• 06.03.2008 10:03

Sutil: "Gespräche haben stattgefunden"

Adrian Sutil im Interview über seine Verhandlungen mit zwei Topteams, seine Hoffnungen für die kommende Saison und frischen Wind bei Force India

(Motorsport-Total.com/sid) - Frage: "Adrian, du stehst vor deiner zweiten Saison in der Formel 1. Fühlst du dich anders als vor einem Jahr?"
Adrian Sutil: "Eigentlich schon. Ich kenne jetzt alles, was auf mich zukommt. Ich kenne alle Strecken und weiß, wie die Arbeit in diesem Jahr sein wird. Im letzten Jahr war ich überrascht, wie es in der Formel 1 ist. Es war viel Arbeit und ein richtig harter Job, den man erledigen muss. Aber es hat natürlich riesig Spaß gemacht."

Titel-Bild zur News: Adrian Sutil

Adrian Sutil hat wohl die schlechtesten Chancen der fünf Formel-1-Deutschen

"Jetzt bin ich schon irgendwie lockerer. Jeder in der Presse hat jetzt auch Material und Fotos von mir. Ich habe mich in der Formel 1 etabliert und die Leute kennen mich. Deswegen ist es jetzt einfach ein bisschen ruhiger, und ich habe mehr Zeit, mich optimal vorzubereiten. Ich weiß genau, auf was es ankommt."#w1#

Winter diente dem Tanken von Kraft

Frage: "Worauf kommt es denn an?"
Sutil: "Erst einmal darauf, dass man die freie Zeit nach der Saison nutzt, um Kraft zu tanken, damit man mit voller Energie und voller Freude in die neue Saison starten kann. Natürlich muss man sich weiter fit halten und regelmäßig trainieren, weil man unter der Saison nicht mehr ganz so viel Zeit dafür hat. Beim Testen werden dann erste Arbeiten für die neue Saison erledigt und man muss schauen, dass man das Auto so gut wie möglich hinbekommt."

"Ich bin Realist und erwarte in den ersten Rennen noch nicht ganz so viel." Adrian Sutil

Frage: "Was ist in dieser Saison für dich und dein Team möglich?"
Sutil: "Ich bin Realist und erwarte in den ersten Rennen noch nicht ganz so viel. Auch im Team ist jeder realistisch und weiß, dass wir nicht einen großen Schritt nach vorne machen werden. Unser Auto wird hoffentlich besser sein als 2007, aber man muss sehen, dass die anderen Teams auch nicht schlafen. Realistisch sollten wir da anfangen, wo wir im letzten Jahr aufgehört haben, und dann in den weiteren Rennen gegen Teams kämpfen wie Super Aguri, Honda und vielleicht Toro Rosso, obwohl die einen Schritt vor uns sind, wie es aussieht."

Frage: "Spürt man im Team den frischen Wind durch den neuen Besitzer Vijay Mallya?"
Sutil: "Das hat man vom ersten Tag an gemerkt. Alle sind extrem motiviert, und in Vijay Mallya ist jetzt eine richtige Führungskraft im Team. Er ist ein sehr erfolgreicher Geschäftsmann, und man merkt einfach, dass das Team jetzt einen Chef hat, der mit seinem Namen für das Team steht. Die ganze Organisation ist wesentlich professioneller aufgebaut. Wir haben Ziele, und das ist jetzt nicht einfach nur ein Projekt für ein Jahr, sondern für die Zukunft. Das macht Hoffnung."

Frage: "Es gibt nicht nur eine neue Organisation, es steht bestimmt auch ein bisschen mehr Geld zur Verfügung, oder?"
Sutil: "Ja, davon muss man ausgehen. Natürlich ist mehr Geld im Spiel, was die Entwicklung leichter macht. Die Ingenieure können endlich das entwickeln, was wir brauchen, um uns zu steigern. Im letzten Jahr musste man da Kompromisse eingehen. Jetzt ist mit dem neuen Budget einiges besser."

Fisichella als Messlatte

Frage: "Du hast im vorigen Jahr gleich zwei Teamkollegen verschlissen. Jetzt ist Giancarlo Fisichella neu im Team. Ist das für dich eine neue Messlatte und ist er auch ein anderes Kaliber als deine bisherigen Teamkollegen?"
Sutil: "Ich denke schon. Das ist wieder eine Herausforderung, und ich werde alles daran setzen, so nah wie möglich an ihm dran zu sein. Das ist auch für meine Zukunft in der Formel 1 sehr wichtig."

"Ich muss Giancarlo natürlich fordern und auf Augenhöhe mit ihm sein." Adrian Sutil

"Wenn ich gegen Giancarlo bestehe und auch von ihm lerne, dann glaube ich, dass es für mich weitergeht in der Formel 1. Das ist ein Jahr, das sehr wichtig ist. Ich muss ihn natürlich fordern und auf Augenhöhe mit ihm sein. Er hatte 2007 gegen Kovalainen im Qualifying immerhin ein ausgeglichenes Verhältnis mit 8:9, was für seinen Speed spricht."

Frage: "Es gab im Winter einige Spekulationen, dass du vielleicht das Team wechseln könntest. Wie viel war da dran, und bist du vielleicht enttäuscht, dass es mit einem Wechsel nicht geklappt hat?"
Sutil: "Enttäuscht bin ich ganz sicher nicht. Ich war den ganzen Winter über froh, dass ich mit Force India einen festen Vertrag habe. Als wir den Vertrag unterschrieben haben, war es auch so geplant, dass wir hier länger als nur ein Jahr bleiben."

"Natürlich fühlten wir uns geehrt, als mein Name nach nur einem Jahr in der Presse mit McLaren-Mercedes und Williams in Verbindung gebracht wurde. Man schaut sicher auch, wo es hingehen könnte und träumt sicher auch von einem Wechsel zu einem Topteam. Gespräche haben stattgefunden, aber meine Ablöse war wohl auch nicht ganz so niedrig. Jetzt werde ich hier noch eine Saison fahren. Darauf freue ich mich, und dann schauen wir mal weiter. Mal sehen, was die Zukunft bringt."

Frage: "Du hoffst also, dich ins positive Licht zu rücken und weiterzuempfehlen?"
Sutil: "Genau. Natürlich muss man auch abwarten, was mit diesem Team in den nächsten Jahren passiert. Vielleicht wird es erfolgreicher und vielleicht gelingt uns der Sprung nach vorne. Mein Ziel ist es, so schnell wie möglich in ein konkurrenzfähiges Team zu kommen, wo man um Punkte fährt, vielleicht um ein Podium. Es sollte längerfristig um den Sieg gehen, dafür bin ich in der Formel 1."

Worten sollen Taten folgen

Frage: "Dafür wäre es natürlich gut, an einem Fahrer wie Fisichella nicht nur dran zu bleiben, sondern vor ihm zu fahren, oder?"
Sutil: "Das ist auch mein Ziel, aber ich möchte am Anfang den Ball flach halten und mit Taten und nicht mit Worten überzeugen. Er ist eine harte Nuss, ein sehr erfahrener und routinierter Mann. Ich habe großen Respekt vor ihm. Lassen wir die Saison mal losgehen, ich freue mich darauf."

"Ich liebe neue Strecken und Herausforderungen." Adrian Sutil

Frage: "Es kommen in diesem Jahr neue Strecken, Stadtkurse in Valencia und Singapur. Freust du dich darauf?"
Sutil: "Auf jeden Fall. Ich liebe neue Strecken und Herausforderungen. Stadtkurse mag ich total gerne. Monaco ist eine meiner Lieblingsstrecken, auch Macao. Ich habe kürzlich den Plan von der Strecke in Valencia gesehen, das sieht sehr, sehr gut und viel versprechend aus. Das wird bestimmt ein cooles Rennen, und auch auf Singapur freue ich mich sehr. Die Stadt hat einiges zu bieten. Ich mag Asien extrem gerne und freue mich immer, wenn ich dorthin fliege. Es wird bestimmt eine klasse Saison."

Frage: "Zu deiner Vorliebe für Asien passt es dann ja perfekt, dass dein Team jetzt indische Wurzeln bekommt..."
Sutil: "Ja. Ich fühle mich auch in Indien ziemlich wohl. Ich war schon mal ein paar Tage dort. Sehr nette Menschen dort, eine extrem andere Kultur, und es gibt viel Neues zu sehen. Das ist eine komplett andere Welt und sehr interessant."

Frage: "Wann würdest du sagen, die Saison 2008 war für dich ein Erfolg?"
Sutil: "Wenn es am Ende mehr als ein Punkt ist. Man muss natürlich anvisieren, sich bietende Chancen zu nutzen. Irgendwo wird es vielleicht wieder ein Ausnahmerennen geben, dann müssen wir zur Stelle sein. Vielleicht schaffen wir es ja auch aus eigener Kraft, mal in die Punkte zu fahren - was ich erstmal natürlich noch nicht glaube, aber wer weiß, was passiert. Es müssten einfach mal ein, zwei Punkte werden, dann ist es in Ordnung."

Frage: "Standen auf deinem Weihnachtswunschzettel deshalb vielleicht ein paar Regenrennen?"
Sutil: "Ein paar Regenrennen, aber besonders stand auch ein schnelles Auto drauf."