• 05.03.2002 10:46

  • von Marcus Kollmann

Stoddart: "Ich wusste, dass wir es schaffen würden"

Der Minardi-Teamchef über die Begeisterung der Australier, den fünften Platz, die Glücksgefühle und die Sache mit TWR und Prost

(Motorsport-Total.com/Haymarket) - Nicht Ferrari, nicht BMW-Williams und auch nicht McLaren-Mercedes waren es die die Seiten der australischen Tageszeitungen vor und vor allem nach dem Australien-Grand Prix mit Schlagzeilen füllten, sondern Paul Stoddart und sein Minardi-Team.

Titel-Bild zur News: Paul Stoddart und Mark Webber auf dem Podium

Stoddart und Webber feierten den fünften Platz wie einen Sieg

Schon im Vorfeld des Grand Prix hatten der Teamchef und Mark Webber bei PR-Auftritten das Interesse auf sich gezogen. Lediglich durch die Bestätigung, dass Tom Walkinshaw irgendwie in den Aufkauf der Konkursmasse des Prost-Teams verwickelt ist, wurde die bis zum Freitag ausgesprochen gute Stimmung beeinträchtigt. Doch nach dem fünften Platz von Mark Webber am Sonntag war all der Ärger wieder vergessen und Stoddart und sein Team feierten die zwei WM-Punkte ausgelassen wie einen Sieg. Nach der Champagner-Dusche auf dem Podium, stellte sich der Teamchef folgendem Interview.

Frage: "Das ist für Sie eine großartige Woche gewesen. Wie würden Sie das Erlebte beschreiben?"
Paul Stoddart: "Ich denke, dass diese Woche als eine Woche die von einem Team dominiert wurde in die moderne Renngeschichte eingehen wird - rein aus dem Blickwinkel der Aufmerksamkeit die es in der Presse auf sich zog her gesehen. Das war einfach unsere Woche und ich bin sehr stolz. Mir fehlen ehrlich gesagt die Worte. Es war einfach so fantastisch und hörte nie auf, die ganze Woche war es einfach toll."

Frage: "Als Sie den Staub in der ersten Kurve aufwirbeln und den Rauch sahen, was für Gedanken gingen Ihnen das durch den Kopf?"
Stoddart: "Ich wusste, dass unsere beiden Fahrer nicht mit Hilfe der Traktionskontrolle starten würden, denn es gab da kurz vor dem Start des Rennens Probleme damit und beide mussten manuell starten. Dadurch wusste ich, dass sie eine Chance hatten nicht in den Unfall hineingezogen zu werden. Ich habe einfach nur gedacht, dass wenn sich diese traumhafte Woche fortsetzen würde, dass ich dann, nachdem der Staub sich gelegt hat, noch zwei schwarze Minardis im Rennen sehen würde. Der Rest ist bekannt."

Frage: "Und was haben Sie gedacht, als Sie auf den Monitoren nach dem Durchfahren des ersten Sektors Ihre beiden Fahrer an achter und neunter Stelle liegen sahen?"
Stoddart: "Ich konnte es gar nicht glauben. Wenn so eine Sache wie die beim Start passiert, dann sorgt man sich zuallererst um die Gesundheit der Fahrer. Man schaut, ob die Autos noch auf der Strecke und die eigenen Fahrer in Ordnung sind. Dann schaut man, ob es allen anderen auch gut geht. Und erst anschließend kümmert man sich um das was passieren könnte. Wird das Safety-Car hinausgeschickt oder die Rote Flagge gezeigt? Aber es gab da auch noch den Zwischenfall mit den beiden Arrows in der Startaufstellung und ich wusste nicht, ob sie wieder in das Rennen zurückkehren würden oder nicht. Als wir sahen dass die Strecke nicht total blockiert war an der Unfallstelle nicht sehr viele Trümmerteile herumlagen, da hofften wir, dass nur das Safety-Car auf die Strecke geschickt wird. Ich habe sofort mein Headset abgenommen, um zu hören, ob das bereitstehende Safety-Car losfahren würde. Ich hörte den Mercedes dann aus der Boxengasse fahren und dachte mir, dass wir diese Chance nutzen können würden."

Frage: "Sie sagten, dass beide Fahrer Probleme hatten. Was waren das für Schwierigkeiten mit denen die beiden kämpften?"
Stoddart: "Ja. Mark hatte Probleme mit dem Differenzial und bei Alex verursachten die Temperaturen des Differenzials Probleme."

Frage: "Und was passierte dann beim Boxenstopp von Mark Webber?"
Stoddart: "Wie gesagt, wir hatten diese Probleme mit der Traktionskontrolle, welche ja nicht funktionierte. Dieses System ist aber direkt mit dem Tempobegrenzer zur Einhaltung der Geschwindigkeit in der Boxengasse verknüpft und sorgt beim Aktivieren auch dafür, dass sich der Verschluss der Benzinklappe öffnet. Wir wussten zu dem Zeitpunkt seines Stopps, dass er eine Runde vor Salo Vorsprung hatte, weshalb wir einfach nur ruhig bleiben mussten. Es gab keinen Grund, um etwas Dummes zu tun. Denn wir mussten nur ruhig an dem Problem arbeiten und dafür sorgen, dass er wieder auf die Strecke fahren könnte. Genau das haben wir auch getan."

Frage: "Mika Salo holte am Ende den Rückstand auf, doch Sie wussten, dass Sie im schlimmsten Fall nur Sechster werden würden, wenn er an Webber einen Weg vorbeifinden würde oder?"
Stoddart: "Ja, wir waren uns dessen bewusst, doch wir wollten Platz fünf um jeden Preis verteidigen, weshalb es bis zum Ende richtig spannend gewesen wäre. Salo hatte ein besseres Auto zur Verfügung und Mark fuhr seinen Heim-Grand Prix. Ich will gar nicht darüber sprechen was wohl passiert wäre, doch Mark hatte die Unterstützung der Massen im Rücken und den Mut und die Entschlossenheit seinen fünften Platz zu verteidigen. Ich denke, dass es bei einem Überholmanöver ein interessantes Ende geworden wäre."

Frage: "Wie bewerten Sie Marks Leistung insgesamt?"
Stoddart: "Was hätte man mehr tun können, um dieses Wochenende noch zu toppen? Sie haben uns sogar auf das Podium gelassen und die Nationalhymne für uns gespielt. Michael Schumacher stoppte mich in der Boxengasse, um mir zu gratulieren. Wir waren in der Ferrari-Garage, wo sie wirklich nette, vom ganzen Herzen kommende Sachen gesagt haben."

Frage: "Hat dieser fünfte Platz und die damit verbundene Freude für die Kontroverse um TWR und Prost entschädigt?"
Stoddart: "Ja, man kann das jetzt vergessen. Nachdem der französische Liquidator eine Pressemitteilung herausgegeben hat, mache ich mir bezüglich dieser Angelegenheit keine großen Gedanken mehr."