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  • 07.02.2009 09:50

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Superlizenzen: Fahrer geben Mosley Kontra

Im Streit um die erhöhten Preise für die Superlizenzen gibt die Fahrergewerkschaft GPDA FIA-Präsident Max Mosley Kontra

(Motorsport-Total.com) - Wie schon im Vorjahr um diese Zeit sind auch vor Beginn der neuen Formel-1-Saison die FIA-Superlizenzen ein heißes Thema. Max Mosley, Präsident des Automobilweltverbandes, findet, dass die großteils hervorragend verdienenden Fahrer wegen der Gebührenerhöhungen keinen Aufstand machen sollten, während die Fahrer die Erhöhungen unangemessen finden.

Titel-Bild zur News: Klasse von 2008

Die Fahrergewerkschaft steigt gegen die erhöhten Gebühren auf die Barrikaden

"Das Geld der Superlizenzen", sagte Mosley diese Woche, "wird in Sicherheitsvorkehrungen investiert, von denen vor allem die Fahrer profitieren. In einem Steuerparadies zu leben und sich dann darüber aufzuregen, zwei Prozent des Gehalts abtreten zu müssen, das ist einfach dumm." Doch dieses Statement lässt die Fahrergewerkschaft GPDA nicht auf sich setzen. Sie hat nun mit einer eigenen Stellungnahme reagiert.#w1#

Massive Erhöhung im Winter 2007/08

Darin heißt es: "Angesichts der jüngsten Falschberichte über das Thema Superlizenzgebühren in bestimmten Medien und angesichts Herrn Mosleys jüngster Kommentare möchten wir folgende Standpunkte festhalten." Anschließend wird zunächst einmal die Erhöhung von 2007 auf 2008 dargelegt: 10.000 statt 1.690 Euro Basisgebühr, 2.000 statt 447 Euro pro WM-Punkt in der Vorsaison. Das war schon bisher bekannt.

Die Fahrer betonen weiter: "Diese Erhöhung wurde ohne vorheriges Gespräch mit den Fahrern festgelegt." Die Erhöhung sei aber "unfair, sowohl in der Art und Weise, wie sie eingeführt wurde, wie auch angesichts der Auswirkungen auf einzelne Fahrer." Beispiel: Kimi Räikkönen musste 2008 als amtierender Weltmeister um 648 Prozent mehr abdrücken als nach altem Gebührenschema, nämlich 230.000 Euro.

Mosley gibt zu, dass das viel Geld ist, findet solche Beträge angesichts der millionenschweren Fahrergagen aber gerechtfertigt. "Ich habe den Fahrern gesagt: 'Gebt mir Details zu eurem Einkommen, dann schaue ich, was ich machen kann.' Aber sie wollen mir diese Informationen nicht geben", so der FIA-Präsident. Sein Argument: Sollten die Gebühren die finanziellen Mittel eines Fahrers zu sehr belasten, könnte er sich etwas einfallen lassen.

Aber die GPDA, die übrigens in diesem Fall auch im Namen jener Fahrer spricht, die nicht Mitglied sind, lässt das nicht gelten: "Fahrergehälter sind vertraulich und sollten nur den Fahrern, ihrem Management und ihren finanziellen Beratern zugänglich sein, Das sollte respektiert werden." Sie seien nicht grundsätzlich gegen eine Erhöhung und hätten Mosley bei einem Treffen in Monza 2008 auch eine Erhöhung entsprechend der Inflation angeboten.

Zahlen die Fahrer für das FIA-Defizit?

Nicht einverstanden sind sie jedoch mit der dramatischen Erhöhung, wie sie zwischen 2007 und 2008 stattgefunden hat. Und dann kommt der Knackpunkt: "... Außerdem haben die Fahrer angeboten, Wege zu finden, wie sie der FIA helfen können, das Defizit von 1,7 Millionen Euro aufzutreiben, welches die FIA für den Verbandsbetrieb 2008 benötigen würde." 2009 erwarte die FIA laut GPDA-Statement ein Minus von drei Millionen Euro.

Mosley selbst habe diese Summen beim Treffen in Monza genannt, heißt es. Das ist natürlich harter Tobak und lässt diverse Gebührenerhöhungen in verschiedenen FIA-Bereichen in einem anderen Licht erscheinen. Zum ersten Mal steht schwarz auf weiß, dass der Automobilweltverband finanzielle Sorgen hat - und viele fragen sich: Ist die 100-Millionen-Dollar-Geldstrafe gegen McLaren-Mercedes wirklich in die angegebenen Kanäle geflossen?

Alles Spekulation. Was aber Fakt ist, sind weitere Argumente der GPDA: Die FIA-Superlizenz sei die mit Abstand teuerste Sportlerlizenz der Welt - auf Platz zwei folgen die NASCAR-Lizenzen mit 4.000 US-Dollar (umgerechnet gut 3.100 Euro). Pro Jahr tragen die Superlizenzen laut GPDA-Angaben 1,7 Millionen Euro zum FIA-Budget bei; Lewis Hamilton muss 2009 etwa 270.000 Euro zahlen. Da machen die Fahrer nicht mehr mit...