Strategiegruppe: Mitarbeiter- statt Budgetobergrenze?

Auf der Suche nach kostensenkenden Maßnahmen wird die Anzahl der Mitarbeiter ins Auge gefasst, wahrscheinlich ist eine Personalobergrenze derzeit aber nicht

(Motorsport-Total.com) - Weil mehrere Formel-1-Teams finanziell gesehen nicht oder kaum noch lebensfähig sind, bleiben kostensenkende Maßnahmen in der Königsklasse weiterhin ein heiß diskutiertes Thema. Aber während Bestrebungen, eine verbindliche Budgetobergrenze einzusetzen, in der Vergangenheit kläglich gescheitert sind, wird nun offenbar über eine maximale Mitarbeiteranzahl zumindest nachgedacht.

Titel-Bild zur News: Gestione Sportiva: Die neue Ferrari-Fabrik in Maranello

Ferrari baut gerade einen neuen Gebäudekomplex für das Formel-1-Team Zoom

Laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' kam das Thema beim ersten Treffen der neuen Strategiegruppe am 21. Oktober zur Sprache. Der Strategiegruppe gehören neben Bernie Ecclestone (als Vertreter der Inhaber der kommerziellen Rechte) und der FIA auch sechs Teams an, nämlich Ferrari, McLaren, Red Bull, Mercedes, Williams und Lotus - mit Ausnahme von Lotus also durchaus Unternehmen, die als nicht akut insolvenzgefährdet gelten.

Innerhalb der Strategiegruppe gibt es Stimmen, die sich eine Obergrenze von 300 bis 350 Mitarbeiter pro Team vorstellen können. Interessant in diesem Zusammenhang: Im Zuge der Diskussion, die eigentlich geheim gehalten werden sollte, gab Ferrari derzeit rund 700 Mitarbeiter an, Red Bull 650, McLaren 630, Mercedes und Williams je 600 und Lotus 500. Die Mitglieder der Strategiegruppe sind damit auch was Personal angeht den anderen fünf Teams überlegen.

Denn während Force India auf 310 Mitarbeiter geschätzt wird und Sauber und Toro Rosso laut unseren Informationen bei jeweils rund 300 Mitarbeitern stehen, muss Caterham mit 250 und Marussia gar nur mit 170 Mann auskommen. Diese Teams würde eine Personalobergrenze also nicht treffen. Für die Branchenführer allerdings wäre die angedachte Variante eine glatte Halbierung - schwer vorstellbar, dass Ferrari und Red Bull so einer Maßnahme zustimmen würden.

Christian Horner

Christian Horner und Red Bull lehnen eine Budgetobergrenze kategorisch ab Zoom

Wie das Protokoll der Strategiegruppe vom 21. Oktober verrät, zeigt vor allem Red Bull kein großes Interesse an einer Kostenkontrolle in der Formel 1, sondern ist sogar "vehement" dagegen, weil solche Maßnahmen impraktikabel und unmöglich zu überwachen seien. Ferrari wiederum investiert gerade in einen neuen Gebäudekomplex in Maranello, weshalb auch die Scuderia kein Interesse daran haben kann, die Hälfte aller Mitarbeiter vor die Tür setzen zu müssen.

Wesentlich realistischer erscheint dafür die Idee, die Anzahl der sogenannten gelisteten Teile weiter zu reduzieren. Dabei handelt es sich um jene Komponenten eines Autos, die ein Team selbst entwickeln muss, um als Konstrukteur zu gelten. Als gelistete Teile werden derzeit zum Beispiel auch Kühler, die Lenkung, der Benzintank und Komponenten des Bremssystems gewertet - also durchwegs Teile, die ein einheitlicher Zulieferer viel billiger produzieren könnte...