Surer über Rosberg: "Kämpft seit zwei Jahren als Supertalent"
'Motorsport-Total.com'-Experte Marc Surer nimmt die Leistungen von Nico Rosberg unter die Lupe und analysiert die Situation im Williams-Team
(Motorsport-Total.com) - Das Jahr 2008 hatte für Nico Rosberg so vielversprechend begonnen: Kaum waren die Startampeln zum Großen Preis von Australien verloschen, schon stand der Youngster gemeinsam mit Lewis Hamilton und Nick Heidfeld auf dem Siegerpodest - erstmals in seiner noch jungen Formel-1-Karriere. Williams schien dem ehemaligen GP2-Titelträger ein richtig gutes Auto gebaut zu haben, doch dieser Eindruck relativierte sich schon beim Blick auf die Ergebnislisten in Melbourne - und in den kommenden Rennen.

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Schafft Nico Rosberg mit Williams 2009 den großen Durchbruch?
Viel mehr Highlights hat es für Rosberg in der Saison 2008 seither nicht mehr gegeben, denn zu den sechs WM-Punkten aus Australien gesellten sich lediglich zwei weitere hinzu. Zu wenig für die Ansprüche eines kommenden Weltmeisters, wie auch 'Motorsport-Total.com'-Experte Marc Surer denkt: "Es ist hart für ihn", meinte der ehemalige Formel-1-Pilot.#w1#
Rosbergs Punktebilanz eher mager
"Er kämpft seit zwei Jahren als Supertalent und noch immer sitzt er in einem Auto, das innerhalb der Saison eher schlechter wird als besser", fasste Surer den Saisonverlauf bei Williams zusammen. Beim Blick auf das Gesamtklassement wird schnell klar, dass der britische Traditionsrennstall weiter ins Hintertreffen geraten ist.
Konnten in den ersten sechs WM-Läufen des Jahres noch insgesamt 15 Punkte eingefahren werden, so war die Ausbeute im Anschluss weniger schmeichelhaft: Lediglich einen Zähler konnte Kazuki Nakajima in Silverstone erobern - Williams kam bislang nicht über die 16-Punkte-Hürde hinaus. Und was beinahe noch pikanter ist: Sowohl der Rookie als auch Rosberg, liegen gleichauf in der WM-Wertung.
Interessanterweise hat sich ausgerechnet Debütant Nakajima bislang als der fleißigere Punktesammler erwiesen. Der Japaner holte in elf Einsätzen viermal Zählbares, Rosberg dagegen zehrt bis heute von seinem dritten Platz in Melbourne - der noch dazu durch zahlreiche Ausfälle der Konkurrenz begünstigt wurde.
Wie schon im vergangenen Jahr mit Alexander Wurz, so erhält der junge Deutsche also obendrein noch Gegenwind aus den eigenen Reihen, kann sich im Teamduell nicht entscheidend durchsetzen und positionieren. Die Frage bei Nico Rosberg ist, wie lange er sich noch bei Williams im Mittelmaß bewegen will und vor allem kann.
Regeländerungen als Chance für Williams
"Ein Fahrer muss natürlich aufsteigen, sonst geht er unter", erläuterte Surer. "Bei Nico ist diese Gefahr groß. Auf der anderen Seite haben wir im kommenden Jahr ein neues Reglement. Es gibt neue Autos, es gibt KERS und vielleicht ist diese Kombination gar nicht schlecht für das Williams-Team, um die Leute überzeugen zu können."
"Wenn Nico mit dem Williams vorne hinein fährt, dann ist das viel mehr Wert, als wenn er hinter einem Teamkollegen Hamilton Zweiter wird", meinte der Schweizer. "So gesehen, hat Nico im kommenden Jahr die Chance, sich für die Zukunft in eine gute Position zu bringen. Auf der anderen Seite, wäre er natürlich auf der sicheren Seite, wenn er bereits in einem Topteam wäre."
"Man muss immer sehen, wie einer in die Formel 1 gekommen ist. Für Nico war es sehr dankbar, dass er dort bei Williams untergekommen ist. Die haben ihn dort aufgenommen und die machen auch alles für ihn. In die Formel 1 zu kommen, das ist das eine Ding - und Williams ist kein schlechtes Team. Dass die jetzt nicht den großen Durchbruch schaffen, ist eigentlich eher überraschend."
Kommt der Aufschwung rechtzeitig?
Schon seit 2004 wartet man bei Williams auf den nächsten Sieg, von Weltmeisterehren träumt man gar seit Jacques Villeneuves Titelgewinn 1997 - die goldenen Jahre des Williams-Teams sind schon lange vorüber. Surer: "Man hat gedacht, dass es mit der Motoren-Reglementierung und den Einheitsreifen für Teams wie Williams mehr Möglichkeiten gibt."
"Wir sehen aber auch bei Red Bull und anderen unabhängigen Teams, dass sie sich eher schwer tun. Das hat man nicht voraussehen können. So gesehen, haben Nico und sein Management alles richtig gemacht, als sie ihn da untergebracht haben", meinte der 'Premiere'-Experte. Er ist fix in der Formel 1 und hat die Lehrjahre jetzt mehr oder weniger hinter sich."
Doch auch vor Rosberg gab es eine ganze Reihe 'ewiger Talente' in der Formel 1, die zwar hoch gehandelt, aber nie den entscheidenden Durchbruch geschafft haben - man denke nur an Jean Alesi oder Giancarlo Fisichella. Surer abschließend: "Jetzt kann man nur hoffen, dass Williams den Aufstieg schafft, sonst muss er das Team schleunigst wechseln."

