Sutil: "Bin Mensch mit einem guten Herzen"

Adrian Sutil gibt seltene Einblicke in sein Privatleben, erklärt, warum er von 'Facebook' und 'Twitter' nichts hält und outet sich als Guitar-Hero-Profi

(Motorsport-Total.com) - Adrian Sutil galt vor allen in seinen Anfangszeiten als unkonventioneller Formel-1-Pilot. Vater Jorge Sutil stammt aus Uruguay und spielte bei den Münchner Philharmonikern Bratsche, auch Mutter Monika ist Pianistin. Doch der Gräfelfinger hat sich in der Königsklasse des Motorsports längst etabliert und beweist immer wieder seinen Speed, auch wenn der Sprung in ein Topteam bisher nicht gelungen ist.

Titel-Bild zur News: Adrian Sutil

Adrian Sutil hält sein Privatleben normalerweise streng unter Verschluss

Den privaten Sutil kennt man hingegen weiterhin kaum. Der 28-Jährige wirkt in Interviews stets reserviert, beinahe scheu und lässt wenige Einblicke in sein Leben abseits der Formel 1 zu. Das macht er laut eigenen Angaben ganz bewusst, auch wenn er sich nicht als scheuen Menschen bezeichnen würde.

"Das würde ich nicht tun", bestätigt er. "Im Fernsehen komme ich etwas anders rüber als im echten Leben. Im Fernsehen werden mir Fragen gestellt, die ich beantworten muss. Ich versuche, zu allen nett und freundlich zu sein und mich von meiner besten Seite zu präsentieren. Ich bin ein Mensch mit einem guten Herzen."

Warum Sutil 'Facebook' & Co. ablehnt

Der Sutil an der Rennstrecke unterscheidet sich aber vom privaten Sutil, meint der Force-India-Pilot: "Ich habe viele enge Freunde zuhause und wir haben dort eine gute Zeit, da bin ich vielleicht etwas anders, etwas entspannter. Das eine ist aber Business, das andere ist Freizeit. Natürlich ist man im Business nicht ganz so entspannt - vor allem nicht in diesem Business."

Piloten wie Sutils Landsmann Timo Glock nutzen auch soziale Netzwerke wie 'Facebook', um in Kommunikation mit Fans und Wegbegleitern zu treten. Die meisten Formel-1-Piloten haben inzwischen aus ähnlichem Grund auch einen 'Twitter'-Account. Doch das ist nicht Sutils Welt: "'Facebook' und 'Twitter' sind riesengroß auf der ganzen Welt, aber ich lege Wert auf mein Privatleben. Die Leute wissen wahrscheinlich schon zu viel über mich. Es wäre nicht gut für mich, auch 'Twitter' und 'Facebook' aktiv zu sein - zu viel Information. Ich bin kein Fan davon."

"Die Leute wissen wahrscheinlich schon zu viel über mich." Adrian Sutil

Der Guitar Hero der Formel 1

Nach wie vor ist Sutil aber ein großer Musikliebhaber. Bis zu seinem 14. Lebensjahr war der Bayer ein hochbegabter Pianist, entschied sich dann aber für den Motorsport. Heute lebt er seine Musikbegeisterung mit Freunden beim Computerspiel "Guitar Hero" aus. "Mein Lieblingsspiel ist Guitar Hero", erzählt er und gibt Einblicke in sein Privatleben. "Ich mache regelmäßig eine Jamsession mit Freunden. Wir sind eine Band von vier Leuten - Gitarre, Bass, Schlagzeug und der Sänger."


Fotos: Force India, Großer Preis von Singapur


Sutil kann seine Euphorie nicht verbergen: "Das ist das beste Spiel. Wann immer wir Zeit haben, spielen wir das - meistens in der Nacht, von acht bis zwölf. Diese Zeit ist für Guitar Hero reserviert. Daher weiß ich, wie unglaublich schwierig es ist, was Metallica da spielen." Durch die intensive Auseinandersetzung und durch sein Talent hat sich der Rennfahrer im wahrsten Sinne des Wortes zu einem Guitar Hero entwickelt: "Ich bin sehr gut darin, weil ich ja Klavier spiele. Wir spielen immer den höchsten Schwierigkeits-Grad. Ich bin immer bei 90 bis 100 Prozent, bin also wirklich ein Profi. Ich habe aber auch schon 1.000 Stunden gespielt."

"Mein Lieblingsspiel ist Guitar Hero. Ich mache regelmäßig eine Jamsession mit Freunden." Adrian Sutil

Sutil vermisst im Privatleben das Adrenalin

Doch nicht nur "Guitar Hero" hat Sutils Begeisterung geweckt - er outet sich allgemein als Computerspiel-Junkie. Neben Rennspielen spielt er auch gerne 3D-Shooter - "obwohl ich darin nicht so gut bin - ich werde immer sofort umgebracht", lacht er. "Wenn ich also bei den Shooter-Spielen verliere, dann wechseln wir zu den Rennspielen und dann bin ich wieder dort, wo ich sein sollte. Dann gewinne ich immer."

Doch Computerspiele können die wahre Formel 1 freilich nicht ersetzen. Daher verspürt Sutil zuhause rasch Sehnsucht nach dem Adrenalinkick, mit 300 km/h eine Kurve anzubremsen. Das Problem: Moderne Formel-1-Verträge verbieten den Piloten gefährliche Freizeitaktivitäten. Nicht ganz zu Unrecht, wie Red-Bull-Pilot Mark Webber mit seinen schweren Mountain-Bike-Unfällen in den vergangenen Jahren immer wieder bewiesen hat.

"Wir leben dieses Leben und sind alle Adrenalin-Junkies. Man bekommt nie genug." Adrian Sutil

"Man sucht immer nach extremen Dingen, aber man kann nicht viel tun", bestätigt Sutil. "Die riskanten Dinge sind zu gefährlich. Wenn etwas passiert, dann setzt man seine Karriere aufs Spiel. Das ist es nicht wert. Man sollte zweimal drüber nachdenken." Dabei gibt er zu, dass er durchaus für die Anziehungskraft von gefährlichen Extrem-Sportarten anfällig ist: "Ich würde natürlich gerne mehr verrückte Dinge machen - Fallschirmspringen und so weiter. Das habe ich bereits gemacht und ich werde es wahrscheinlich wieder machen. Wir leben dieses Leben und sind alle Adrenalin-Junkies. Man bekommt nie genug."