Stoddart: Schlechte Karten für USF1
Ex-Minardi-Eigner Paul Stoddart sieht kaum Erfolgschancen für das neue USF1-Projekt: "Wie wollen sie einen amerikanischen Sponsor bekommen?"
(Motorsport-Total.com) - Das amerikanische USF1-Projekt wird kommen. Ken Anderson und Peter Windsor haben bei der offiziellen Teamvorstellung verkündet, dass sie 2010 einsteigen werden und das nötige Budget sicher hätten. Die Ankündigung ist bei vielen Mitgliedern des Formel-1-Zirkus auf positive Resonanz gestoßen, doch es gibt nach wie vor Zweifler. Ex-Minardi-Boss Paul Stoddart kann sich nicht erklären, wie man ein solches "Amerika-Projekt" stemmen will.

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Paul Stoddart war von 2001 bis 2005 als Besitzer von Minardi engagiert
"Ich glaube, es wird noch ein bis zwei Jahre dauern, bis man die Kosten in der Formel 1 wirklich im Griff hat. Ich glaube absolut nicht daran, dass neue Teams aus den USA kommen werden", sagte Stoddard der Agentur 'Reuters'. Und weiter: "Wenn überhaupt, dann werden höchstens europäische Teams hinzu kommen. Ich würde sagen, dass wenn man ein erfolgreiches Programm auf die Beine stellen will, man seine Basis unbedingt in Großbritannien haben muss."#w1#
"Solange man nicht so unglaublich viel Geld wie Ferrari oder Toyota zur Verfügung hat, muss man von England aus operieren. Die meisten Fachleute kommen aus Großbritannienund die wollen auch nicht wirklich in anderen Ländern leben", sagte der australische Unternehmer. USF1 will seine Teambasis in der NASCAR-Hochburg Charlotte etablieren und dort mit rund 100 Fachleuten arbeiten.

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Peter Windsor wird als USF1-Sportdirektor agieren, Ken Anderson wird Teamchef Zoom
"Ich persönlich sehe eigentlich gar keine Chance, sich in den USA einen großen Sponsor oder Partner zu angeln, solange es dort nicht einmal ein Rennen gibt", drückte Stoddart seinen Pessimismus aus. "Es gibt nur extrem wenige Amerikaner, die sich wirklich für die Formel 1 interessieren. Dort wird es ganz sicher schwieriger, das nötige Geld aufzutreiben als in Europa. Es wird unmöglich."
In den USA habe man am Beispiel der ChampCar recht gut erkennen können, wie das Sponsoringsystem in den Staaten aufgebaut sei: "Man konnte die Firmen an einer Hand abzählen, die nicht als persönlicher Partner eines Fahrers dabei waren. Man brauchte wahrscheinlich nicht einmal alle Finger der einen Hand." Umso wichtiger könnte es für USF1 werden, sich amerikansiche Piloten zu sichern, die finanzstarke persönliche Geldgeber mit in das Projekt einbringen.
Obwohl man mit der FOTA auf einem guten Weg zur Kostensenkung sei, werde die Formel 1 ein problemreiches Jahr erleben, prophezeite Stoddart: "Ich denke, es wird noch sehr hart. Wir haben gerade einmal zehn Teams. Sind wir wirklich sicher, dass wir das Ende 2009 auch noch sagen können?", spielte der Australier auf die angeblichen Rückzugsgedanken weiterer Hersteller an.
"Lasst uns erstmal abwarten, was nun mit Honda geschieht. Und dann wollen wir mal sehen, ob nicht vielleicht auch ein oder zwei andere Teams solche Gedanken im Hinterkopf haben", sagte Stoddart. "Ich habe viel mehr Sorgen, dass wir die aktuellen zehn Teams erhalten. Ich mache mir doch jetzt noch nicht über ein mögliches elftes oder zwölftes Team Gedanken."

