Surer: Silber und Rot auf gleichem Niveau

Unser Experte Marc Surer erwartet in Monaco ein Duell zwischen McLaren-Mercedes und Ferrari und traut Nico Rosberg eine Überraschung zu

(Motorsport-Total.com) - Der Freitag ist beim Monaco-Grand-Prix traditionell trainingsfrei, sodass unser Experte Marc Surer heute Gelegenheit hatte, das Donnerstagstraining in Ruhe zu analysieren. Der ehemalige Formel-1-Pilot, der selbst viermal im Fürstentum an den Start gegangen ist und 1981 als Sechster einen WM-Punkt geholt hat, rechnet nicht mit einer Neuauflage des 2007er-Rennverlaufs.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Lewis Hamilton zählt nach seiner Bestzeit am Donnerstag zu den Topfavoriten

Damals hatten die McLaren-Mercedes-Piloten Fernando Alonso und Lewis Hamilton das Geschehen sicher im Griff: Bis auf Felipe Massa, der über eine Minute Rückstand aufgebrummt bekam, wurde das gesamte Feld überrundet! Doch der neue Ferrari F2008 scheint auf dem engen und verwinkelten Kurs besser zu funktionieren als das Vorgängermodell, sodass vieles auf einen harten Zweikampf zwischen den beiden Topteams hindeutet.#w1#

McLaren-Mercedes nicht so überlegen wie 2007

Marc Surer mit Inga Stracke

Experte Marc Surer kommentiert in Monaco sein 200. Rennen für 'Premiere' Zoom

Eine silberne Dominanz erwartet Surer nicht, aber "zumindest sind sie konkurrenzfähig. Ich glaube jedoch nicht, dass es so krass ist wie letztes Jahr, denn damals hat Ferrari hier geschwächelt. Dieses Jahr sehe ich keine Schwäche von Ferrari, aber McLaren scheint auf dem gleichen Niveau zu sein", so der Schweizer am Freitag in Monaco. Es sei allerdings noch zu früh, um die Hamilton-Bestzeit von gestern schon auf die goldene Waagschale zu legen, weil ja am Donnerstag unterschiedliche Programme gefahren werden.

Tendenziell scheinen die Silberpfeile aber noch näher dran zu sein als bei den vergangenen Rennen, was laut Surer plausibel erklärbar ist: "Der McLaren kann besser über die Curbs fahren, das haben wir ja letztes Jahr schon gesehen. Außerdem gibt es viele Schikanen, wo man die Curbs nun mitnehmen muss, um schnell zu sein - am Schwimmbad zum Beispiel, wo sie die Leitplanken entfernt haben. Und das scheint McLarens Stärke zu sein."

Es ist kein Geheimnis, dass McLaren-Mercedes über die Randsteine - vielleicht dank eines ausgefeilteren Dämpfersystems - gegenüber Ferrari Vorteile hat, wie sich auch im Vorjahr mehrfach gezeigt hat. Damals waren Alonso/Hamilton in Monaco und Kanada stärker als die Ferraris. Das Erfolgsgeheimnis auf dem kanadischen Circuit Gilles Villeneuve ist nämlich ebenfalls, dass man in den vielen Schikanen möglichst sauber über die Randsteine kommt.

Ferrari und der Radstand

Nico Rosberg

Nico Rosberg ist aus deutscher Sicht der große Geheimtipp für Monaco Zoom

Auch liegt der Verdacht nahe, dass Ferraris längerer Radstand in Monaco ein Handicap sein könnte, aber dieser Theorie widerspricht Surer: "Ein kurzer Radstand muss in der Stadt nicht automatisch ein Vorteil sein, denn mit einem langen Radstand hat man ein gutmütigeres Auto. Außerdem reden wir da von etwa 15 Millimeter Unterschied, glaube ich. Das kann man vernachlässigen", winkt er ab.

Das BMW Sauber F1 Team sieht er "nahe dran" an Silber und Rot auf dem dritten Platz. Robert Kubica und Nick Heidfeld hatten gestern zwar gut eine Sekunde Rückstand auf die Spitze, aber "Kubicas Rückstand kann man mit Sprit erklären, denn die fahren am Freitag immer schwer", analysiert der 'Motorsport-Total.com'-Experte. Die große Überraschung war für ihn gestern aber ein anderer: Nico Rosberg.

Der Deutsche fuhr im Williams sensationell auf Platz zwei und rechnet sich eigenen Angaben nach Chancen auf einen Top-6-Startplatz aus. Surer hält das für durchaus realistisch: "Auch Nakajima war in den Top 10", glaubt er, dass das technische Paket gut funktioniert, "aber bei Nico ist das sicher eher der Fahrerfaktor. Es gibt in Monaco üblicherweise viele Ausfälle. Wenn er davon profitiert, ist ein dritter Platz drin."

Bei Regen: Geheimtipp Rosberg?

Adrian Sutil

Vor einem Jahr fuhr Adrian Sutil im Freien Regentraining sogar Bestzeit Zoom

Rosberg zählt der 56-Jährige auch zu den Geheimtipps in einem etwaigen Regenrennen, denn momentan liegt die Wahrscheinlichkeit dafür bei 90 Prozent. Auch Kubica, Monaco-Spezialist Giancarlo Fisichella und Adrian Sutil könnten bei solchen Bedingungen für eine Überraschung gut sein. Dass das Resultat durch Regen völlig auf den Kopf gestellt wird, käme für Surer aber unerwartet: "Die Topleute können ja auch im Regen fahren."

Fest steht eines: Sollte es trocken bleiben, dann wird es für die 20 Piloten im Rennen ganz schwierig, einen Konkurrenten zu überholen. Also werden wie so oft Start und vor allem die Strategie entscheiden, denn zumindest die Top 10 müssen sich schon vor dem entscheidenden Qualifying auf eine Startbenzinmenge festlegen. Gerade in Monaco spricht natürlich vieles dafür, auf Pole-Position loszugehen und dafür einen etwas kürzeren ersten Stint zu fahren.

Surer: "Ich glaube, wir werden unterschiedliche Strategien sehen, aber um auf Pole zu fahren, braucht es einen kurzen ersten Stint", so der Schweizer, der glaubt, dass alle entweder ein- oder zweimal an die Box kommen werden. "In der Theorie wäre ein Stopp die beste Strategie, aber man kann es sich nicht erlauben, schwer ins Qualifying zu gehen. Das Gewicht spielt hier zwar keine so große Rolle, aber es wird wohl um Zehntel- oder sogar Hundertstelsekunden gehen. Da darfst du nicht zu schwer sein."