchen, die Teile so stabil wie möglich vorzubereiten. Letztendlich müssen aber auch wir Erfahrungen sammeln. Diese müssen wir am Freitag einholen."

"Es ist schwierig, den Diffusor für die Dauer von 90 Minuten mit den heißen Abgasen anzuströmen." Adrian Sutil

"Wenn es allerdings im Freien Training hinhaut, heißt das noch lange nicht, dass wir damit auch über die gesamte Renndistanz kommen. Es ist schwierig, den Diffusor für die Dauer von 90 Minuten mit den heißen Abgasen anzuströmen. Die Elemente werden dabei ganz schön heiß - und am Ende fackelt dir die Kiste vielleicht ab..."


Fotos: Adrian Sutil, Großer Preis von Deutschland


Frage: "Wie lautet euer Plan für dieses neue Bauteil? Wird der angeströmte Diffusor am gesamten Wochenende zum Einsatz kommen?"
Sutil: "Geplant ist erst einmal, das Teil am Freitag auszuprobieren. Wir wollen erst einmal schauen, wie es funktioniert. Ich hoffe aber - zuversichtlich, wie ich immer bin -, dass es gleich hinhaut und dass wir einen Vorteil haben werden."

Hockenheim: Der Lerneffekt war groß...

Frage: "Hast du nach Hockenheim ein ernstes Wörtchen mit deinem Teamkollegen geredet? Ihr seid euch im Rennen in die Quere gekommen..."
Sutil: "Wir haben uns kurz darüber unterhalten."

"Aber gut: Das Rennen ist gelaufen..." Adrian Sutil

Frage: "Hat er es eingesehen?"
Sutil: "Nicht wirklich, nein. Aber gut: Das Rennen ist gelaufen und ob es nun mein Teamkollege ist oder jemand anders - wir sind alle Rivalen und treten gegeneinander an. Da kann eben immer etwas passieren."

Frage: "Hockenheim schien nicht gerade dein Wochenende und das Wochenende deines Teams zu sein. Habt ihr diesen Grand Prix bereits abgehakt?"
Sutil: "Ja, das muss man abhaken. Da kam einfach alles zusammen. Wir hatten auch schon Rennen, da lief es wirklich prima für uns."

"Es ist durchaus möglich, dass da eben einmal ein Rennen folgt, indem gar nichts passt. Schade nur, dass es ausgerechnet das Heimrennen war. Wir haben aber auch Glück gehabt: Sauber und Williams kamen nicht in die Punkte und so konnten wir unsere Position in der Teamwertung halten."

"In gewisser Weise konnten wir aus den Dingen auch unsere Schlüsse ziehen." Adrian Sutil

"Jetzt müssen wir uns neu konzentrieren. In gewisser Weise konnten wir aus den Dingen auch unsere Schlüsse ziehen. Das gesamte Team hat seine Lehren daraus gezogen. So entwickelt man sich weiter. Das ist für die Zukunft bestimmt nicht schlecht. Man sollte solche Dinge nicht immer nur negativ sehen."

Frage: "Wie stehst du zur Hockenheim-Affäre um Ferrari? Eine Geldstrafe hat das Team bereits erhalten, nun wird sich auch noch der FIA-Weltrat mit dieser Sache beschäftigen..."
Sutil: "Es war halt zu offensichtlich. Dass es verboten ist, war ja klar. Man hätte es anders regeln können, zumal die beiden wirklich eng beieinander waren."

"Da hätte sich einer ja in der Spitzekehre verbremsen können. Das ist einfach bewerkstelligt - und der andere rutscht durch. Das kann man ja alles fein und sauber lösen. Es war aber so offensichtlich, dass es klar war, dass eine Strafe folgen würde."

Ist Stallregie sinnvoll oder nicht?

Frage: "Ist die Strafe in Höhe von 100.000 Dollar zu gering ausgefallen?"
Sutil: "Schwer zu sagen, was da das richtige Strafmaß ist. Ich denke, das tut schon weh. 100.000 Dollar sind nicht wenig. Man könnte sich natürlich auch überlegen, das Team mit Punktabzügen oder anderem zu bestrafen."

"Es ist aber nicht meine Aufgabe, darüber zu befinden." Adrian Sutil

"Es ist aber nicht meine Aufgabe, darüber zu befinden. Das muss die FIA machen. Ich rechne auch damit, dass die Regeln vielleicht etwas genauer formuliert werden. Dann sollte es keine Unstimmigkeiten mehr geben."

Frage: "Würdest du sagen, man muss die Regeln diesbezüglich umschreiben?"
Sutil: "Das ist ein ganz schwieriges Thema. Man kann es so oder so drehen, doch man kann es nicht kontrollieren. Es ist doch so: Man kann diese Sache auch in der Boxengasse abhandeln, indem man einen von beiden etwas länger stehen lässt."

"Man müsste ja nur einem Mechaniker sagen, er soll den Reifen nicht richtig draufmachen. Damit hätte sich das erledigt. Man kann es nicht kontrollieren. Wenn man es abschafft, ist es offensichtlich. Das wäre wahrscheinlich etwas schlechter für die Zuschauer, denn die könnten sich dann etwas verkohlt vorkommen."

"Für den Mann im Cockpit ist es ja eh offensichtlich." Adrian Sutil

Frage: "Was wäre aus Fahrersicht das schlimmere Übel: Der Eiertanz hinterher, weil Stallregie verboten ist, oder der klare Platztausch, wenn Teamorder erlaubt wäre?"
Sutil: "Beides tut weh. Für den Mann im Cockpit ist es ja eh offensichtlich. Es ist immer eine seltsame Situation, wenn du deinen Teamkollegen vorbeilassen musst."

"Sei das nun auf einer Geraden oder in einer Spitzkehre - am Ende musst du ja noch sagen, dass du einen Fehler gemacht hast und dass er nur deswegen vorbei konnte. Das ist ja noch schlimmer. Wenn es um den Sieg geht, kann ich Felipe durchaus verstehen, dass er Fernando eher auf der Geraden vorbeilässt, statt in einer Kurve mal den Bremspunkt zu verpassen."¿pbvin|512|2970|ungarn|0|1pb¿

Sutil: Ausflug nach Indien und vier Tage ausspannen

Frage: "Es gibt Fans, die attackieren die Fahrer, die sich der Stallregie beugen und meinen, diese Piloten hätten kein Rückrad. Ist das in Ordnung oder kapieren die Leute einfach nicht, was da abläuft? In Brasilien scheint Massa unten durch zu sein..."
Sutil: "Das ist schon seltsam, denn ein Team ist ein Team. Manchmal bist du in der Gesamtwertung vorne und brauchst jede Hilfe, manchmal ist es dein Stallgefährte."

"Ich kann aber nicht verstehen, dass ein ganzes Land über einen Fahrer herfällt." Adrian Sutil

"Letztendlich musst du halt tun, was man von dir verlangt. Ich kann aber nicht verstehen, dass ein ganzes Land über einen Fahrer herfällt. So ist der Sport. Von außen ist es immer einfach zu sagen: 'Das würde ich nicht machen. Wenn ich Erster wäre, würde ich das ignorieren.' Aber so einfach ist das nun einmal nicht. Du kannst das nicht ignorieren, wenn du noch jahrelang in diesem Team fahren willst."

"Irgendwann schmeißen die dich sonst raus. Unterm Strich kommt es dem Rennstall darauf an, in der Teamwertung vorne zu sein und am besten noch beide Fahrer auf den Plätzen eins und zwei zu haben. Die Teampunkte sind aber das Wichtigste. Wenn da einer nicht mitspielt, dann wird er eben ausgetauscht. Dementsprechend muss man sich schon daran halten. Es ist eine Zusammenarbeit."

Frage: "Nach dem Rennwochenende in Ungarn beginnt die Sommerpause. Hast du schon Pläne für die Formel-1-Auszeit?"
Sutil: "Ich möchte eigentlich keine Pause machen. Für mich geht die Reiserei eigentlich nahtlos weiter, denn ich werde in Indien erwartet. Das ist natürlich klasse, doch ich muss dort auch arbeiten. Wenn ich zurückkomme, bin ich erst einmal vier Tage lang zuhause. Dann steht wieder etwas Arbeit an und so gehen die Wochen ins Land. Eine wirkliche Sommerpause habe ich also nicht."

Frage: "Den klassischen Strandurlaub gibt es bei dir demnach nicht?"
Sutil: "Nein. Ich werde aber versuchen, meinen Aufenthalt in Indien um zwei, drei Tage zu verlängern, damit ich noch ein bisschen entspannen kann. Das gelingt mir dann auch. Es ist halt nicht viel Zeit, deshalb muss man die paar Tage, die einem zur Verfügung stehen, gut nutzen."